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[dropcap]F[/dropcap]reitagabend, 20 Uhr, Gipfel der Schützenfestkultur… na, schon ’nen Ohrwurm bekommen? Ich war am vergangenen Freitag nach langer langer Zeit endlich mal wieder bei einem Konzert von Aufbau West und verrate Euch, ob sich der Weg dorthin gelohnt hat.

Nach meiner kleinen Rezension zur „Die Märchen der Gebrüder Grimmig“-EP wollte ich mir unbedingt selbst ein Bild davon machen, wie sich Aufbau West so zu dritt schlagen und ob so eine Band denn wirklich ganz ohne Bassisten auskommt. Aber eins nach dem anderen…

An diesem Freitagabend ist vor allem erst einmal eins angesagt: Warten. Denn bis uns tatsächlich der Einlass in den Konzertraum gewährt wird, dauert es ein wenig.

Meine Zeit Support von Aufbau West Druckluft Oberhausen 2017 Schallgefluester Credits Christin Meyer

Meine Zeit am 20. Oktober 2017 im Druckluft Oberhausen

Nach den ersten Drinks und einer intensiven Inspektion des Merchandising-Tischs betritt die Support-Band des Abends die Bühne: Meine Zeit sind eine Pop/Rock-Band aus Wesel und waren bereits im Vorprogramm von Künstlern wie Andreas Bourani, Jupiter Jones oder Glaperlenspiel zu hören. Man kann von diesen Radiokünstlern halten, was man möchte – für eine so junge Band wie diese sind das auf jeden Fall ein paar große Meilensteine. Und während ihres Gigs wird auch klar, wieso es so weit kam: Meine Zeit beherrschen ihre Instrumente und das 1×1 der Publikums-Interaktion. ihre große musikalische Entwicklung zeigt sich durch zum Teil doch recht große Unterschiede in den Tracks. Während ältere Songs zum Teil noch unausgereift und wenig einheitlich wirken, klingen ihre neueren Tracks einfach runder, eingängiger und sogar radiotauglich. Auf besonderen Wunsch meiner ambitionierten Begleitung spielt die Band eine kleine Zugabe, welche rein akustisch von Frontmann Daniel begonnen wird und schließlich mit kompletter Bandbesetzung endet.
Wer auf Bands wie Kompass oder Dreimillionen steht, wird mit Meine Zeit auf jeden Fall seine Freude haben.

Aufbau West am 20. Oktober 2017 im Druckluft Oberhausen

Nach diesem Gig dauert es gar nicht lange bis Mephistoteles das Wort ergreift. Wie auch schon auf der „Die Märchen der Gebrüder Grimmig“-EP geht dies nahtlos in den Track „Faust“ über. Und was soll ich sagen? Es ist nun wirklich nicht so, als wäre die Bühnenshow von Aufbau West je schlecht gewesen, aber das alles hier spielt noch einmal auf einem ganz anderen Level. Ich bin ja normalerweise eher eine Freundin der Gitarrenmusik, hier beeindrucken mich aber vor allem jene Songs ganz ohne dieses Instrument, da Frontmann Florian Berres so völlig ungehemmt über die Bühne springen und tanzen kann. Im Allgemeinen wirkt die Band einfach so gelöst wie nie zuvor und das merkt man jedem einzelnen Mitglied an. Man nimmt sich selbst immer wieder auf die Schippe, scherzt über frühere Showeinlagen und das Standardrepertoire an Sprüchen eines jeden Musikers. Je mehr Songs gespielt werden, desto weniger möchte man diese Band überhaupt wieder gehen lassen. „So große Gegenstände“ wird kurzerhand einfach aus und mit dem Publikum gesungen, „Die Märchen der Gebrüder Grimmig“ geht mit seinem großartigen politischen Statement raus an unser aller Großeltern. Es ist einfach zu schade, dass dieser Konzertabend ausgerechnet mit dem für mich mittlerweile ein wenig totgespielten „Die sicher schlimmste Wahl“ sein Ende findet. Ganz ehrlich, diese Band hat einfach noch so viel mehr auf dem Kasten als einen Track mit Jennifer Rostock. Das hat sie an diesem eher intimen Abend wieder einmal bravourös bewiesen.

 

Ein großer Dank gilt der Band Aufbau West für eine völlig unerwartete Liedwidmung und das Möglichmachen eines absolut unvergleichlichen Abends. Ach und wenn wir schon mal dabei sind: Beim nächsten Mal würde ich mich übertrieben über „& Das ist erst der Anfang“ freuen, der Track hat mir komischerweise echt gefehlt.
Weiterhin gehen Grüße raus an meine tollen textsicheren Begleitungen Moe, Lilli und Ariane von Frühmorgens.

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