[dropcap]D[/dropcap]a ist er nun also – der heiß ersehnte Abend in Köln. Der nach dem Erscheinen der Wahnsinns-Platte „Kontakt“. Ob FJØRT meine bisherigen Live-Erfahrungen noch toppen können? Das ausverkaufte Artheater lässt mich auf jeden Fall hoffen.
Ich glaube, ich bin selten so spät bei einem Konzert angekommen. Die Briten von We Never Learned To Live spielen bereits, als ich mit meinen Begleitungen den Club des Artheaters betrete. ‚Ganz schön voll‘, denke ich mir und schlage mich für einen besseren Überblick zur Bar durch. Die Menschen vor mir sind – wie so oft – einige Köpfe größer als ich. In unregelmäßigen Abständen blenden mich immer mal wieder die großzügig verteilten Lichter an der gesamten Decke des Clubs. Hier und da kann ich zwischen andächtig wippenden Köpfen auch mal einen oder mehrere Blicke auf das überwiegend rot beleuchtete Bühnentreiben erhaschen. Ich beschließe trotzdem, vorerst weiter an der Bar zu verweilen und dort ein wenig zur Musik mitzuwippen.
We Never Learned To Live aus Brighton lassen sich wohl am besten in den Bereich des mit Shouts und Cleangesang garniertem Post-Rock einordnen. Laut, durchaus energetisch, fesselnd, doch für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig abwechslungsreich. Ich erwische mich dabei, wie ich mich frage, ob das jetzt eigentlich noch der selbe Song wie eben noch sei. Beim Publikum kommt die Show aber insgesamt ziemlich gut an. Das merkt man nicht zuletzt auch an den erfreuten Ansagen in einer überaus sympathischen Mixtur aus Deutsch und Englisch.
Nach einem knapp 40-minütigen Set verlassen die Briten die Bühne und ich mache mich nach einer weiteren kurzen Verweilzeit an der Bar schließlich auf den Weg nach vorn. Es überrascht mich doch sehr, dass ich mir in aller Ruhe einen Platz in der ersten Reihe seitlich der Bühne schnappen kann. Von mir aus kann es also „so richtig“ los gehen.
Nach dem große Spannung aufbauenden Intro starten die drei Energiepakete von FJØRT mit „In Balance“, ehe spätestens bei „Anthrazit“ klar wird, wie viel Bock das ausverkaufte Artheater auf diese Show hat. Der unmittelbare Front of Stage Bereich wird ordentlich durchgemischt. Wen das stört, der muss sich einen anderen Platz suchen. Die Show empfinde ich nicht nur als noch energetischer als sonst, sondern auch als ziemlich gut in Sachen Akustik und Lichttechnik. Im Ernst – ich habe es bei einer FJØRT Show bisher noch nicht erlebt, dass ich die Lyrics und Ansagen so gut verstehen kann. Und so passende Lichteffekte gab es auch noch nicht. Vielleicht fühlt sich das Publikum davon noch mehr angeheizt. Es grölt lautstark mit – ob neue oder alte Songs, die Texte sitzen. Entweder brüllt jeder die Lyrics für sich oder einfach mitten in die Gesichter von David und Chris. Man klettert auf die Bühne und springt in die Menge, sogar ein Fotograf wagt das Crowdsurfing. Die Stimmung kocht.
Vor „Paroli“ setzt David ein unmissverständliches Statement gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft. Danke FJØRT, dass ihr euch als Band so klar positioniert!
Gespielt werden neben neun großartigen energiegeladenen Songs des Nabensgeber-Albums der Tour auch das zerschmetternde „Kleinaufklein“ von der Demontage-EP, sowie „Fauxpas„, „Gescholten“, „D’accord“ und – was wohl nie auf einer Show fehlen darf – „Valhalla“ als großes lange umjubeltes Finale.
Die Band ist zu Ende völlig überwältigt und das Publikum jubelt, grölt und feiert FJØRT so laut wie nur möglich. Jeder hier ist sich wohl einig – das war eine wirklich fette Show.
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