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[dropcap]H[/dropcap]eute machen wir Luftsprünge! Auf Facebook haben wir Euch rätseln lassen und nun lösen wir endlich das Geheimnis. Wir hatten die Ehre, den Sänger und Gitarristen der erfolgreichen Band Mikrokosmos23 für ein Interview zu gewinnen.

Warum Peter Löwe während des Autofahrens Schlager hört und wie er zu Major- und Indielabels steht, erfahrt Ihr genau hier.

Foto: Mikrokosmos23

Foto: Mikrokosmos23

SG: Mikrokosmos. Wie sieht euer eigener persönlicher Kosmos aus? Was darf
darin auf keinen Fall fehlen und auf was könntet Ihr verzichten?

Auf die Band bezogen dürfte das Touren auf keinen Fall fehlen! Ich liebe es, auf Tour zu sein, neue Städte zu sehen und einfach aktiv zu sein. Mit meinen Homies unterwegs sein, Bier trinken, bisschen dumm sein und Spaß haben. Das macht einen großen und wichtigen Teil aus, wenn man in einer Band spielt. Das will ich nicht missen.
Auf der anderen Seite empfinde ich den Songwriting-Prozess immer wieder als sehr anstrengende Angelegenheit. Über die Ergebnisse, die fertigen Songs, freue ich mich und bin immer wieder sehr stolz darauf, ein neues Lied geschaffen zu haben, aber der Weg dahin ist sehr mühsam.

SG: Große Bühne, kleiner Club – wo fühlt ihr euch wohler?

Tatsächlich hat beides seinen ganz eigenen Charme. Ich genieße beides sehr. Ob man auf einer sehr kleinen oder einer größeren Bühne steht, beeinflusst teilweise sogar dein Auftreten auf der Bühne. Das hat ganz praktische Gründe. Auf einer großen Bühne hat man mehr Platz und kann mehr mit Körpersprache agieren. Auf einer kleinen Bühne ist das dann eher der persönliche Kontakt zum Publikum. Die Augenhöhe.
Beides sehr schöne Angelegenheiten, ich wöllte mich da nicht entscheiden müssen.

SG: „Luftsprung“ – Was sind Sachen, für die Ihr Luftsprünge machen würdet?

Bei mir ist das wirklich das Touren. Da freue ich mich immer sehr drauf, aus den schon erwähnten Gründen. Da ist es auch egal, wenn mal nicht alles ganz rund läuft. Am Ende landet man nach zwei Wochen oder so immer wieder zu Hause in seinem eigenen Bett und denkt sich, dass es mal wieder fett war!

SG: Ihr hattet schon zweimal Wechsel in eurer Bandbesetzung. Meint ihr, dass euch das in irgendeiner Weise geprägt hat?

Auf jeden Fall! Bevor Mathias in die Band kam, hatten wir einen anderen Gitarristen. Das war allerdings noch bevor wir unser erstes Album „Als wir jung waren ist jetzt“ aufgenommen haben und wir immer noch ein bisschen in der Stilfindung waren. Das war musikalisch jetzt kein Riesenbruch. Nach den Touren zu unserem zweiten Album „Memorandum“ hat Toni, unser wirklich langjähriger Bassist, die Band verlassen. Das lag daran, dass er sich mit der Musik nicht mehr so identifizieren konnte. Das war schon ein größerer Einschnitt, der allerdings auch neue Einflüsse zugelassen hat. Steffen spielt nun seit dem ersten Konzert zum aktuellen Album „Alles lebt. Alles bleibt“ in der Band und wir schreiben gerade zum ersten Mal mit ihm Songs. Das wird auf jeden Fall eine spannende Sache. Er wird sicher wieder ganz neue Elemente in die Musik einbringen.

SG: Bei Wikipedia schreibt man über euch, ihr seid eine „deutsche Emo-Band“. Trifft das (noch) zu? Wie seht ihr euch selbst?

Das ist tatsächlich ein Thema! Wir verleugnen überhaupt nicht irgendetwas, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Ich halte emotionalen Punkrock immer noch für die beste Musik der Welt!
Aber man muss einfach mal festhalten, dass „Alles lebt. Alles bleibt“ nicht wirklich viel mit „Emo“ zu tun hat. Nur weil die Texte vielleicht nicht ganz so dumm sind, muss es doch nicht gleich diesen Stempel aufgedrückt bekommen. Wir kommen aus diesem Dunstkreis und es fällt mir auch selbst schwer, das Album Genre-technisch einzuordnen, aber wenn ich lese, dass es sich um ein „Emocore-Album“ handelt, kommt es mir so vor, als ob sich der Schreibende das Ding gar nicht angehört hätte.

SG: „Was treibt dich dazu? Wo ist dein Ansporn? Wo ist dein Leben?“ – Wieso ausgerechnet die Musik?

Weil Musik die beste Sache der Welt ist. Weil Musik mein Lebensmittelpunkt ist. Punkt.
Als wir angefangen haben Musik zu machen, war es eine absolute Leidenschaft. Jetzt ist diese Leidenschaft noch viel viel stärker, weil wir durch die Band schon so viel erleben durften. Das klingt alles sehr sehr pathetisch, aber ich kann mir ein Leben ohne Band und/oder Musik gar nicht vorstellen. Ich bin jetzt 24 Jahre alt und spiele seit fast zehn Jahren in dieser Band, fast die Hälfte meines Lebens. Dann ist irgendwie klar, dass ich mir kein Leben ohne die Band vorstellen kann!

SG: „Kopfherz“– seid ihr Kopf- oder Herzensmenschen? Unterscheidet es sich vielleicht sogar, je nach Situation?

Ich denke, das ist immer situationsabhängig. Nicht nur bei uns, bei jedem. Die Maßstäbe sind andere je nachdem, ob es um zum Beispiel das Thema Beziehung, Band, Freundschaft, Politik oder so geht. Alles situationsabhängig.

SG: „Ich bin hierher gekommen, um mich von der Vergangenheit zu trennen, weil ich es wollte“ – würdet ihr etwas in eurer Vergangenheit verändern, wenn ihr dazu in der Lage wärt?

Da kann ich nur für mich selbst sprechen und ich bin mit allem sehr zufrieden. Warum sollte ich etwas ändern wollen? Ich glaube nicht, dass wir als Band oder persönlich katastrophale Fehler gemacht haben, die man rückgängig machen müsste. Das sind Peanuts. Wir leben ja noch!

SG: Gibt es Songs der Musikgeschichte, die ihr vielleicht gern selbst geschrieben hättet?

Ich habe mir noch nie gedacht ‘Das hätte ich gern selbst geschrieben‘. Es gibt sehr viele, sehr schöne Lieder auf dieser Welt, aber der Gedanke kam mir noch nie in den Kopf. Andererseits fallen mir manchmal einzelne Textzeilen auf, bei denen ich mir denke ‘Krass, das liegt irgendwie auf der Hand, da hätte ich auch drauf kommen können!‘ aber das ist ein sehr nüchterner neidloser Gedanke.

SG: Eure Texte haben Hand und Fuß. Welche Gefühle kommen in euch hoch, wenn ihr euch die Entwicklung der aktuellen Musikcharts anschaut?

Ich höre sehr sehr selten Radio. Beim Autofahren höre ich oft irgendwelche Schlagersender, weil mich das aktuelle Zeug ziemlich schnell nervt. Ich kriege selten oder sehr spät mit, wer oder was gerade in den Charts ist. Ich freue mich aber, wenn ich höre, dass eine Band, die ich gut finde, hoch in die Charts einsteigt oder so. Das gibt mir meinen Glauben in die Menschheit zurück.

SG: Kam oder käme es für euch jemals in Frage, eure Seelen an eine größere Plattenfirma „zu verkaufen“?

Ach, das kommt immer drauf an. Wenn du ein cooles Angebot kriegst, das dich und deine Band weiterbringen kann, wenn du künstlerisch weiterhin machen kannst, was du willst und das dafür sorgt, dass du vielleicht mehr Zeit in deine Kunst investieren kannst, weil du vielleicht nicht ständig zu deinem Nebenjob rennen musst, dann ist es egal, wer dir das Angebot macht, ob das ein Indie oder ein Major ist. Es hat sich einiges geändert in den letzten Jahren. Majorlabels haben nicht mehr diese Monopolstellung, der Einfluss von Indielabels wächst. Es ist, glaub ich, momentan egal, wer deine Platten rausbringt, ob Major oder Indie. Man muss sich als Künstler wohlfühlen und mit den Leuten gut zusammenarbeiten. Dann passt das.

SG: Platz für eure Message. Was wollt ihr der Welt unbedingt einmal mitteilen?

Ähm… Seid lieb zueinander! Besucht Konzerte! Kauft Schallplatten – meinetwegen auch CDs!
Haltet alles ein bisschen am Laufen, dann läuft’s!

Bessere Schlussworte hätten wir nicht finden können. Wir bedanken uns herzlichst bei Peter für das tolle Interview!
Wenn Ihr jetzt auch Lust und Laune auf ihn und seine Band Mikrokosmos23 bekommen habt, ziert Euch nicht und durchstöbert die untenstehenden Links.

Weiterführende Links zur Band

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