32
Views

Blackout Problems Soundgarden Festival 2016 Moritz Hammrich Foto: Christin Meyer

[dropcap]T[/dropcap]ag zwei des Soundgarden Festival in Bad Nauheim. Heute zur Reisegruppe dazu gestoßen: Karolin. Wir sind top motiviert und gespannt darauf, ob sich der vorangegangene Festival-Freitag noch toppen lässt.

Wir kommen pünktlich zu Beginn des Auftritts von Break Down A Venue an. Ich muss gestehen, dass ich normalerweise nicht so auf härtere Bands mit weiblichem Gesangspart stehe. Doch Break Down A Venue wissen mit ihrem schlauen Wechselspiel zwischen männlichen und weiblichen Vocals zu überzeugen. Wer auf die härtere Gangart und eine Mischung aus weiblichen Cleans und männlichen Shouts und Growls steht, sollte sich Break Down A Venue auf jeden Fall mal anhören. Darüber hinaus wage ich zu behaupten, die Frontsängerin sei eindeutig die bestgekleidete Person auf dem kompletten Soundgarden Festival.

Weiter geht’s mit PZZL auf der Center Stage. Und ich bin ein weiteres Mal mehr positiv überrascht. Verlässt man sich nämlich lediglich auf den optischen Eindruck der Band, so wird man womöglich schnell auf den Holzweg geführt. Ob sanfte oder kraftvolle Töne, besonders hinter Sängerin Saskia steckt eine ganze Menge Power. Auch diese Band punktet durch ein angenehmes Zusammenspiel männlicher und weiblicher Vocals, wenn auch längst nicht so hart wie etwa bei Break Down A Venue.

Alte Bekannte sind es, die mich nun zurück zur ovag-Bühne ziehen. Scherf & Band gehörten damals zu den Ersten auf unserem Schall und Rauch Blog. Knappe drei Jahre später sehe ich sie nun endlich einmal live. Mich fasziniert das gute Zusammenspiel der einzelnen Akteure auf der Bühne. Sie haben Bock auf das, was sie tun und das merkt man ihnen einfach an. Scherf&Band sind auf jeden Fall eine Combo, die live ihre Stärken ausspielen kann.

Makia aus Friedberg sorgen schließlich auf der Center Stage für den wohl größten Genrewechsel des Festivals. Hier gibt es lässige Musik zwischen Latin, Reggae, Funk und ein bisschen Rock auf die Ohren. Perfekt zum gemütlichen Zusammensitzen oder Tanzen.

Ob „Wir wolln die Sonne sehn“ oder „Die Sonne scheint“ (aus: Habicht) – I Am Jerry haben das Wetter auf dem Soundgarden Festival voll im Griff. Und das Publikum vor der ovag-Bühne auch. Mit eingängigen Beats und Gitarren sorgen sie gekonnt für gute Stimmung, wenn ich auch manche ihrer Songinhalte als etwas fragwürdig empfinde.

Mit den Evil Cavies kommt wieder eine Band aus Friedberg zum Zuge. Lässiger Ska-Punk, viel Potential zum Tanzen, passt absolut spitze zu einem solchen Open Air Festival. 

Auf der ovag-Bühne folgt nun ein weiterer Häkchen auf meiner heimlichen To-See-Liste – VITJA. Die Experimental Metal Band stellt mit Sicherheit den ein oder anderen Menschen vor der Bühne musikalisch auf die Probe. Guter energetischer Auftritt, für meinen Geschmack leider wieder einmal zu wenige Menschen am Start. Ich beobachte den Gig überwiegend aus etwas weiterer Entfernung. Zu „Your Kingdom“ stürze ich dann aber doch noch einmal mit absoluter Gänsehaut vor die Bühne. Stark!

Auf der Center Stage geht’s weiter mit einer Band, von der ich schon viel gelesen, aber noch nie musikalisch gehört habe. Die Punkrockband Rogers aus Düsseldorf. Größtenteils massentauglich, festivalgeeignet und dennoch sozialkritisch und mit dem gewissen Feuer im Hintern. Kann man sich auf jeden Fall geben!

Meine Nervosität spricht für sich. Den Frontmann Snöt schon bei einem kurzen Backstage-Streifzug nahezu grenzdebil angegrinst, kommt nun eins meiner größten Highlights: TÜSN. Ich weiß nicht, was sich seit meiner Rezension konkret bei mir verändert hat, doch mittlerweile bin ich einfach nur noch hin und weg von Selbstinszenierung und Musik der Combo. Allein die Anordnung im Dreieck und dieses nur schwer alltagstaugliche Outfit des in seiner Performance nur allzu sehr an Felix Räuber erinnernden Frontmanns, diese Band sticht einfach in allen Belangen heraus. Oh bitte lass diesen Auftritt niemals enden…

Auch wenn es mir im Herzen weh tut, als TÜSN die Bühne verlassen, allzu sehr möchte ich mich nicht beschweren. Jetzt entern unsere alten Bekannten von Radio Havanna die Center Stage. Refugees Welcome, gute Stimmung, gutes Wetter, gute Laune. Radio Havanna können’s halt einfach und bereiten das Publikum ganz gut auf den nachfolgenden Slot vor.

Man könnte meinen, es gäbe im Kosmos von Schallgefluester kaum noch eine andere Band. Ja, es ist wieder einmal Zeit für die Blackout Problems. Die Show der Vier beweist ihre große Professionalität auf der Bühne. Ich habe selten eine Band gesehen, die trotz so vieler Stolperfallen noch so ein so krasses Konzert hinlegt. Ich kann echt nur noch meinen Hut vor den Jungs ziehen. Ob die altbekannten Bäder in der Menge oder der großartige Circle Pit – meiner Ansicht nach legen die Jungs erwartungsgemäß die beste Show des Festivals hin.

Ein weiteres Wiedersehen. Karo platziert sich mit Herzchenaugen vor der Center Stage, um den Auftritt von Milliarden in vollen Zügen zu genießen. Die vielen neuen Songs entpuppen sich als unglaublich tanzbar und ich bemerke nur, wie Karo vor Glück zeitweise so richtig in eine andere Welt abdriftet. Ein verdammt gutes Zeichen! Milliarden spielen ihre Stärke als extrem ehrliche, menschliche und publikumsnahe Band aus. So nimmt Sänger Ben ein Bad in der Menge, trifft dort auf bekannte Gesichter, tanzt und lässt tanzen. Zu schade nur, dass sich die Leute nach dem Auftritt der Blackout Problems eher in Richtung Merchandising-Stand und hintere Bereiche verlagert haben. Als könntet ihr zu Milliarden nicht auch noch lässig durchtanzen!

Es ist schon wieder Zeit für den vorletzten Act des Festivals. Auch hierbei handelt es sich um alte Bekannte. Itchy Poopzkid gehörten zu den ersten Bands, die ich jemals fotografierte und begleiteten mich seitdem immer wieder auf meinem Weg. Und was soll man dazu groß sagen? Top Stimmung, super Performance und mega Props an Sibbi, dem man seinen kürzlich zugezogenen Muskelbündelriss einfach kaum anmerkt. Das Sahnehäubchen des Gigs: Ein Gastauftritt des Blackout Problems Frontmanns Mario.

Der letzte Slot und das letzte Wiedersehen des Festivals. Die Center Stage macht sich bereit für die Deez Nuts. Trotz kurzzeitiger technischer Probleme zu Beginn legen die Australier einen mehr als fetten Auftritt hin, von dem ich aber leider nicht mehr allzu viel mitbekomme, da ich einfach nur noch komplett fertig bin. Zwei Tage Festival, zwei Tage lang komplette Anspannung. Den Blick stets überall. Erst zu „Band of Brothers“, dem meinem Lebensstil wohl am meisten widersprechenden Song des Soundgarden Festivals, komme ich langsam wieder runter. Und möchte trotz vieler Glücksgefühle einfach nur noch nach Hause in mein Bett.

Fotos: Der Samstag beim Soundgarden Festival 2016

[Best_Wordpress_Gallery id=“79″ gal_title=“Soundgarden Festival 2016 – Samstag“]

 

 

 

Fazit: Tag 2 beim Soundgarden Festival 2016

Tini:

Location: sehr gut
Organisation:
 befriedigend
Security: sehr gut
Programm: sehr gut
Highlights des Tages: TÜSN & Blackout Problems

Karo:

Location: gut
Organisation:
 gut
Security: gut
Programm: gut
Highlights des Tages: Milliarden, Blackout Problems & TÜSN

Allgemeines Fazit: Soundgarden Festival 2016

In der Gesamtheit muss ich nach zwei Tagen auf dem Soundgarden Festival sagen, dass ich absolut nicht nachvollziehen kann, wieso es nur so verhältnismäßig wenige Menschen nach Bad Nauheim zieht. Es punktet vor allem in Sachen Location, musikalischer Vielfalt und gut durchdachtem Zwei-Bühnen-System. Ich habe selten ein insgesamt so gutes Festival dieser Größenordnung erlebt und kann es musikbegeisterten Menschen auf jeden Fall nur wärmstens an’s Herz legen.

Zu Hause weiter feiern?