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So sehr ich auch die Konzerte des Mainstream-Musikgeschmacks mittlerweile zu schätzen weiß, wird mein Herz nie damit aufhören, für diese kleinen abgeranzten linksgrünversifften Clubs und DIY-Shows zu schlagen. Eigentlich schon immer, aber besonders in Zeiten des Kapitalismus um jeden Preis und des schauderhaften Rechtsrucks halte ich es für absolut notwendig, für ein selbstbestimmtes solidarisches und damit bessere Leben aller einzustehen und den den geistigen Brandstifter*innen da draußen Paroli zu bieten.

Umso trauriger stimmen mich dann natürlich Entwicklungen wie jene um das Autonome Zentrum in Köln. Für alle, die nichts mit der Bezeichnung anfangen können, zitiere ich einmal kurz aus dem offiziellen Benutzer_innenhandbuch:

Das Autonome Zentrum ist ein Treffpunkt für organisierte und nicht-organisierte Menschen aus den verschiedensten sozialen, politischen und kulturellen Zusammenhängen. Es bietet einen unkommerziellen Raum für Ausstellungen, Infoveranstaltungen, Gruppentreffen, Konzerte, Parties, Kneipe, Essen, Kino und vieles mehr. […] Im Autonomen Zentrum wird entlang emanzipatorischer Inhalte parteiunabhängige Politik und Kultur betrieben. […] Das Gelingen der Veranstaltungen und der Fortbestand des Autonomen Zentrums liegen bei verantwortungsbewussten Besucher_innen, die sich immer als handelnde Subjekte und nicht als passive Konsument_innen wahrnehmen.

Das Autonome Zentrum (kurz: AZ) versteht sich als Ort der Begegnung und Schutzraum. Und seit einiger Zeit es nun leider selbst des Schutzes bedürftig. Denn wenn es nach der Stadt Köln ginge, wäre das Gebäude längst abgerissen und im Rahmen des geplanten Prestigeprojekts Parkstadt Süd durch eine Rasenfläche ersetzt worden. Gegen eine mögliche Integration des AZ in den Grüngürtel stellt sich die Stadt Köln quer. Und auch weiter Bemühungen der Aktivist*innen werden leider überwiegend abgeschmettert. So kam beispielsweise der ernst gemeinte Vorschlag auf, das Autonome Zentrum Köln in ein denkmalgeschütztes und baulich ziemlich verfallenes und nur äußerst schlecht an den öffentlichen Personennahverkehr angebundenes Objekt im Kölner Nordosten zu verlegen.

Kein Wunder also, dass engagierte Kölner*innen Widerstand zeigen und mit verschiedenen Aktionen für das Autonome Zentrum kämpfen – sei es nun am jetzigen oder aber auch an einem vergleichbaren Standort der Stadt.

Am vergangenen Freitag und Samstag, dem 07. und 08. Juni 2019, fand nun wieder eine dieser bunten Aktionen statt: Das große AZ bleibt! Fest II mit zahlreichen Bands auf zwei Bühnen, leckerem Futtern, Eis, Soligetränken und ’ner Menge cooler Leute. Ein fettes Dankeschön geht übrigens schon allein deshalb an die Organisator*innen raus, weil ich selten so ein bunt gemischtes Line-Up mit einem so hohem Frauenanteil erlebt habe. Es geht halt doch, wenn man sich ein wenig bemüht!
Neben der eingangs beschriebenen Problematik rund um das Autonome Zentrum in Köln lockte mich sekundär ein weitaus erfreulicherer Grund dorthin: Ein Wiedersehen mit welchen meiner absoluten Lieblingsmenschen des Musikbiz: I Saw Daylight. Da ich in einem AZ aus verschiedensten Gründen eher ungern groß durch die Gegend fotografieren möchte und mir das eine oder andere Konzert persönlich auch viel zu kuschelig war, beschränkt sich meine kleine Galerie im Großen und Ganzen auch nur auf ein paar Fotos meiner allerliebsten Melodic Hardcore Combo aus Ulm. Diese haben übrigens gerade eine ganz zauberhafte Aktion am Start, in deren Rahmen sie einen Teil ihrer Einnahmen an Sea-Watch spenden.
Trotz meiner I SAW DAYLIGHT-Lastigkeit gehen vor allem noch Grüße an die chaotischen und zugleich wahnsinnig sympathischen SWAN SONGS aus Münster raus, auf die ich seit ihrem Auftritt jetzt auch ein Ohr und ein Auge geworfen habe. Und sorry an Lingua Nada und Deutsche Laichen, ihr seid auch ohne Fotos super!

Fotos: AZ bleibt! Fest II in Köln