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[dropcap]I[/dropcap]n der vergangenen Woche fand die zweite Ausgabe der Ruhr Games statt. Schallgefluester hat ein paar Eindrücke vom Donnerstag im Stadion Rote Erde in Dortmund mitgebracht.

Bereits im Vorfeld des Eröffnungstages der Ruhr Games beschleicht mich eher ein unwohles Gefühl. Sturmböen, Regen, Gewitter. Allzu rosig sieht die Wettervorhersage nun wirklich nicht aus.
Kurz vor der Haltestelle „Signal Iduna Park“ lese ich dann auf meinem Smartphone dann auch tatsächlich etwas von einer vorläufigen Räumung des Geländes. Allgemeine Unruhe kommt auf. Wir steigen aus der Bahn, retten uns durch den Starkregen gerade so unter ein Dach und fluchen um die Wette. Soll’s das für heute echt schon gewesen sein?
Als der Regen etwas abnimmt, bahnen wir uns den Weg ins Pressebüro und erfahren dort, dass das Festival ausdrücklich nur unterbrochen, nicht aber abgebrochen wurde und werden darum gebeten, diese Info weiterzutragen. Das Pressebüro ist ziemlich voll und so entscheide ich mich dazu, meinen Begleitungen weiter Gesellschaft zu leisten und abzuwarten.
Kurz vor 19 Uhr die Entwarnung: Die Konzerte werden mit kleiner Verzögerung stattfinden. So begebe ich mich mit meinem frisch angelegten Fotobändchen zum Einlass und erlebe den zweiten Schock des Abends: Viel zu viele Menschen, viel zu wenige Eingänge und viel zu lange dauernde Einlasskontrollen. Als dann auch noch die Blackout Problems zu spielen beginnen, während ich mich keinen einzigen Zentimeter nach vorn bewegt habe, packe ich meine Arschloch-Moves aus, quetsche mich durch den nächstbesten Eingang, wedle mit meinem Fotobändchen, wiederhole „ich fotografiere und hab nur die ersten drei Songs“ wie ein Mantra und renne so schnell wie noch nie.
Fix und fertig von allem Vorangegangenen entere ich den Bühnengraben und lege in gewohnter Manier los. Jetzt wird hoffentlich alles gut. Und ja… eigentlich hatte ich nie gedacht, so etwas sagen zu können, aber den Blackout Problems steht die große Bühne extrem gut. Nur könnten gerade eigentlich so viele Menschen mehr vor der Bühne stehen, wäre der Wiedereinlass nicht so furchtbar schief gelaufen…


Einfach nur noch fertig mit den Nerven, gebe ich der mittlerweile auch im Zuschauerraum angekommenen Karolin meine Ausrüstung und schmeiße mich zwischen jene Menschen im Publikum, die für gute Stimmung sorgen. Und wenn wir uns nicht gerade wie die Flummis umherschubsen, dann grölen wir eben mit oder lachen gemeinsam darüber, dass einer von uns mehrmals hintereinander auf dem feuchten Rasen ausrutscht. Ist das schön!

Credits: Ilkay Karakurt

Und dann hat da Blackout Problems Frontmann Mario auch noch einen seiner Stunts in den vergangenen Monaten ausgereift. Als wäre der reine Stand auf den Händen des Publikums bei ziemlich weit nach unten gerutschter Hose nicht Königsdisziplin genug, spielt er da oben nun auch noch E-Gitarre. Verrückt, einfach nur verrückt!

Nach einer mit ein paar waghalsigen Freestyle Motocross Sprünge garnierten Umbaupause folgt nun auch der Auftritt des ersten großen Headliners Sportfreunde Stiller.
Ich gebe zu – ich bin nun echt kein großer Freund der zum Teil doch recht einfach gehaltenen Texte der Band. Darüber hinaus wirkt die hier dargebotene Show im Vergleich zu 2012, wo sie auf so riesigen leuchtenden Würfeln performten, zu diesem Zeitpunkt trotz des einen oder anderen hübschen Lichteffektes auch noch eher langweilig.

Bis wir im Begriff sind, die nächste Bahn in unser Nachtlager erwischen zu wollen und plötzlich die ersten Takte vom Lagerfeuer-Klassiker „Ein Kompliment“ angestimmt werden. Karolin und ich starren uns an. „Scheiß drauf“, sagen wir und rennen den Song lauthals mit“singend“ zurück ins Stadion. Was bei Außenstehenden mit Sicherheit so etwas wie Fremdscham hervorruft, ist für mich nun das genau das, was ich jetzt brauche. So wird dann auch noch „Ich war noch niemals in New York“ fernab jeder korrekten Tonlage mitgegrölt – und das ohne einen einzigen Tropfen Alkohol im Blut…
Und genau deshalb bereitet mir der Auftritt der Sportfreunde Stiller dann doch noch tierischen Spaß. Wenn man einen Tag voller Hindernisse hinter sich hat, dann tut es einfach irre gut, zu altbekannter Musik so richtig die Sau rauszulassen.

Fotos: Ruhr Games 2017 Donnerstag

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