Während die meisten meiner Lieblingsinterpret*innen weitaus öfter auf diesem Blog hier stattfinden, gibt es eine Band, von der viele nicht einmal wissen werden, wie sehr ich sie doch persönlich schätze. Umso mehr freue ich mich nun, Into The Fray nach fast zwei Jahren endlich wieder live erlebt zu haben und euch davon berichten zu können.
Wie oft fand eigentlich schon mal ein Konzert in deinen eigenen vier Wänden statt? Also ich beherbergte zwar mal eine für ein paar Stündchen in meiner Küche, Livemusik gab es da allerdings nicht zu hören.
Anders sah das an einem Freitag Ende Februar bei Daniel, Nico und Carl aus. Die Drei luden die Stuttgarter Band Into The Fray zu einem gemütlichen Wohnzimmerkonzert in ihre Düsseldorfer Wohngemeinschaft vor einer Hand voll Freund*innen und Bekannten ein. Und ich durfte dabei sein.
Für manche mag es schon ein befremdliches Gefühl sein, allein zu einem Konzert zu gehen oder zum ersten Mal an einen bis dahin für eine*n unbekannten Ort zu fahren. Für mich traf an diesem Abend ungefähr alles zu: Ich fuhr allein in eine mir fremde Düsseldorfer Wohnung, um dort ein Konzert zu erleben, von dem ich die Band und einen weiteren Besucher nur flüchtig kannte. Wahnsinnig? Ein bisschen. Doch für die Musik mache ich so einige Dinge, die sonst eher fernab meiner Komfortzone liegen.
Wie es das Schicksal natürlich so will, verläuft meine Anfahrt alles andere als reibungslos. Trotz verkürzter Anfahrt aus dem Ruhrgebiet gibt es natürlich Probleme bei meiner Verbindung, welche ich aufgrund einer Horde wildgewordener „ISCHSCHWÖÖÖR HAHAHAH“-Jugendlicher und deren Lautstärke nicht einmal nachvollziehen kann. Wie gut nur, dass ich mit der Vorbereitung auf ein Konzert auch immer das nötige Selbstbewusstsein einpacke, spontan umplane, mich durchfrage und es so letztlich rechtzeitig an die in der privaten Facebook-Veranstaltung angegebene Adresse schaffe.
Dort angekommen und endlich in die Wohnung getraut, werde ich zu meinem Glück sehr offenherzig begrüßt. Die Band freut sich wahnsinnig, dass ich es endlich wieder zu einem Konzert geschafft habe. Es ist halt so: Würden Into The Fray öfter in Nordrhein-Westfalen spielen, dann wäre ich mit absoluter Sicherheit Dauergästin ihrer Konzerte.
Vor mir liegt eine geräumige Altbauwohnung. Schickes Parkett, hohe Decken, soweit ich das mit meinem schweifenden Blick feststellen kann auch durchaus stilvolle Möbel; gerade in dieser Lage Düsseldorfs doch ein Traum einer Wohnung. Der mit Mate Mate und Hansa-Kästen bestückte Flur führt zunächst in das geräumige Wohnzimmer, in welchem das Konzert nachher stattfinden soll. Begibt man sich dort nicht hinein, so landet man am heutigen Merch-Tisch, gespickt mit einem schönen alten Koffer, Stickern, T-Shirts, Kochschürzen und was man eben noch so alles bei Into The Fray erwerben kann, um ein bisschen Support zu zeigen. Von hier aus gehen Türen in diverse Zimmer ab, die mich an diesem Abend jedoch nicht weiter interessieren sollen.
Und aus diesem Grund mache ich es mir auch mit einer Mate im Wohnzimmer bequem, knüpfe neue Kontakte und stelle fest, wie schön man alte Flaschen doch mithilfe bunter Lichterketten zu einem echten Hingucker upcyclen kann.
Obwohl in vielen anderen Situationen sonst so viel dagegen sprechen würde, wird es hier irgendwie gemütlicher, je mehr Menschen den Raum betreten und es sich vor allem auf dem Boden bequem machen. Und dann geht es irgendwann auch endlich bei vollem Wohnzimmer los: Die Hintergrundmusik und Gespräche verstummen, die Band macht sich in ihrem Setting bereit.
Ausgegangen von den Erzählungen meiner Bekanntschaften bin ich mir sicher, dass eine Vielzahl der Konzertbesucher*innen die Band im Vornherein nicht kannte. Umso erstaunter bin ich über die Stille, die während des Konzerts insgesamt vorherrscht. Man traut sich kaum, einen Schritt zu tun oder sich ein Getränk einzuschenken. Es sei denn, es geht um Pfeffi und Berliner Luft, denn beides wird in freundschaftlicher Atmosphäre einfach einmal quer durch den Raum gegeben.
Trotzdem fühlt sich das alles für mich so wahnsinnig nah, intim und emotional an, dass ich gar nicht erst versuchen möchte, die Atmosphäre großartig mit dem Klickgeräusch meiner Kamera zu crashen.
Into The Fray spielen einen Mix aus bereits bekannten Songs wie meinem absoluten Dauerbrenner Fragile und Appetizern auf ihre zweite EP, deren Produktion sie mittels Crowdfunding finanziert haben. Ich kann mir in dieser knappen Stunde kaum ein besseres Setting vorstellen als genau dieses: Ein Wohnzimmer mit gedimmter Lichtstimmung; aufmerksamen Zuhörer*innen und einem auch mit Akustikgitarre immer noch unvergleichlichen Sound der Band Into The Fray, getragen durch atmosphärische Instrumentale und einer zwischen Zerbrechlichkeit und gleichzeitiger Stärke durch und durch emotionalen Stimme des Frontmanns Lukas.
Und so weiß ich am Ende des Abends auch, dass es nicht erneut fast zwei Jahre dauern darf bis ich die Band wieder live erleben kann. Zum Glück stehen die Vorzeichen für ein baldiges Wiedersehen gut…