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[dropcap]V[/dropcap]iel ist es nicht, was an diesem kalten und windigen Novembersonntag darauf hindeutet, dass hier in Köln-Ehrenfeld ein grandioses Konzert stattfinden wird.
Doch gut über einhundert Menschen können nicht irren und werden ab etwa 19.30 Uhr den Kölner Underground nach und nach in einem angenehmen Maße füllen.

Für wen diese Leute hier sind? Wir schreiben den 03. November 2013 und die „Die Stadt gehört den Besten“-Tour von Marathonmann macht heute hier ihren Halt. Begleitet werden die vier Münchener durch den amerikanischen Singer-Songwriter Grey Gordon und die Dessauer Pop-Punk-Band Storyteller. Christin ließ sich dieses Konzert nach dem Besuch des Unpluggedauftritts in Wiesbaden natürlich nicht entgehen und hat für den schallundrauchblog ein paar Eindrücke des Abends konserviert und mitgebracht.

Zur allerbesten Primetime sitzt er plötzlich auf einem Barhocker auf der Bühne – ein doch eher auffälliger junger Mann, bekleidet mit Jacke und Mütze. Er entschuldigt sich dafür, dass er ein wenig krank ist, bietet trotzdem an, dass das alle seine Freunde werden könnten.
Grey hebt sich bewusst von der Masse ab. An seinen Händen und im Gesicht kann man diverse Tattoos erahnen. Unter anderem mehrere X – ein typisches Zeichen für die Lebenseinstellung „straight edge“ und ein auffälliges „Unbreakable“ direkt über seinem Auge. Nun kann man sich auf den ersten Blick so ungefähr alles vorstellen, jedoch nicht, dass dieser Herr seiner Akustikgitarre die sanftesten Klänge entlockt und über persönliche Erlebnisse singt. Seine Songs hören auf Namen wie „Indianapolis 2008“, „Habits“ oder „Silver Charm“. Und immer schwingt das ganz große Gefühl mit und man möchte diesen Menschen am liebsten in den Arm nehmen.
Grey berührt die Zuhörer auch an diesem Abend durch seinen so schlichten Auftritt und lässt den ein oder anderen davon mit einer Gänsehaut zurück.

greygordon

Ein schwieriger Umbruch folgt. Die fünf Storyteller aus Sachsen-Anhalt fahren größere Mittel auf – E-Gitarren, Schlagzeug, Bass, Stimmen. Es wird deutlich lauter. Sie springen durch die Gegend, laufen permanent hin und her, sind nicht zu bremsen. Bewegen das Publikum zum Kopfnicken oder gar Tanzen. Songs wie „Take me home“ setzen sich auch bis weit nach dem Auftritt in den Köpfen fest. „This is my apology for everything, I hope it’s not too late, ‘cause I know I made some mistakes, but take me back, please take me home”.
Musikalische Inspiration holen sich Storyteller von Bands wie Blink-182, New Found Glory, Four Year Strong oder Set Your Goals. Und das hört man auch. Nach einer rasanten Show von sieben Songs in einer guten halben Stunde geben die fünf Wirbelwinde die Bühne und das Publikum für den Hauptact des Abends frei.

storyteller

Was sehr angenehm auffällt – es gibt keine ewig langen Umbaupausen. Schon gegen etwa 21.30 Uhr erklingt das Intro von Marathonmann und die Münchener bringen mit „Wir sind immer noch hier“ endgültig eine super Stimmung in den Laden. Schnell entsteht im Laufe des Abends ein kleiner Moshpit mittig vor der Bühne. Es wird laut mitgesungen, sich bewegt. Auch die Band ist ziemlich gut drauf und zum Scherzen aufgelegt. So betont Sänger und Bassist Michael Lettner, wie schön er das Lächeln des Gitarristen Robin Konhäuser findet. Gleichzeitig gibt er den Zuhörern aber auch ein paar nachdenkliche Worte mit auf den Weg, gerade wenn er in der Erklärung einzelner Textbedeutungen völlig aufgeht.
Neben stolzen neun Songs vom Album „Holzschwert“ spielen die vier Post-Hardcorer auch weitere Prachtstücke aus ihrer Bandgeschichte, also sowohl ältere Songs wie „Briefe von Gestern“, als auch neuere Werke. Christins besondere Highlights: „Alles auf Null“, „Wo ein Versprechen noch was wert ist“ und „Holzschwert“.
Für die Meisten ist der Höhepunkt jedoch der erste von zwei Zugabesongs. Er wurde sich in der Vergangenheit bereits so oft gewünscht und endlich steht er fest auf der Setlist – „Dein ist mein ganzes Herz“ von Heinz Rudolf Kunze. Dieses Lied grölt dann auch die allerletzte Person an der Bar mit, vielleicht ja sogar insgeheim auch KMPFSPRT-Bassist Dennis, welcher sich im Publikum tummelt.
Den krönenden Abschluss des Konzerts bildet der Namensgeber der Tour – „Die Stadt gehört den Besten“ und das ist es auch, was alle hinaus brüllen. Köln gehörte definitiv den Besten, jedenfalls für diesen Abend.

marathonmann

Die Hauptakteure des Abends zeigten sich trotz ihres Holzschwertes ziemlich schüchtern, was ihre künstlerisch-gestalterische Seite angeht. Immerhin hat Christin dann doch ein paar mutige Menschen aufgabeln können. So haben sich Marcel und Robin von Marathonmann bei uns verewigt. Das überaus kunstvolle Portrait Christians („Schwede“) stammt aus der Feder des Marathonmann-Tourmanagers, Merchandisingkönigs und Sängers der Band The Haverbrook Disaster – oder kurz – von „Andy“.

marathonmann

Weiterführende Links zu Grey Gordon und Storyteller
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