[dropcap]D[/dropcap]ienstagabend, der 15.10.2013. Stadtgarten Köln. Eine verdächtige Schlange von Menschen wartet vor einer unscheinbaren Tür, in deren unmittelbarer Nähe der Schriftzug „Studio 672“ prangt.
Es regt sich etwas, die Tore öffnen sich und langsam setzt sich ein Strom in Bewegung. Die Treppen hinab, in Richtung Keller. Schnell die unscheinbaren Papierkärtchen zücken, Stempel aufgedrückt bekommen, durch eine weitere massive Tür gehen… und man ist mittendrin. Bar, Sitzecke, Mischpult, Discokugel, einige Hocker inmitten des Raumes und eine kleine gemütliche Bühne in Tritthöhe, alles in einer recht dunklen, blau-rötlichen Lichtsituation. Im Hintergrund hört man Musik vom Band. Die Atmosphäre verspricht einen interessanten Abend.
Der Blick schweift in Richtung Bühne. Gitarre, Schlagzeug, Synthie. Aus einer eher unscheinbaren Box kann man das Leuchten eines Laptops erahnen. Spätestens beim Betrachten einer anderen Ecke des Raumes wird alles klar. „Change“ kann man dort auf blauen Stickern lesen. Ein Stapel von Plakaten, von denen ein sympathischer junger Mann lächelt, liegt schon für später bereit. Finn Martin heißt dieser Herr. Und dessen Konzert hat Christin im Namen von schallgefluester (ehemals schallundrauchblog) für Euch besucht.
Der Abend wurde zur besten Primetime von M. Borgard eröffnet, einem Mann und seiner Gitarre. Er beglückte dabei das Publikum nicht nur mit seinem Witz und Charme, sondern vor allem auch mit seinen selbstgeschriebenen englischsprachigen Songs wie „Not another lovesong“, „Josie come home“ oder „CCAA“. Dabei animierte er das alterstechnisch recht durchwachsene Publikum zum Mitsingen und -fühlen. So gab er seine sieben Lieder starke Setlist zum Besten und ließ das Publikum mit guter Laune und bereit für den Hauptact des Abends zurück.
Ein paar Lieder aus der Konserve später war es soweit: Nach einem amüsanten Synthie-Fehlstart folgte das richtige Intro und Finn Martin und seine Band betraten gut gelaunt die Bühne. Schon während des ersten Songs „So good it hurts“ griff der Elan der drei Musiker auf das Publikum über. „There’s no way back now…“ – anders wollte es bestimmt auch keiner der Anwesenden haben.
Was direkt auffiel und sehr positiv überraschte: Die Liveversionen der Songs toppen die Albumversionen unserer Meinung nach um Längen. Was auf CD vielleicht zu poppig herüberkommt, erhielt vor Ort entweder eine wunderschöne Unplugged- oder gar Rocknote. Auch merkte man der Band durch so manche witzige Unterhaltung an, wie viel Spaß sie gemeinsam auf der Bühne hat. Sie bewies durch die lockeren Sprüche und ihre gekonnte Publikumsanimation wahre Entertainerqualitäten. So heizten die Jungs etwa einen kleinen Konkurrenzkampf mit dem Konzert in Hamburg in Sachen Lautstärke an oder erklärten eine Seite des Clubs spontan zum größten Kölner Singletreff des Abends.
„Army of two“ gab der sympathische Wahlberliner absolut ungeschminkt in A capella zum Besten und zauberte damit so manchem Konzertbesucher eine gigantische Gänsehaut. „Who cares what they’re saying? They were never in love, me and you were an army of two…“
Das Konzert lebte vor allem von seiner Abwechslung – ruhige Songs trafen auf tanzbare Nummern, die volle Bandbesetzung im rockigen Stil auf Akustikversionen. Ein Solostück mit der E-Gitarre, eins in a Capella. Auch hatte der Weltenbummler „Twisted love“ von Asher Lane in einer ganz besonderen Version im Reisegepäck.
Ein ganz besonderes Highlight hob sich die Band jedoch noch bis zum Schluss auf – die Drei stellten sich inmitten des Publikums in einem Kreis auf und gaben „Change“ in einer exklusiven Unplugged-Version zum Besten – lautstark untermalt vom Chor der Fans und umringt von zahlreichen Kameras und sogar den extra angereisten und besonders begeisterten Eltern von Bandmitglied Julian. „We are, we are, we are, we are, we are the change that we see…”
Nach dem Konzert nahmen sich M. Borgard und Finn dann auch noch einmal in sehr bodenständiger Manier viel Zeit für ihre Fans. So bot sich eine ausführliche Möglichkeit, einen netten Plausch zu halten, Fotos zu machen oder CDs und Plakate direkt beim Künstler zu kaufen.
Solltet Ihr die Gelegenheit haben, diesen Künstler einmal live zu sehen, dann nutzt die Chance auf einen solchen finntastischen Abend. Auch wenn Ihr die Studioversionen der Songs eventuell nicht ganz so mögt – die Livequalitäten von Finn und seiner Band sind überragend.
Als kleines Andenken haben die Künstler mit viel Liebe etwas für Euch gestaltet!
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