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[dropcap]D[/dropcap]ie Band von Welt gastierte mit ihren Stillen Konzerten Anfang Juni in der City-Galerie Siegen. Schallgefluester war am vergangenen Samstag bei allen sechs Gigs dabei.

Es gibt so Musiker, die verliert man aus den unterschiedlichsten Gründen immer mal wieder aus den müden Augen. Ein ganz besonderer Fall meiner Geschichte ist dabei ein gewisser Nicolas Kuri.
Damals zu MySpace-Zeiten bin ich das erste Mal auf ihn und seine Band Wir gestoßen und habe diese sogar einmal auf der My Music Expo in Dresden live gesehen. Ja, so richtig ohne Internet und in quietschend greller Farbe. Weiteres Highlight dieser Messe: Rolf Zuckowski.
Aus Wir wurden recht bald A5 Richtung Wir. Und aus einer spontanen Crowdfunding-Unterstützung wurde eine halbe Ewigkeit, in der sich der eine oder andere Supporter so dachte, man habe sich längst ins Ausland abgesetzt. War aber nicht so.
Im Februar 2017 erschien die „Milliardenstadt“ EP des vierköpfigen Bandprojektes von Welt und ich schrieb sogar hier einen kleinen Text dazu. Trotz der unfassbar schönen Video-Eindrücke der „Stillen Konzerte“ verlor ich wieder den Draht zur Band. Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem es hieß, sie würden sozusagen vor meiner Haustür spielen. Ich hielt mir diesen Termin also schon gefühlte Ewigkeiten im Voraus frei.

Samstag, der 10.06.2017. Ich nutze den Vormittag extra für einige Erledigungen und hetze anschließend in die City Galerie, um auch bloß nicht schon den ersten Auftritt der Band zu verpassen. Dass von Welt an diesem Tag noch fünf weitere etwa halbstündige Sets spielen werden, ist mir irgendwie egal. Ich möchte diese besondere Art der Konzerte in ihrer Gesamtheit genießen.
Eine Band, dreißig Kopfhörer und viele schräge Blicke. Von Welt erregen mit ihren stillen Konzerten Aufsehen. Viele Leute gucken neugierig, fotografieren die Szenerie. Manche verstehen wahrscheinlich auch gar nicht, dass man mehr als nur ein wenig Gesang und Schlagzeug hören kann und fast schon in eine andere Welt abzutauchen scheint, sobald man sich nur herantraut und einen der Kopfhörer aufsetzt.
Meine Eindrücke von diesem Nachmittag sind so verschieden wie die Menschen. Einige Leute hadern mit sich, hören dann nur kurz hinein, kaufen spontan eine CD und verfallen schnell wieder dem Konsumrausch des Einkaufszentrums. Junge Kerle bleiben – für mich doch eher unerwartet – länger stehen und lassen sich von der Musik berieseln. Was sich für mich besonders gut anfühlt: Sobald ich mit Kopfhörern auf den Ohren andere Zuhörer betrachte, blicke ich erstaunlich oft in grinsenden Gesichter. Musik verbindet.

„Nur vier Songs? Wenn schon, dann ein Album“, höre ich einmal. Und ein fest entschlossenes kleines Mädchen opfert ihr Taschengeld, um abends vor dem Einschlafen etwas Anderes als ihre Kinder-CD zu hören. „Ist es dir das wirklich wert?“, fragt die Mutter. „Ja!“
Von diesem Nachmittag nehme ich ein paar Erkenntnisse mit:
Manchen Menschen kann man den Musikgeschmack nicht an der Nase ablesen. Anderen schon.
Selbst die kleinsten Einkaufszentren sorgen trotz Kopfhörern nach kürzester Zeit für eine Reizüberflutung.
Und die für mich wichtigste: Menschen ändern sich. Und wenn das andere Leute nicht einsehen wollen, dann soll ihr Horizont eben weiterhin so beschränkt bleiben und man selbst sollte sich nicht dran stören und einfach weiter machen. Punkt.
Ich danke der Band von Welt von Herzen für einen schönen Nachmittag und ihre Offenheit.

Fotos: von Welt Stille Konzerte in Siegen

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