Am Samstag, dem 25. Oktober 2025 lud der Crossnight Gütersloh e.V. zu einer großen Geburtstagsfeier – und ich durfte dankenswerter Weise dabei sein! Chapeau allein schon mal für die nette Datumswahl…
Zur kurzen Einordnung der Veranstalter: Crossnight bringt Rockmusik verschiedener Couleur auf die Bühnen in und um Gütersloh – und das bereits seit dem ersten Konzert rund um die Jahrtausendwende. Während der Verein zunächst verstärkt darauf baute, reine Newcomer-Konzerte zu veranstalten, verfolgt er seit 2011 ein noch viel logischeres Konzept: So organisieren sie seitdem Konzerte, bei denen neue mit bereits etablierten Bands zusammen spielen. Das schafft einerseits neue Kontakte unter Musiker*innen und sorgt andererseits für vollere Clubs und eine musikalische Horizonterweiterung des Publikums. Und es ist echt krass, wie viele der Bands ich kenne, die bereits bei einer Crossnight gespielt haben, darunter u. a. Mambo Kurt, Findus, Adolar, Radio Havanna, Mr. Irish Bastard, Sondaschule, Montreal, Caliban, His Statue Falls, Marathonmann, Evergreen Terrace, Annisokay, Rogers, Watch Out Stampede, Anchors & Hearts, Chiefland, Leto, Sperling, Arkaden, Our Mirage und KMPFSPRT.
Nun fand also das 25. Jubiläum statt, zu dem es der Verein echt ordentlich krachen ließ. Für mich war das tatsächlich der allererste Abend in der Stadthalle Gütersloh, die man sonst eher für verschiedene Messen, Comedy-Programme und Konzerte gemäßigterer Genres kennt.
Los ging es pünktlich um 19 Uhr mit der Band Zukunft Zwei aus Paderborn. Ich finde, ihre eigene Beschreibung bringt ihren Musikstil tatsächlich sehr treffend auf den Punkt: DIY und irgendwo zwischen Punk, Emo, Host-Hardcore und Indie. Weil ja… irgendwie sind sie alles davon. Ich war positiv überrascht, da sie mich mit ihrem Sound an Bands wie Matula, Captain Planet, Adolar und eine Prise Marathonmann erinnern. Mit einem musikalisch so guten Start hatte ich bei einer lokalen Band ehrlicher Weise gar nicht gerechnet und so vergingen die knapp 30 Minuten Spielzeit wie im Flug.

Kurz zur Location: Im hinteren Bereich des Saals, in dem das Mini-Festival stattfand, gibt es einen Tribünen-Bereich mit zahlreichen Sitzplätzen, der von den verschiedensten Zielgruppen vor Ort verdammt gut angenommen wurde. Auch für mich wurde er zu einer willkommenen Zuflucht mit toller Sicht auf die Bühne. Im seitlichen Bereich in Richtung Eingang des Saals befand sich eine fest installierte Bar, wo man neben Getränken auch Süßigkeiten und sogar Brezeln erwerben konnte. Ein bisschen lustig fand ich natürlich, dass die dort arbeitenden Leute sich ungewöhnlich stark vom Publikum abhoben. Während sie da ganz nach Dresscode der Stadthalle in feinen Blusen und Hosen einen verdammt guten Job machten, trugen die Festivalbesucher*innen überwiegend Bandshirts und teilweise sogar wilde Frisuren, Kutten mit verschiedenen Patches. Wo wir gerade schon bei der Kleidung sind… die Garderobe kostete pro Teil schmale 1,50 Euro und neu einkleiden konnte man sich außerhalb des Konzertsaals in einem Bereich, der sich in den Umbaupausen ohnehin immer wieder mit einem Großteil der Besucher*innen füllte.
Die nächste Band kündigte sich bereits durch ein paar Fahnen im Publikum an… es war Zeit für Jack Pott aus Bad Schwartau. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie für die Gesamtheit ihrer 45 Minuten Spielzeit die Bühne komplett für sich einnehmen konnten. Weil holy freaking cow… was für eine Energie, was für eine Show! Und das Publikum wurde von dieser Energie angesteckt: Es wurde gepogt, (quasi unter Wettbewerbsbedingungen) beschissen getanzt, im Takt geklatscht und das alles so, als gäb’s kein Morgen mehr. Besonders spaßig fand ich, dass sie ihren eigentlichen Banner nicht dabei hatten und ihre Tourmanagerin daher einen provisiert hat und ansonsten leben vor allem die Synthie-Elemente zwischen Wir sind Helden und Nena und die politischen, sozialkritischen und überaus unterhaltsamen Texte wie Die Kinder auf der Straße haben mich gesiezt ab sofort mietfrei in meinem Kopf. Also wenn ich mir vorstellen könnte, dass aus einer Band in naher Zukunft richtig was werden könnte, dann aus Jack Pott!

Während der Umbaupausen lief übrigens so viel Musik, bei der ich dachte, die hätte auch einfach aus meinen Beiträgen hier stammen können – darunter Kapelle Petra, Hi! Spencer, Blond, Broilers… ein Traum!
Bei der dritten Band des Abends realisierte ich dann mal, wie rappelvoll es doch mittlerweile war. Massendefekt sorgten für eine ausgelassene Stimmung, das Publikum war von Tanzen und Pogen bis Crowdsurfing wirklich viel in Bewegung und die Mitsingchöre waren verdammt laut. Womit ich nun wirklich nicht gerechnet hätte, war die Coverversion des Songs Junimond von Rio Reiser. Sagen wir mal so… ich bin nicht der größte Fan der Band, weil mir irgendwo ein Funke fehlt, der mich auch noch so wirklich mitreißt, aber ins Line-Up des Festivals passten sie offensichtlich perfekt rein. Und das ist hier am wichtigsten.

Wer nun mich oder Schallgefluester nur ein wenig kennt, der weiß sicher, dass ich mich vor allem auf die letzte Band des Abends gefreut habe. Und mit nur leichter Verspätung war es gegen etwa 22.50 Uhr dann auch soweit und Adam Angst betraten nach einem selbstironischen Intro rund um den Ruf ihrer Band und der Nutzung von Handytaschenlampen endlich die Bühne. Die Setlist ging quer durch die Alben, was sich natürlich vor allem bei so „Klassikern“ wie Splitter von Granaten eindrucksvoll zeigt, der so viele politische Ereignisse aus 2015 aufgreift, bei denen man mittlerweile leider nur noch denkt: Krass, das wurde irgendwie nochmal deutlich schlimmer… Schön fand ich auch, wie Sänger Felix sich selbst über Crowdsurfing an den verrücktesten Stellen amüsierte, da man das einfach auch sofort in seiner Stimme hörte. Es ist aber auch irgendwie absurd und passt doch perfekt, dass eine Band mit so ernsten und sozialkritischen Texten regelrecht mit Hand-Herzen 🫶 um sich wirft. Allgemein wurde und wird auf jedem Konzert der Band Rücksicht groß geschrieben. So weisen sie darauf hin, dass die Hände von Männern nicht unaufgefordert an Frauen landen sollen und es gibt sogar eine offizielle Geste für „halt stopp, hier stimmt was nicht, bitte unterbrecht das Konzert für einen Moment“. Die Band scannt stets das Publikum nach Auffälligkeiten ab, damit sich auch wirklich alle wohlfühlen können. Und das war zumindest an diesem Abend eine Mammutaufgabe, da das Publikum wirklich viel in Bewegung war! Prompt gab es sogar eine kleine Unterbrechung, als jemand im Pit seine Brille verlor (und schließlich zum Glück heil wieder fand). Awareness auf diesem Level? Eine absolute Green Flag!
Bisschen witzig war dann noch, als plötzlich der Schlagzeughocker von Joe spontan den Geist aufgab und Zukunft Zwei ihm ein Ersatzexemplar liehen, damit er den restlichen Abend nicht den im Stehen spielenden Bela B mimen musste.

Du kannst dir sicher ausmalen, was das mit mir gemacht hat, als der Festivalabend sich dem Ende neigte. Klar war ich voller Adrenalin, Glück und Vorfreude auf meine Fotos, aber es war auch schade um so ein verdammt schönes Festival, das aus meiner Sicht einfach toll organisiert war und eine tolle Zusammenstellung an Bands geliefert hatte.
Konzertfotos: 25 Jahre Crossnight in Gütersloh
mit Zukunft Zwei, Jack Pott, Massendefekt & Adam Angst
Transparenzhinweis: Ich durfte das Festival kostenlos besuchen. Meine Persönliche Meinung zum Event bleibt davon unberührt.




































































































































































