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[dropcap]E[/dropcap]s ist aus. Schallgefluester hört auf. Wir stellen unsere Arbeit Ende 2016 ein. Alle Hintergrundinformationen zum Ende nach drei ereignisreichen Jahren erfährst Du hier…

Okay, okay. Du hast uns erwischt. Auch wenn wir uns damit selbst vielleicht ins Knie schießen, weil Du direkt wieder enttäuscht abziehst: Nein, wir hören nicht auf. Doch auf den Artikel geklickt hast Du trotzdem, sei es aus Entsetzen oder Sensationsgeilheit. Wir möchten uns auch aufrichtig für die Falschmeldung entschuldigen und versprechen, dass wir das kein zweites Mal mit machen werden.
Doch jetzt, wo wir Deine Aufmerksamkeit erhaschen konnten, solltest Du bitte auch einmal nachlesen, wieso wir mit provokativem Clickbait so um Deine Aufmerksamkeit gekämpft haben…

Was ist passiert?

Wir haben bereits eine ganz schöne Basis an Fans ansammeln können. Ob aus dem Publikum, hinter den Kulissen oder sogar innerhalb von Bands – Schallgefluester ist schon bekannter als man vielleicht glauben mag. Und das macht uns echt stolz.
Nur ist es derzeit noch so, dass wir deutlich mehr Energie und Geld in eine Sache stecken, bei der im Endeffekt noch zu wenig für den Aufwand herauskommt. Das ist echt schade und ist auf ewig so nicht zu stemmen. Wir würden so gern mehr daraus machen, weil wir alle davon profitieren können. Ja, auch Ihr habt etwas davon. Doch fangen wir mal von vorn an…

Wir wissen nicht mehr weiter. Unsere Likes stagnieren, unsere Zugriffszahlen könnten besser sein und zum Teil sieht nicht mal ein Zehntel unserer Fans unsere neuen Beiträge in der Facebook-Timeline. Klingt beschissen, ist es auch. Wir fotografieren und berichten also, ohne dass ein Großteil von Euch das überhaupt bemerkt.

Experiment: Mehr Reichweite durch Geld?

Da wir in letzter Zeit immer öfter damit vertröstet werden, dass wir zwar großartigen Content bieten, aber zu wenig Reichweite bieten, blieb uns nichts Anderes übrig, als ein paar Dinge auszuprobieren. Wir veröffentlichen mal mehr und mal weniger Beiträge auf dem Blog und auf Facebook, vernetzten uns stärker und stellten Euch Fragen… doch die Lage blieb so schlecht wie schon lange nicht mehr. Aus der reinen Frustration heraus wagten wir uns also an ein Experiment, in dem Geld eine Rolle spielt.

Was passiert, wenn man den ständigen Nervereien von Facebook klein beigibt und einmal Geld investiert? Dazu starteten wir zwei kleine Versuche. Zwei eigentlich recht erfolgsversprechende Artikel im Direktvergleich.

Bevor wir Euch ganz ins kalte Wasser werfen, klären wir verständnishalber vorab noch zwei Begriffe:

Beitragsinteraktionen beschreiben „Die Gesamtanzahl der Handlungen, die Personen bei [unsere] Werbeanzeigen (oder in einigen Fällen bei allen [unseren] Beiträgen) vornehmen.“

Erreichte Personen („Reichweite“) stehen für „Die Anzahl der Personen, die [unsere] Werbeanzeigen mindestens einmal gesehen haben. Die Reichweite unterscheidet sich von Impressionen, denn diese können auch mehrfaches Anzeigen der Werbeanzeigen durch dieselben Personen umfassen.“

Quelle: Glossar der Begriffe zu Werbeanzeigen

Versuch 1: Werbeanzeige für Publikum in ganz Deutschland

Beitrag: Weitergefluestert: ON TOUR & NEUES ALBUM: Smile And Burn
Zielpersonen: Deutschland, Männer und Frauen zwischen 18-65+

 

Eine Überprüfung der Profile hier zeigt uns: Publikum allgemein in Deutschland finden? Wer auf Fake-Likes und den damit eng verbundenen Verlust von Kredibiltät steht, kann das gern machen. Für den Rest ist Frustration vorprogrammiert, da nur die wenigsten Likes wirklich eine Relevanz aufweisen.

 

Versuch 2: Freunde von Freunden, deutschlandweit

Beitrag: Reingehört: BOYSETSFIRE – 20th Anniversary Live In Berlin Box
Zielpersonen:
Personen, denen Schallgefluester gefällt und deren Freunde

Deutlich besser in Sachen Reichweite, im Rest aber weiterhin frustrierend. Sind die Beiträge denn echt so schlecht oder soll es echt die Lösung sein, noch mehr Geld in Beiträge zu pumpen, die vor Monaten noch deutlich mehr Followern angezeigt worden wären?

Fazit: Geld für Beiträge? Ja oder nein?

Wenn Ihr uns einen Goldesel schenkt, lässt sich sicher über das finanziell bedingte Steigern der Reichweite auf Facebook reden, selbst wenn die Klickrate immer noch absolut beschissen ist. Aber hey, in der Realität sieht alles nochmals anders aus. Wir studieren, müssen für unseren eigenen Lebensunterhalt sorgen und pflegen Schallgefluester mit allen verbliebenen Resourcen von Kraft und Zeit. Auf Dauer kommt diese Option daher nicht in Frage.

Und wir nur so: „Mimimi“

In den letzten Jahren ist uns ein Phänomen aufgefallen. Anstatt coole Online-Magazine zu feiern und zu unterstützen, hält sich mittlerweile jeder für den perfekten Musikblogger. Allein während unserer drei Jahre mit Schallgefluester haben wir schon viele Leute kommen und zum Teil wieder gehen gesehen.
Kostenlose Konzerte? Kostenlose Musik? Geil, will ich auch! Und so entsteht Musikblog Nummer 300. Akkreditierungen werden schwieriger, der Kampf um Aufmerksamkeit immer ermüdender. Und die Selbstzweifel stärker. Kann ja wohl eh jeder.
„Wechsel halt die Branche, wenn du das nicht abkannst“, sagt man mir dann. Äh, nö? Schon zu Grundschulzeiten habe ich immer gesagt, dass mein Bruder mein größtes Vorbild ist, weil er „aufs Gymnasium geht und für die Zeitung schreibt“. Seit 2013 studiere ich sogar diese Medienwelt an einer Universität, übte bis heute bereits zahlreiche Nebenjobs im Bereich Marketing, Social Media und Webseitenkram und seit drei Jahren zählt eben auch mein Baby Schallgefluester zu meinem Portfolio. Einfach, weil Musik das Wichtigste in meinem Leben ist und immer bleiben wird. Außerdem bestätigen mir Leute immer wieder, wie toll sie unsere Arbeit finden und dass speziell ich auch bitte niemals damit aufhören soll. So beschissen kann das alles also gar nicht sein. Punkt. Punkt. Komma. Strich. Fertig ist das ratlose Gesicht.

Vorurteil: Alles nur für kostenlose Musik!

Über das Können und Nichtkönnen möchte ich gar nicht debattieren. Die Geschmäcker sind ja doch verschieden. Doch mit einem genannten Vorurteil möchte ich aufräumen: „Das macht die alles nur für kostenlose Konzerte/Musik!“ Sicher gibt es diese Menschen auch. Man erkennt sie spätestens daran, dass einem zu viele Formulierungen aus dem mitgeschickten Pressetext bekannt vorkommen oder ein Artikel aus permanenter Phrasendrescherei besteht: „Der Mann mit der unverwechselbaren Stimme…“

Wenn ich via Gästeliste auf einem Konzert bin, kann ich nicht mal eben in einen Moshpit springen und mich einen Abend lang komplett fallen lassen. Ich bin da, um zu beobachten und interessante Momente festzuhalten. Manchmal bekomme ich aufgrund meines „fotografischen Tunnels“ kaum Ansagen der Musiker mit und ernte Unverständnis, wieso ich mich an diese und jene lustige Stelle nicht erinnern kann. Deshalb ist es zum Teil notwendig, eine Begleitung dabei zu haben, die das Beobachten der Geschehnisse für mich übernimmt. Ich selbst stehe an einem Konzertabend eigentlich permanent unter Strom, kann oftmals gar nicht so viel in mir aufsaugen, wie es für einen Nachbericht nötig wäre. Klar mache ich hin und wieder auch Party, genieße einige Momente und trotzdem sind die meisten Konzerte zum Großteil als Arbeit und nicht als Privatvergnügen zu betrachten. Mal ganz davon abgesehen, wie viel Kreativität und Zeit zum Teil in die Nachbereitung eines Events fließt…

Die Wahrheit: Mehr Ausgaben statt Einnahmen

Neben solchen „Spielereien“ wie dem oben erwähnten Facebook-Experiment gibt es aber auch unvermeidliche Kosten, die die Wenigsten so richtig sehen wollen. Den Server habe ich mir zum Glück mit 28,74 € im Jahr recht billig geschossen. Dazu kommen Fotobearbeitungsprogamme für knapp 143 € im Jahr. Dass man auch mal so Geld in den Blog gesteckt hat (bei uns einmalig ~ 70 € zur Feinjustierung der Software), die teure Technik verschleißt (allein in der Anschaffung über 1500 €), man seine Qualität verbessern möchte, etwas auch mal kaputt gehen kann, man zum Teil Anfahrten zu zahlen hat und wertvolle Arbeit und Lebenszeit in das alle steckt, ist da noch lange nicht inbegriffen.

Was steht gegenüber? Nun, ein paar kostenlose Konzerte (die man wie oben beschrieben auch nicht zu 100% genießt), neue Musik, ein paar interessante Kontakte. Ach und natürlich der eine Cent, den wir im laufenden Monat schon durch Klicks auf Werbung generiert haben! Ausgezahlt werden kann das alles übrigens erst ab einer Untergrenze von 75 €, die wir so bisher nicht erreichen konnten. #Bloggermoney

Als Musikblogger wie wir wird man also bestenfalls reich an Erfahrungen, niemals aber an Geld. Man schafft es nicht einmal, seine laufenden Kosten zu decken und zahlt stattdessen drauf. Vielleicht sollten wir in Zukunft doch lieber in eine Badewanne voller Kekse steigen?

Und jetzt? Wie geht es weiter?

Ja, wir könnten es tatsächlich wie die großen YouTuber und Beautyblogs machen. Firmen auf uns aufmerksam machen, um Sponsorings betteln. Die machen aber im Zusammenspiel mit einer geringen Reichweite auch nicht so viel Sinn, wenn man nicht gerade permanent Gewinnspiele hostet. Aber soll das echt der einzig wahre Weg sein? Gewinnspiele machen, um Follower bei der Stange zu halten? Wir sagen ganz klar: Nein!

Unser Prinzip: Sharing is caring

Eigentlich basiert Schallgefluester komplett auf diesem Prinzip – und ist selbst so abhängig davon. Sharing is caring. Wir geben denjenigen Künstlern mehr Gehör, die es gebrauchen können. Weil sie zu wenig Publikum haben, geile Musik abliefern, schlaue Dinge von sich geben. Das funktioniert aber auch nur, wenn man sich untereinander vernetzt. Besonders, wenn es uns Plattformen wie Facebook und Co. in der letzten Zeit immer schwerer machen und die Reichweite so enorm beschneiden.
Dabei wissen wir, dass wir eigentlich gewesen werden. So sprechen besonders die Zugriffszahlen auf Einträge im Freundebuch besonders bei unbekannteren Musikern immer wieder für sich und schlagen die Beiträge größerer Künstler in Sachen Beliebtheit um Längen.
Was bisher mit Abstand am besten läuft: Wenn Musiker unsere Beiträge feiern und selbst teilen. Allein am Erscheinungstag haben wir mit dem Beitrag zu Schreng Schreng & La La in Siegen mehr Leute erreicht als mit den Fotos zur Rats in the Gutter Show in Köln im gesamten Zeitraum seit Veröffentlichung.

Kleiner Klick – große Wirkung

Ein kleiner Klick, ein kurzer Kommentar. Jeder Like, jeder Kommentar, jedes Teilen und Weitererzählen, jede Verwendung unserer Fotos mit Credits – all das hilft uns, weiter machen zu können.
Verbreitet Ihr unseren Stuff, ziehen im Endeffekt alle ihren Nutzen daraus: Wir können mehr relevanten Content bringen und uns vernetzen. Ihr bekommt mehr qualitative Fotos und Berichte und lernt neue Musiker kennen, die Ihr gegebenenfalls unterstützen könnt. Die Künstler erhalten eine größere Reichweite und machen selbst neue wegweisende Bekanntschaften. Ist alles schon passiert. Ohne Effekte wie diese hätten wir beispielsweise niemals Mikroboy zu ihrem Abschied interviewt.

Ganz ehrlich – das alles hier fühlt sich schon echt komisch an. Im Endeffekt haben wir Euch den Nutzen von dem erklärt, worum YouTuber in Kurzform schon längst betteln: Liken, kommentieren, teilen, abonnieren…

Wir können es nur nochmals betonen: Natürlich fänden wir es prima, wenn Ihr unsere gekennzeichneten Amazon-Reflinks für Eure Einkäufe nutzt. Wir freuen uns auch darüber, wenn ihr unsere Werbung klickt oder sogar spendet. Doch am meisten zählt etwas, was wirklich jeder von Euch tun kann: Liket, kommentiert, teilt und erzählt weiter. Und das bei allen Kreativschaffenden, die Ihr feiert. Sharing is caring.

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