[dropcap]S[/dropcap]chon lange warf ein ganz bestimmtes Festival in der Nähe von Soest in Nordrhein-Westfalen mit einem großartigen Line-Up seine Schatten voraus. Am vergangenen Wochenende war es nun soweit und tausende Menschen feierten den Big Day Out 9.0. Impressionen vom Festival-Freitag.
Freitag, der 04. August 2017 um kurz nach 14 Uhr. Wie lange habe ich auf diesen Moment hingefiebert. Gemeinsam mit meiner Begleitung habe ich meine Bleibe im nahe gelegenen Lippstadt bezogen und nun betrete ich mit unglaublich großer Vorfreude das Festivalgelände des Big Day Out 9.0 in Anröchte. Ein fantastisches Gefühl.
Wir wagen einen ersten Streifzug über das noch nicht allzu volle Gelände (ja, das obige Foto entstand zu einem späteren Zeitpunkt) und stellen fest: In Sachen Ernährung werde ich es an diesem Wochenende hier nicht ganz so einfach haben. Es ist nicht so, dass ich komplett darauf angewiesen bin und trotzdem hatten andere Festivals in der Vergangenheit schon mehr für das Veganerherz geboten. Doch egal, ich bin nicht zum Essen, sondern zum Fotografieren und Berichten hier.
Um 15.00 Uhr geht es schließlich auf der Hauptbühne mit dem Niederländer Tim Vantol und seiner Band los. Die Band spielt eine Mischung aus Singer-Songwriter und Folk-Rock-Musik. Ich habe Tim in der Vergangenheit bereits auf einem anderen Festival erleben dürfen und bin auch hier ein weiteres Mal von seiner offenen und sympathischen Art fasziniert. Als er feststellt, wie übertrieben groß die Bühne doch sei, bin ich ganz bei ihm. Denn ja – aus dem Pressegraben sieht man zumindest in meiner Größenordnung eigentlich nur etwas, wenn sich die Musiker ganz nach vorn an den Bühnenrand bewegen. Tim nutzt seinen Auftritt direkt, um eine wichtige politische Message loszuwerden: Kein Mensch ist illegal. Wie recht er damit doch hat…
Weiter geht’s auf der S-Club Bühne mit dem BLOCKRUDEL, einer Band irgendwo zwischen Pop und Hip Hop. Tatsächlich erinnern sie mich mit ihren melodiöseren Parts irgendwie an die Band Und Wieder Oktober. Die Band weiß auf jeden Fall, wie man die Bühne gut für sich nutzt.
Auf der Main Stage wartet nun das absolute Kontrastprogramm auf die Festivalbesucher: Die Emil Bulls aus München sind mit ihrem englischsprachigem Alternative Metal an der Reihe und stellen für mich ganz klar den ersten kleinen Höhepunkt des Festivals dar. Die Stimmung kann sich auf jeden Fall für diese doch eher frühe Uhrzeit echt schon sehen lassen.
Auch wenn es nun zurück zur S-Club Bühne geht, so bleiben wir immerhin noch ein wenig in München. Es ist einmal mehr Zeit für die Post-Hardcore-Punk-Combo Marathonmann. Da ich nach ein paar Fotos viel zu sehr mit dem Mitsingen und einem kleinen Circle Pit beschäftigt bin, bekomme ich um mich herum kaum etwas mit, doch meines Erachtens nach ist die Stimmung recht gut. Überhaupt gewinne ich den Eindruck, dieses Festival-Publikum sei extrem dankbar, selbst für den Leuten bisher noch eher unbekanntere Bands.
Die Main Stage schafft eine Möglichkeit zum Verschnaufen. Singer-Songwriter Joris spielt einen Radio-Ohrwurm nach dem anderen und ich blicke in viele glückliche Gesichter. Ein guter Typ, dem ich die ganze mediale Aufmerksamkeit derzeit auf jeden Fall gönne.
Mediale Aufmerksamkeit hätte der folgende Act auf der S-Club Bühne definitiv noch mehr verdient. Doch wie es nun einmal so ist, steht das musikalische Genie gern mal im Schatten der berühmteren Menschen an seiner Seite. Vielleicht ist Euch Schauspieler und Musiker Kyle Gass an sich noch kein Begriff. Was aber, wenn ich Tenacious D und Jack Black ins Spiel bringe? Klingelt’s?
Selbst wenn nicht – die Kyle Gass Band beweist Humor und musikalisches Talent und tief im Inneren wissen die meisten Leute, dass hier gerade einer der eigentlichen Headliner des Big Day Out 9.0 spielt.
Der nächste Musiker auf der Hauptbühne versetzt mich zurück in meine Jugend. Ich war 16 Jahre alt, als ich Bosse das erste Mal live erlebte und trotz des deutlich größeren Aufgebots an Musikern fühlt sich das alles noch immer vertrauter an als ich dachte. Mag vielleicht aber auch daran liegen, dass Aki Bosse noch immer wie ein aufgescheuchtes Reh über die Bühne jagt. Eine absolute Festivalband.
Dunkel ist es geworden, als es auf der S-Club Bühne mit meinen alten Bekannten von LIEDFETT weiter geht. Eben erst bei der der Youth-Brigade erlebt, sorgen sie hier nun wieder kräftig für Stimmung – also mindestens unter den gut angetrunkenen Leuten im Publikum…
Für ein letztes Mal soll mich nun an diesem Tag meine Jugend wieder einholen. Alles wartet auf den Headliner des ersten Abends des Big Day Out 9.0. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich die Band zwischenzeitlich kaum noch auf dem Schirm und umso überraschender und großartiger ist nun der Ausblick auf die Kanadier von Billy Talent. Leider bin ich über viele der gespielten Songs nicht weiter im Bilde; umso mehr freue ich mich aber über die bekannten alten Klassiker. Ach schön…
Disclaimer & Dankeschöns
Ich danke den Veranstalter*innen des Big Day Out Festivals für die Akkreditierung.