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[dropcap]A[/dropcap]rschkalt und dennoch wunderwunderschön – exakt so lässt sich das Rockade Festiwoll 2017 in Kirchveischede im Sauerland beschreiben. Glaubt Ihr nicht? Dann schaut doch selbst…

Eins muss man den Besuchern des diesjährigen Rockade Festiwoll in Kirchveischede echt lassen: Aus Zucker waren die ganz sicher nicht. Sei es der Sprühregen zu Beginn, die eisigen Temperaturen oder die eine oder andere rebellierende Kniescheibe oder auch mal ein anderes Wehwehchen – man kann auf jeden Fall nicht behaupten, man hätte nicht alles gegeben.

Wie auch schon bei meinen vergangenen Besuchen 2014 und 2016 bin ich auch in diesem Jahr wieder von Anfang an am Start. Wenn man schon zur Rockade fährt, dann gehört es für mich einfach zum guten Ton, jeden einzelnen Auftritt mitzuerleben.

Los geht’s in diesem Jahr wie immer mit dem ersten lokalen Headliner For Heads Down. Musikalisch bewegen sich die Siegener zwischen Punkrock und Hardcore, also eigentlich genau in meinem derzeitigen Lieblingsgebiet. Und was soll ich sagen? Ich frage mich tatsächlich, wieso ich die Band noch nicht eher in meine Playlist aufgenommen habe.

For Heads Down beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

For Heads Down beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Dank eines etwas besseren Kartenverkaufs seitens der Band haben sich The Oak Yard den zweiten Startplatz beim diesjährigen Rockade Festiwoll gesichert. Die Gruppe aus dem Sauerland lässt sich im Bereich zwischen Folk, Akustik und Punk einordnen und lässt sich heute als so etwas wie die letzte Ruhe vor dem nachfolgenden Sturm bezeichnen. Tatsächlich ist mir die Band durchaus sympathisch, was mitunter sicherlich am Musikgeschmack des Sängers, dem Steigern der Frauenquote und einer am Boden gebliebenen ehrlichen Performance liegen mag.

The Oak Yard beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

The Oak Yard beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Meine erste größere Überraschung der diesjährigen Rockade sind dann aber Pappasaft. Ihr handgemachter Punkrock aus Norwegen zeigt, dass es eigentlich keine Sprachbarrieren gibt. Ich verstehe anhand des Sounds absolut, wieso sie so gut mit Social Distrust befreundet sind. Kein Wunder, dass sie schließlich zwei ihrer Sauerländer Freunde mit auf die Bühne holen und gemeinsam einen Song zocken.

Pappasaft beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

Pappasaft beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Eradicator spielen jene Art von Metal, die ich mir durchaus auch mal privat anhören kann. Haare fliegen. Es kommt immer mehr Bewegung ins Spiel. Stark!

Eradicator beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

Eradicator beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Die größte Überraschung meines kompletten Festivalsommers bereitet mir die nächste Band. Mit riesigen Vorurteilen bin ich in diesem Jahr zum Rockade Festiwoll angereist. Van Holzen klingen doch voll wie ’ne lustlose Kopie des dritten Heisskalt-Albums!“ Wie gut, dass mich die Jungs nun vom Gegenteil überzeugen und mit ihrem vollen Sound einmal komplett ummähen. Wie können gerade drei junge und eher unscheinbare Typen nur so groß klingen?
Was sie dann nochmal ein Stück sympathischer macht, ist die Pause vor dem letzten Song. Anstatt weiter ihre Show durchzuziehen, rufen sie selbst die Sanitäter, da es im Pit wohl doch etwas zu hart zugegangen ist und widmen ihren letzten Song einer in Mitleidenschaft gezogenen Kniescheibe.

VAN HOLZEN beim Rockade Festiwoll am 02. September 2018 in Lennestadt-Kirchveischede

Nachdem mich Van Holzen nun also voll und ganz von sich überzeugen konnten, sind jetzt auch die von mir mittlerweile heiß und innig geliebten Smile And Burn an der Reihe. Sympathisch wie eh und je sorgen sie mit Sticheleien und dem einen oder anderen Anheizer für eine tolle Stimmung und liefern eine würdige Saison-Abschlussshow. So wird etwa gemeinsam mit dem Publikum Geburstagskind Melanie besungen und mit einer doch eher unfreiwilligen Runde Crowdsurfing bedacht. Hat sich eigentlich noch geklärt, ob das im Graben von Sänger Phil aufgefundene Smartphone wirklich ihr gehörte?

Smile And Burn beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

Smile And Burn beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Einen würdigen Abschluss liefern die Wahl-Amsterdamer von Jaya The Cat. Man muss schon versehentlich vorher irgendwo auf dem Gelände festgefroren sein, um nun nicht zu tanzen. Vielleicht sitzt man aber auch Backstage am Feuer, weil man kurze Zeit zuvor gesehen hat, dass der Sänger in Flipflops auf der Bühne steht…

Jaya The Cat beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede | Schallgefluester | Credits: Christin Meyer

Jaya The Cat beim Rockade Festiwoll am 02. September 2017 in Lennestadt-Kirchveischede

Unterm Strich hat sich das Rockade Festiwoll 2017 mit all seiner familiären Atmosphäre, dem guten Essen (tausend Daumen hoch für gutes veganes Essen) und dem abwechslungsreichen und dennoch gut harmonierenden Line-Up an meinen restlichen Open Airs des Jahres vorbei an die Spitze gedrängt. So gut die Line-Ups beim Green Juice oder Big Day Out vielleicht waren – mein liebstes Festival stieg im Jahr 2017 in Kirchveischede. Und ich kann jedem nur dringend einen Besuch dort empfehlen.

Disclaimer & Dankeschöns

Ein großer Dank geht raus an das Team vom Rockade Festiwoll, das mir jedes Mal aufs Neue die Möglichkeit gibt, mich fotografisch auszutoben und spannende Kontakte zu knüpfen. Nach drei Besuchen fühlt sich das Festival mittlerweile an, als würde ich nach einer langen Open Air Saison nach Hause kommen.

Sollte eine Band Interesse an weiteren Bildern haben, kann sie sich gern via Mail bei mir melden und wir können gemeinsam schauen, ob sich da noch mehr Material finden lässt. Selbiges gilt auch für Besucher. Wenn Ihr das Gefühl hattet, ich könnte Euch irgendwann fotografiert haben, dann schreibt mir einfach. Sollte es übrigens irgendwelche plausiblen Gründe geben, wieso eins der Fotos hier lieber nicht online sein sollte, dann steht Euch ebenfalls mein Postfach offen.

Kategorien:
Konzertfotos