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[dropcap]W[/dropcap]ir schreiben den 2. Oktober 2014. Ein Tag, an dem irgendwie alles schiefzugehen droht. Wir stehen kurz vor dem das Wochenende einläutenden Tag Der Deutschen Einheit, die Bahnhofe scheinen verstopft und sämtliche Bahnen verspäten sich oder fallen gänzlich aus.
Doch wir trotzen unserer Orientierungslosigkeit und lassen uns schnaufend auf die Sitze einer recht altertümlichen fast schon Hogwarts Express’schen Bahn fallen. Ehe wir uns versehen, ist der Rest des Abteils mit Pfadfindern und deren gigantischem Gepäck gefüllt. Ob die alle zu Max Giesinger wollen?

Wir sind doch ein wenig erleichtert, dass diese nicht alle im Eiltempo ihr Zelt vor der Werkstatt Köln aufgeschlagen haben, als wir dort kurz vor 19 Uhr ankommen. Stattdessen zeichnet sich zunächst das Bild der in etwa erwarteten Zielgruppe ab: überwiegend Mädchen von vielleicht 16 bis 26 Jahren. Aber dies soll nur der allererste Eindruck bleiben.
Obwohl sich der Einlass minimal verspätet, bleibt der Rest im Plan. Gegen 19.30 Uhr entern die enthusiastischen jungen Männer von KUULT die Bühne.

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Ihre Musik lässt sich wohl als eine Art lockerer deutscher Partypop bezeichnen, stets irgendwie lebensbejahend, manchmal fast schon ein wenig in den Schlager abdriftend. Doch da wir beide Schlager unglaublich blöd finden, bleibt zu erwähnen: es ist alles so viel harmloser und schöner als es sich jetzt vielleicht liest. Zwar vermissen wir – ganz besonders Karo – ein wenig mehr Wumms in Form eines echten Schlagzeugs, aber irgendwie gewinnen die drei Essener unsere Herzchen dann trotzdem für sich. Und so füllen sie eine gute halbe Stunde des Abendprogramms mit Songs wie „Das ist unsere Zeit“ und „Legendär“ und heizen das Publikum recht gut für den Hauptact des Abends vor.

Es folgt eine kurze Umbaupause, die Zeit vergeht wie im Flug und schon haben wir es 20.30 Uhr. Eine Band betritt die Bühne – jeder Musiker ein Charakter für sich. Und wenige Momente später stößt der Mann des Abends dazu  – Max Giesinger. „Wir wollten einfach viel erleben, ganz ohne Sinn, ohne Verstand“, heißt es im Opener „Wie Helden“ so schön. Und an diesem Abend gibt es noch eine ganze Menge zu erleben.

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Wir entdecken ein älteres Ehepaar und sogar doch so einige Kerle im Publikum. Ob nun als Begleitung der musikverliebten Freundin oder weil Mann ja dann doch findet, dass der „The Voice Of Germany“-Vierte mehr auf den Kasten hat als so manch anderer Castingteilnehmer. A propos Castings – sogar Roman Lob lässt sich im Publikum blicken. Und auch der YouTuber „DieFilmfabrik“ genießt den Abend in der Werkstatt sichtlich.
Wieder andere Genießer finden sich in den ersten Reihen des Konzerts und schießen munter Selfies von sich. Ein neuer Trend? #Whileconcertselfie? #Firstrowselfietakers? Es scheint, als wollen sie diesen Abend so gut wie nur möglich in Erinnerung behalten.
Abgesehen vom Konzert ist dieser Abend ja sowieso ein ganz besonderer, denn Max feiert, deutlich verwirrt von den Wochentagen und Feiertagsregelungen, in seinen 26. Geburtstag hinein. Aber auch das kann man dem charmanten Singer-Songwriter nicht krumm nehmen, ist ja echt aufregend, so eine Tour.
Bei „Irgendwas mit L“ teilt Max das Publikum sowohl räumlich, als auch geschlechterspezifisch auf, um es an dieser Stelle besonders zum Mitmachen zu animieren. Das klappt erstaunlich gut, die Konzertbesucher singen aus vollen Kehlen mit. Außerdem mimt der Gitarrist der Liveband die zugegebenermaßen etwas arg hochstimmige Karmen und vergeigt, wenn auch recht charmant, seinen Text ein wenig. Doch so ist das eben bei einem Livekonzert. Selten läuft etwas perfekt und das macht es ja irgendwie umso schöner.
Max hat sichtlich Spaß auf der Bühne und sucht sogar hin und wieder den direkten Augenkontakt mit seinen Fans. Doch dabei bleibt es nicht und so verlässt er zum angeblichen Temperaturcheck die Bühne. Giesinger stimmt inmitten des Publikums – lediglich mit Akustikgitarre und Stimme bewaffnet – seine aktuelle Single „Kalifornien“ an, welche er schließlich mit voller Bandbegleitung auf der Bühne vollendet.
Aber damit sei noch nicht alles erzählt. Auch wird das Publikum Teil und Initiator eines schimmernden Seifenblasenmeeres.

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Während der Zugabe legt der Singer-Songwriter mit seiner Band einen wohl stark von Gotye inspirierten Auftritt zu „The A-Team“ von Ed Sheeran hin, begleitet von Händen, Akustikgitarre, Rassel, Mandoline und Melodica.
Nach guten anderthalb Stunden verlässt Max Giesinger schließlich glücklich die Bühne, um nur kurze Zeit später, ebenso wie die Drei von KUULT noch Autogramm- und Fotowünsche zu erfüllen und schließlich in seinen 26. Geburtstag hineinzufeiern.

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