[dropcap]E[/dropcap]in kleiner Livestream und ein Beitrag verkünden morgens die frohe Botschaft: Das Green Juice Festival wird an diesem Samstag wie geplant stattfinden. Na dann mal los…
Kurz nach Einlassbeginn des Samstags beim Green Juice Festival 2017. Ankunft auf dem Gelände. Ich laufe durch ein wenig Schlamm. „Ach krass, hier lassen die uns echt drauf?“ Es dauert nicht lange und ich entdecke den abgesperrten Bereich vor der Bühne, wo zahlreiche Helfer mit Schaufeln und Schotter daran arbeiten, diesen Platz einigermaßen betretbar zu gestalten. Bei diesem Anblick versteht man doch gleich viel mehr, wieso es am Freitag zu solchen Komplikationen kam. Hier werden heute mit Sicherheit einige Schuhe sterben – Und der ein oder andere Geruchsnerv wohl auch.
Während das Team vor der Bühne wirklich alles gibt, macht sich die erste Band startklar. Millennia spielen ihrer Selbstbeschreibung nach Indie Rock und warten vor allem mit einer prägnanten Stimme auf. Klingt handwerklich ganz gut, für meinen Geschmack aber etwas altbacken und eintönig. Tatsächlich finde ich, dass der Sound der Band noch ein wenig Leichtigkeit vertragen könnte.
Während der Umbaupausen gibt es übrigens stets Musik von einer kleineren Bühne. Da ich mich aber nicht groß damit befasse und die Zwischenzeit lieber zum Entspannen nutze, werde ich hier nicht weiter darauf eingehen.
Zum Auftritt von Betamensch folgt eine weitere gute Nachricht des Tages: Der Bereich vor der Bühne ist nun einigermaßen betretbar. Und auch die Musik gefällt mir auf Anhieb um noch um Einiges besser. Jung, frisch, dynamisch und nach Lygo am Green Juice-Freitag eine weitere große Überraschung des Festivals.
Den Findigen unter den Festivalgängern mag es vielleicht aufgefallen sein: EMMA6 spielen ihren heutigen Gig in etwas anderer Besetzung als sonst. Während Drummer Henrik derzeit nicht im Lande ist, schlägt sich Ersatztrommler Simon aber gar nicht mal so schlecht. Mag aber auch daran liegen, dass er und Live-Gitarrist Flo ein gemeinsames Bandprojekt (oh sleep) haben und somit die Chemie untereinander einfach stimmt. Während des Songs „Regen“ kommen ein paar Tropfen vom Himmel. Doch – oh Glück – bei diesen bleibt es dann vorerst auch.
Band Nummer vier des Tages ist die Alex Mofa Gang – lang nicht gesehen und trotz ein paar neuer Frisuren dennoch erkannt. Die Berliner haben Spaß auf dem Green Juice, fühlen sich auf der Bühne sichtlich wohl und stecken mit ihrer Laune auch das Publikum an. Polonäse auf einem Rockkonzert? Ungewöhnlich, aber durchaus ein lustiger Anblick.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicke ich auf die Bühne, als die nächste Band die große Bühne unsicher macht. Le Fly machen Tanzmusik irgendwo zwischen Rock, Rap und Reggae und schaffen somit einen musikalischen Kontrast zu all ihren Vorgängern. Ich fühle mich von ihrem Gute-Laune-Programm ein wenig überrumpelt, aber die Leute feiern es.
Eines meiner absoluten Highlights des Festivals folgt mit Smile And Burn. Sprechchöre, ein extrem unterhaltsamer Umgang miteinander auf der Bühne, zahlreiche Moshpits – mit Freudentränen in den Augen verfolge ich den Auftritt dieser Band und genieße den Augenblick. Smile And Burn sind definitiv eine der besten Livebands weit und breit.
Auf eine kleine Zeitreise entführen mich schließlich ITCHY. Drei Jahre zuvor waren sie nämlich eine der ersten Bands überhaupt, die ich je fotografierte – und das ebenso auf dem Green Juice Festival in Bonn. Das Wetter zeigt sich mittlerweile von seiner beschissensten Seite, doch der Stimmung tut das keinen Abbruch.
Zwei anstrengende Tage stecken mir in den Knochen und ich bin kurz davor, das Festival vor Erschöpfung eher zu verlassen – wäre da nicht noch der große Headliner Madsen. Ich mobilisiere noch einmal meine letzten Kräfte und mache mich noch deutlich vor Beginn des Gigs auf den Weg nach vorn zum Graben – um dann durchaus entnervt festzustellen, dass dieser bereits voll ist und ich nicht über entsprechendes Equipment verfüge, von einem Matschhügel irgendwo hinten brauchbare Fotos zu schießen. Nach einer kleinen Wartezeit und einer Menge Frustration entscheide ich mich dazu, das Konzert nicht mehr weiter zu verfolgen und stattdessen den Heimweg anzutreten.
Disclaimer & Dankeschöns
Da ich mir ziemlich sicher bin, dass dieser Umstand für den einen oder anderen Lacher sorgen wird: Wer Fotografie als Konkurrenzkampf ansieht, hat da etwas nicht verstanden. Und deshalb gehen nochmals ganz liebe Grüße raus an meine tollen Bekanntschaften des Green Juice Festivals 2017: Pia, Andreas, Masterjam und zuletzt auch Annika. Ich danke Euch für eine richtig gute Zeit vor und im Graben und hoffe, Euch alle irgendwann wieder zu treffen.
Auch wenn längst nicht alles auf diesem Festival optimal lief, so danke ich den Veranstaltern von Forisk Entertainment für die Möglichkeit des Fotografierens auf ihrem Festival und wünsche nochmals alles Gute zum zehnjährigen Festivalgeburtstag. Darüber hinaus gehen beide Daumen hoch an alle Organisatoren und Helfer, die sich dafür ins Zeug gelegt haben, das Beste aus den zwei Tagen Festival rauszuholen – und das trotz dieser unglaublich gemeinen Wetterlage.