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[dropcap]A[/dropcap]nfang März in Köln. Der für Schallgefluester wohl beste Club der Stadt lädt heute zum großen Tanz. ADAM ANGST feiern ihren großen Tourauftakt im Underground Cologne und der Laden ist restlos ausverkauft. Auch die Gästeliste platzt aus allen Nähten. Doch ist dieser allgemeine Hype um diese neue Band überhaupt berechtigt?

Kurz nach offiziellem Einlassbeginn ist es noch schwer vorstellbar, wie der Underground an diesem Abend kochen soll. Doch vielleicht ist dies ja diese berühmt berüchtigte Ruhe vor dem Sturm.
Bereits wenige Augenblicke später, wir schreiben etwa 20 Uhr, zeigt sich der Club schon von seiner kuscheligeren Seite. Smile and Burn aus Berlin eröffnen den heutigen Abend. Zwar gibt sich das Publikum noch etwas verhalten, aber hier und da tanzen die ersten Leute und es wird schon wärmer auf der Tanzfläche. Diese Szenerie erstaunt auch die fünf Punkrocker. Es gab schon Headlinershows in diesen Gefilden, bei denen wesentlich weniger los war.

So überzeugt die Band mit der „immer gleichen Setlist, aber individuellen Ansagen“ mit einer wahrlich energetischen mikrofonzerstörenden Show, in der viel über die Bühne gesprungen wird. Für mich ein ganz besonderer Moment, schließlich muss ich gestehen, dass ich im Vorfeld bei Spotify noch nicht so überzeugt war. Live hingegen hat mich die Band durch ihren musikalischen Stilmix wirklich umgehauen.
Etwas befremdlich wirkt hingegen die junge Dame in der ersten Reihe links, welche akribisch Showabläufe in ihr Notizbuch kritzelt. Auch wenn sie mitsingen kann, so wirkt es an dieser Stelle irgendwie deplatziert.

Als Nächstes betreten Kmpfsprt die Bühne. Zu solidem Deutschpunk taut das Publikum recht weit vorn weiter auf und in der Mitte wird es bereits sportlicher. Und die Show hat es in sich – der Neue an den Drums scheint so gut in die Band integriert, als hätte er nie wo anders gespielt. Die Coverversion des Münchener Freiheit-Hits „Ohne dich (schlaf ich heut Nacht nicht ein)“ spaltet zwar gewissermaßen das Publikum, doch bei „Musikdienstverweigerer“  eskaliert in den eh schon sportlichen Reihen schließlich so ziemlich alles und jeder (oder sind es nur wir?), als Felix Schönfuss die Bühne entert und seine Zeilen schmettert. Ein Moment wie Ostern, Geburtstag und Weihnachten zusammen!

Der Weg zu Adam Angst schließlich wird durch ein ganz besonderes Intro geebnet „Always look on the bright side of life…“ – man kann gar nicht anders als mitzupfeifen.
Was danach folgt, ist in Worten nicht mehr auszudrücken. Adam Angst reißen den Underground fachgerecht durch eine beeindruckende energetische Show ab. Besonders Frontsänger Felix beeindruckt durch sein pures Charisma und die Interaktion mit Band und Publikum. An so manchen Stellen scheinen komplett Adam Angst ebenso fasziniert zu sein, wie die Meute – sagen wir zumindest die, die wir aufgrund unserer Größe von ganz vorn erahnen können – tanzt, springt, mitgrölt und auf eine trotzdem sehr rücksichtsvolle Art und Weise abgeht. Besonders Zeilen wie „Ich hab‘ ’nen Nazi am Geruch erkannt“ sitzen einfach. Das kommt wohl so gut an, dass sich Teile der Band etwa an zwei Stellen des Sets plötzlich mitten im Publikum wiederfinden. Schade ist: Leider hat Adam Angst bisher nur ein Album veröffentlicht und keine Frau Potz „Coverversionen“ eingeübt. Auch Blackmail und FJØRT scheinen angesichts der Bandzusammenstellung nicht als weitere musikalische Optionen in Frage zu kommen. Adam ist schlau und behält „Splitter von Granaten“ dem Publikum zunächst vor. Doch das ist mit dem Album ausreichend vertraut und lockt die Band mit lauten „ADAM ANGST!“-Rufen wieder auf die Bühne hervor, um zum großen Finale anzusetzen. Am Ende singt der Underground den Song dann sogar einfach ohne Felix und Band ein Stück weiter. Gänsehaut!

Danke Köln. Danke Smile and Burn. Danke Kmpfsprt. Danke Adam Angst. Und wenn wir uns noch so oft Gästelistensprüche von Felix anhören müssen, das war es wert. Denn wir gingen schließlich auch ziemlich zu der ganzen Show ab und ernteten als Dank nicht nur super gute Laune, sondern auch Hörstürze. Sei’s drum…

Auch der Rundumblick nach dem Gig spricht für sich. Ob FJØRT, Ingo Donot oder Gerüchten zufolge Teile von Idle Class – ein solches Publikum sieht man nicht überall.

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