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[dropcap]E[/dropcap]in Abend, eine Mission. Zähne zusammenbeißen. Seit Monaten schon freue ich mich auf die Blackout Problems in Siegen und nun sollen mich die Endzüge der ersten Bronchitis meines Lebens davon abhalten? Na das halte ich für ein Gerücht!

Medikamente eingeworfen, Kamera geschultert und ab nach Siegen-Weidenau. Ich erwische mal wieder einen dieser restlos überfüllten Busse und frage mich, wohin es die Leute treibt. Nach Blackout Problems Konzert sieht hier keiner aus.
Schnell zum Vortex Surfer Musikclub rüber gelaufen und rein da. Wieso ist es denn so verdammt nebelig im Konzertraum? Och, bitte lass das nicht wieder so ein leeres Konzert werden, das wäre doch jetzt echt nicht fair!

Los geht’s gegen 20 Uhr mit dem Vortex-Dauer-Supportslot Kompass. Ich muss meinen Seitenhieb aus dem letzten Bericht zurücknehmen. Ich kann es nicht glauben. Nach jahrelangem Stillstand hat sich etwas getan – Kompass haben ihren Sound gefunden und sind meiner Ansicht nach einfach um Welten besser geworden. Die Instrumentale gehen extrem ins Ohr, alles klingt harmonisch, bei dieser Band hat sich eine Menge getan. Chapeau! Auch wenn eure Animationsversuche für die Frühe des Abends noch nicht so viele Früchte ernten. Doch das ist das Los des Supports. Zumal ich persönlich solche Ruf-Spielchen einfach grundsätzlich blöd finde, aber das ist ja Geschmackssache.

Weiter geht’s nach kurzer Pause mit Flyktpunkt. Sie haben es zugegebenermaßen nicht leicht. Lokal in Siegen unbekannt und nicht der Hauptact des Abends. Doch sie schlagen sich für meine Ohren ziemlich gut, gerade im Vergleich zu meinen Empfindungen nach einem ersten Prelistening auf Spotify. Was lehrt einen die Erfahrung – live ist das alles ja doch noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Wir bewegen uns musikalisch irgendwo auf einer Kreuzung zwischen Marathonmann und Kmpfsprt. Bevorzugter Tanzstil während dieses Auftritts: Andächtiges Kopfnicken!

Einen kleinen Hustentod meinerseits später versammeln sich die Leute nun deutlich dichter an der Bühne. Wir wissen alle, was jetzt kommt. Gegen 21.45 Uhr ertönen die Klänge eines Marsimoto Songs. Wait… what? Marsimoto verstehen doch nur kiffende Menschen… lassen wir das.
Ich spüre nur noch, wie mich jemand sanft zur Seite schiebt und die Bühne betritt. Und dann geht es los. „One“ heißt das Intro des Albums „Holy“ und nun also auch des Abends hier in Siegen. Man versteht einfach jedes verdammte Wort glasklar, nur dass es einfach noch besser als auf dem Album der Blackout Problems klingt. Dieser Sound hat eine Durchschlagkraft, geht durch Mark und Bein. Gänsehaut!
Um noch einen drauf zu setzen, geht es im Anschluss daran direkt mit „Of Us“ und „We are free“ weiter„Wooohoohoo!“ – einfach nur perfekt zum Mitgrölen und Abtanzen. Noch dazu holt Mario natürlich wieder Leute von den hinteren Teilen des Clubs nach vorn ins Geschehen. Vom Mitsingfieber total gepackt folgt im Anschluss „Boys Without A Home“. Es fühlt sich wirklich an wie Magie. Man kann sich nicht dagegen wehren und singt und tanzt, so viel es nur geht. Mein erstes wirklich großes Highlight ist aber das direkt nach „Follow me“ platzierte „The King“. Wenn ich daran zurückdenke, sammeln sich bereits wieder die Tränen in meinen Augen. Was für ein Brett von Song einfach. Und live kommt es einfach noch tausendmal besser rüber.
Garniert wird die Show übrigens mit so einigen tollen Showelementen. Während Sänger Mario sich mal hier und da über das Publikum erhebt und die Diversität der Menschen feiert, spricht er sich wenig später dafür aus, seinen Kopf bei den Wahlen zu benutzen und die Stimme keinesfalls an diese gewisse Partei mit der „Alternative“ im Namen zu geben. Ein wichtiges und starkes Statement.
Darüber hinaus scheut er sich auch nicht davor, feuchte Männerträume vom eng umschlungenen Kuscheln im Backstage nach der Show zu zerstören oder mehrfach auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen. Da wird Marios Hocke als Aufforderung zum Mitmachen zu einem vermeintlichen Heiratsantrag umgemünzt und trotzdem ist der Club kaum ruhig zu bekommen. Doch irgendwie ist mir dieser verrückte Publikumshaufen ja trotzdem sympathisch. Es fühlt sich an wie eine kleine bekloppte Gemeinschaft, die sich für einen Abend lang einfach nur gern hat.
Es wird übrigens auch offiziell zum Stagediven eingeladen. Zu schade, dass ich dafür immer die falsche Garderobe trage… Nevermind – dieser Abend ist auch ohne eigene Stagediving-Einlage einfach rundum perfekt.
Den Song „Home“ gibt die Band dann einfach mal inmitten des Publikums zum Besten. Wenn die Blackout Problems etwas nicht scheuen, dann wohl den direkten Kontakt zu ihren Zuschauern. Das macht sie äußerst sympathisch.

Der dem Publikum nach zu urteilen viel zu kurze Abend findet mit „The City Won’t Sleep Tonight“ ein treffendes Ende. Denn viel schlafen kann ich vor lauter Euphorie nach diesem Konzert tatsächlich nicht… und die Blackout Problems versprechen sogar, wiederzukommen. Gibt es etwas Schöneres als solch ein Kompliment?

Als kleine Erinnerungsstütze kann man sich am Anschluss am Merch noch ein frisch gedrucktes Erinnerungsfoto des Abends kaufen. Ganz viele Grüße gehen an dieser Stelle übrigens an den lieben Paul raus!

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