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[dropcap]A[/dropcap]m Samstag, dem 27.05.2017, war es endlich soweit und „Zusammen leuchten – das Rausgegangen Festival“ öffnete seine Pforten auf dem Gelände am Girlitzweg in Köln. Ein größeres und bunteres Programm als je zuvor sollte die Besucher des Open Airs bei bestem Wetter aus den Reserven locken.

[dropcap]S[/dropcap]challgefluester hat sich am vergangenen Samstag auf den Weg nach Köln gemacht, um vom frühen Nachmittag bis zum frühen Morgen bei schönstem Wetter durchzufeiern. Vor die Linse gekommen sind mir dabei Neufundland, Brothers Of Santa Clause, Und Wieder Oktober, Tonbandgerät, RasgaRasga und Sarazar von Aerochrone.

Es fühlt sich wie eine große Klassenfahrt an, als wir an der Haltestelle am Technologiepark in Köln-Müngersdorf ankommen und sich eine Menschentraube auf den Weg in Richtung „Zusammen Leuchten“ Festival macht. Die Sonne knallt unermüdlich auf die Häupter, doch die Laune ist super. Am Gelände angekommen, wird erst einmal kräftig gestaunt: Was für eine heftige Location ist das denn bitte? Auf den ersten Blick erinnert das Gelände am Girlitzweg direkt an einen Steampunk-Markt mit Hippie-Flair. Rost trifft auf bunte Blüten und Holz. Was für eine tolle Mischung!
Der Einlass gestaltet sich komplett stressfrei und kaum angekommen, gibt es hier auch schon die passenden Programmhefte mit Zeitplan und Informationen zu den auftretenden Künstlern. Und selbst, wenn man das alles schon in- und auswendig kennt, macht sich diese Broschüre immer noch gut als Fächer für frische Luft.
Wir machen uns recht schnell auf dem Weg zum Sonnendeck, um dort Neufundland zu sehen. Jetzt um diese Uhrzeit ist es echt unfassbar heiß vor – und bestimmt auch auf – der Bühne. Dem Auftritt der Band tut das keinen Abbruch. So chillen einige Leute halt im Sitzen zum großartigen Elektropop der Kölner Band, deren Frontmann stolz davon berichtet, sich im Jahr 2017 endlich von seinen unzähligen Nebenjobs getrennt zu haben.

Da uns die Sonne doch etwas mehr schafft als gedacht, ziehen wir uns anschließend an die schattigeren Orte des Geländes zurück. Die sind nämlich – entgegen vieler Festivals – glücklicherweise auch vorhanden. Während ich normalerweise doch eher kritisch gegenüber vieler Werbung bin, machen es an diesem Tag einige Firmen komplett richtig. Wo die einen etwa Sitzsäcke oder aufblasbare Sessel auf dem „Schrottplatz“ (ja, so hieß die Area wirklich) verteilt haben, schicken die anderen nette Promoter mit Traubenzucker und später auch – passend zum Festival – Leuchtstäben umher. Das ist geschicktes und sinnvolles Marketing!
Das Essens- und Getränkeangebot ist übrigens vielfältig, wenn auch preislich gesehen so absolut auf Festival-Niveau. Von diversen Burritos über Burger, frische Pizza und alkoholischem Eis bis hin zu Bananenbrot werde aber sogar ich als Veganerin satt und glücklich. Einen fetten Daumen hoch gibt’s übrigens auch für die gut eingerichteten sanitären Anlagen. Die sind hier tatsächlich so aus der Kategorie „obere Festivalliga mit Sternchen“!
Ich beobachte einen Trommel-Workshop und bewundere die Ausdauer der Teilnehmer. Ja, irgendwie hat das alles hier gerade etwas unglaublich Meditatives. Und da es mir in der einen oder anderen Location wie etwa der „Wortschmiede“ oder zeitweise dem „Einhornstall“ dann doch eine Spur zu voll und stickig ist, wird die meiste Zeit dann lieber einfach nur im Freien mit dem Beobachten von Leuten und dem Genießen des Lebens verbracht. Ganz kurz gehe ich noch zu den Brothers Of Santa Claus, doch lange halte ich es in Sachen Sonne einfach nicht aus. Bis Und Wieder Oktober den unglaublich liebevoll eingerichteten Einhornstall mit ihrer zuckersüßen Musik (und dem Grinsen des Frontmanns) erfüllen. Location, Dekoration, Musik, Atmosphäre – bei diesem Auftritt stimmt einfach das komplette Gesamtbild.


Um bei Tonbandgerät dann auf jeden Fall gute Sicht zu haben, verlasse ich den „Einhornstall“ dann aber doch etwas eher und mache es mir auf dem Sonnendeck gemütlich. Ich kann es nur noch einmal betonen: In keiner Sekunde wirkt das Festival in irgendeiner Art stressig oder hastig. Einen großen Respekt dafür, das habe ich andernorts auch schon anders erlebt.
Und was soll ich dann auch groß zu den Hamburgern sagen? Ob auf oder vor der Bühne, überall blicke ich in überwiegend strahlende Gesichter. Hier wird lautstark mitgesungen, da wird interessiert den neuen Songs gelauscht. Ob Seifenblasen, Konfettikanone, aufblasbare Einhörner oder Livestream des Songs „Superman“ aus der Mitte des Publikums – dieser Auftritt macht von Anfang bis Ende einfach nur Spaß. Und das nicht zuletzt auch, weil Frontmann Ole an diesem Tag besonders gut drauf zu sein scheint und einen lustigen Spruch nach dem anderen bringt. Ob Chemtrails oder zu Tonbandgerät tanzende Stripperinnen – hier ist mächtig was los.


Im Anschluss an Tonbandgerät wird es noch einmal eine ganze Ecke voller vor der Bühne. RasgaRasga machen sich für ihren Auftritt bereit. Auch wenn diese Sphäre der Weltmusik und des Reggaes nicht ganz so meiner übliche Schiene entspricht, beeindruckt mich der Auftritt dieser Band auf seine ganze eigene Weise. In Sachen Bühnenpräsenz, Vielfalt und Stimmung sind RasgaRasga absolute Vollprofis, die vor Leidenschaft für die Musik nur so strotzen. Aber was will man auch von einer Band erwarten, die neben den eigenen Auftritten auch noch dazu in der Lage ist, ein eigenes mehrtägiges Festival auf die Beine zu stellen?


Für’s Erste war das jetzt erst einmal genug Trubel. Wir ziehen uns auf den Schrottplatz zurück und beobachten ab diesem Zeitpunkt überwiegend andere Menschen beim Lightpainting oder aber auch diverse Bands, wie sie nahtlos und völlig stressfrei mit dem sonstigen Festivalpublikum verschmelzen. Auch hier kann ich nur sagen: Auf anderen Veranstaltungen wäre das nicht so stressfrei verlaufen.
Ich bin zugegebenermaßen erstaunt darüber, wie sehr sich das Festivalgelände nachts doch leert. Als ich mich kurz vor drei Uhr nachts etwa endlich zum unglaublich großartig gestalteten „Aerochrone Dome“ bewege, frage ich mich, wo das ganze feierwütige Volk gelandet ist. Vielleicht auch genau deshalb tanze ich deshalb eine knappe Stunde zum Set von Sarazar durch, der seine Drops immer bis zum Äußersten hinauszögert.


Danach droppe ich. Auf einen der Sitzsäcke draußen. Ich kann nicht mehr. Langsam gehen mir dann doch die Kräfte aus. Ich halte natürlich tapfer bis zum Morgengrauen und der ersten Bahn des morgens aus und bemerke dort einmal wieder mehr, wie ruhig und gesittet es doch auf dem „Zusammen leuchten“ so ablief.
Wer einmal einen schönen und nahezu stressfreien Festivaltag verbringen möchte, dem sei das „Zusammen leuchten“ mit all seinen bunten Facetten auf jeden Fall ans Herz gelegt.

Fotos: Zusammen leuchten 2017 in Köln

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Ein großer Dank gilt dem Rausgegangen Team, ohne das dieser Tag nicht möglich gewesen wäre.