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[dropcap]W[/dropcap]ir schreiben das Jahr 2010. Daniel macht Musik, sehr persönliche Musik. Eine Art Seelenstrip, wie er sagt. Akustikgitarre und Stimme geben schon allerlei her, aber irgendwie fehlt noch etwas.

Im darauffolgenden Jahr passiert deshalb das für ihn Unausweichliche. Nacheinander holt er sich weitere Musiker mit ins Boot: Felix Bücher (Gitarre, Gesang), Robin Brandt (Bass) und Florian Hollingshaus (Drums). So werden aus Freunden, Konzertbekanntschaften und guten Kontakten schließlich Scherf&Band.

Anfang März 2013 veröffentlichten sie ihre EP „Am Start“. Wir konnten nicht widerstehen und haben Daniel für Euch mit einigen Fragen gelöchert.

Foto: Daniel Kleiter

Foto: Daniel Kleiter

SG: Wovon handelt eure EP „Am Start“?

Auf der EP sind fünf Songs, mit denen ich meine bis dahin negativsten und schlimmsten Erfahrungen und Gedanken verarbeitet habe. Ich habe irgendwann angefangen, Songs zu schreiben, so wie andere Leute Tagebuch schreiben und herausgekommen sind dann ein paar Songs mit Inhalten, die ewig auf meiner Seele brannten und einfach mal weg von mir mussten.
Es gab zum Zeitpunkt der Aufnahmen für die EP schon mehr Songmaterial, aber wir haben uns dann letzten Endes für diese fünf Stücke entschieden, da sie mir bzw. uns eigentlich am meisten bedeuteten. Der Song „Am Start“ soll eigentlich einleiten für den Rest, der da in vier Tracks erzählt wird.
Alles sehr autobiografisch und ehrlich. Da ist nichts rumgeschwafelt oder ausgedacht.

SG: Habt ihr persönliche Lieblingssongs auf der Platte?

Eigentlich nicht wirklich. Es gibt natürlich Songs, die man lieber live spielt als andere, da sie entweder ein besonderes Feeling erwecken oder einfach spielerisch enorm Spaß machen.
Ich persönlich mag „Briefe An Mich“ ziemlich gerne, da mir das Schreiben dieses Textes doch schon sehr durch eine Zeit geholfen hat, die nicht so schön war.
Die anderen drei Buben mögen „In Einer Welt“, glaube ich, am meisten. Der macht live halt auch extrem viel Spaß und behandelt auch ein Thema, das uns allen sehr am Herzen liegt.

SG: Daniel, du bezeichnest deine Musik als kleinen „Seelenstrip“. Hast du keine Angst davor, der Öffentlichkeit zu viel von dir preiszugeben?

Nein! Ich könnte mir keinen Text ausdenken und über etwas schreiben, das ich nicht selbst erlebt habe oder über ein Thema, das mich nicht beschäftigt. Wenn man sich schon beim Schreiben bzw. Komponieren zensiert, wie soll dann etwas Ehrliches und Authentisches dabei herauskommen?

SG: Was ist zuerst da – Melodie oder Text?

Das ist ziemlich unterschiedlich. Manchmal hab ich eine geile Gesangsmelodie im Kopf und versuche dann, mit der Gitarre die passenden Akkorde zu finden – meistens schreibt sich der Text dann dabei ergänzend. Manchmal haben auch Felix oder ich ein Gitarrenriff oder eine Akkordfolge, die wir geil finden. Dann versuche ich darüber einen Text zu schreiben. Allerdings ist es auch schon passiert, dass ich komplette Texte vor mir liegen hatte und wir daraus dann angefangen haben einen Song zu basteln. Da muss allerdings meistens nachträglich an den Lyrics noch etwas verändert werden…also wie gesagt: Immer unterschiedlich von Song zu Song.

Foto: Sandra Limberg

Foto: Sandra Limberg

SG: Mit wem würdet ihr gern mal die Bühne teilen oder gar musikalisch kooperieren?

Ach, da gibt es schon einige Künstler. Wir hatten ja das besondere Vergnügen, die Band Serum 114 in diesem Jahr für zwei Shows zu supporten. Das war schon ziemlich genial und für uns alle ist da ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.
Auch das SERENGETI-FESTIVAL dieses Jahr…BOAH! Mit Bands wie Skunk Anansie, den Broilers oder SEEED die Bühne zu teilen, ist schon krass.
Features haben wir bei Konzerten ja schon des Öfteren gemacht. Mit Dirrrty Franz aus Idstein, Hanne Kah, Domi, Bade!, Chris & Taylor. Alles Musikerfreunde, die wir sehr schätzen.
Ich denke, planbar ist sowas meistens nicht. Das ergibt sich dann irgendwie und entweder es passt dann oder eben nicht.

SG: Was war der größte Unfug, den ihr je als Band getrieben habt?

Wir machen eigentlich nur Unfug und das ist auch gut so. Hahahaha!

SG: Habt ihr euch schon einmal selbst gegoogelt?

Selbstverständlich. Jeder, der da was Anderes behauptet, lügt! Da kam aber nichts Weltbewegendes bei raus. So normale Infos und Videos und Kram, der halt über uns im Netz rumschwirrt, CD-Reviews, ein paar Interviews und sowas halt.

SG: Was macht EUCH als Band einzigartig?

Jeder bringt auf seine Weise Leben in den Song und jeder lebt die Songs auf der Bühne. Das harmoniert musikalisch und menschlich einwandfrei zwischen uns. Obwohl wir aufgrund von Proben und Gigs ja schon echt oft aufeinander hängen, verbringen wir auch so noch unglaublich viel Zeit miteinander, ohne uns gegenseitig auf den Sack zu gehen.
Eigentlich sind wir vier gute Freunde, die identische Vorstellungen von dem haben, was wir da abfeuern und das mit gleicher Intensität leben und fühlen. Ich denke, dass man das bei Konzerten spürt. Wir sind authentisch und haben Spaß. Darum geht’s uns – den Spaß beim Musik machen.

SG: Welche Rolle spielen Social Networks für die Band?

Das ist ja heutzutage nicht mehr wegzudenken. Super wichtig für Künstler, egal ob Musiker, Fotograf oder what the fuck ever. Man erreicht so viele Menschen mit News, neuen Songs oder Konzertterminen – das gab’s logischerweise früher nicht. Da hatte dich jemand auf dem Schirm oder halt nicht. Man kann mit Facebook schnell Leute erreichen, die man sonst möglicherweise nie zu Gesicht bekommen hätte.

SG: Wo würdet ihr euch gern in zehn Jahren sehen?

Mit ein paar mehr Platten auf dem Buckel, mehr Falten im Gesicht, mit noch genauso viel Leidenschaft und Spaß an der Sache wie jetzt und erfolgreich mit dem, was wir tun. Das wäre schön!

Foto: Sandra Limberg

Foto: Sandra Limberg

SG: Ihr unterstützt das Projekt Flugkraft gegen Kinderkrebs. Gibt es weitere Themen, für die ihr euch gern öffentlich stark machen würdet oder es vielleicht sogar schon tut?

Ja, Flugkraft ist echt eine richtig gute Sache, die wir allen, die das hier lesen, nur sehr ans Herz legen.
Wir finden das schon extrem wichtig, soziale Projekte zu unterstützen. PETA ist da auf jeden Fall noch ein Kandidat bei dem wir am Start sind – insbesondere Felix –  gerade mit der aktuellen Petition TYKE 2014, welche gegen die Haltung von Wildtieren im Zirkus aufruft. Da sollten viel mehr Menschen einfach mal ein Auge drauf haben.

SG: Findet ihr, dass mehr Musiker ihre Bekanntheit dazu nutzen sollten, die öffentliche Aufmerksamkeit auf Projekte wie dieses zu lenken oder passiert das schon ausreichend?

Sofern der Bekanntheitsgrad dafür genutzt wird, das Projekt zu unterstützen, dann auf alle Fälle. Ist es nur für eigene Promozwecke, können sie sich es sonst wohin stecken!

SG: Welche CDs dürfen in keiner Plattensammlung fehlen?

Puuuh, das ist ultraschwierig. Wir können hier keine abschließende Aufzählung machen. Dafür sind wir alle vier viel zu musikbegeistert.
Aber um mal einen kleinen Einblick zu bekommen, was uns irgendwie geprägt hat oder extrem wichtig war oder ist…

Social Distortion
Live At The Roxy
Dire Straits
Brothers In Arms
Die Toten Hosen
Opelgang
Die Toten Hosen
Reich & Sexy
Beastie Boys
Ill Communication
Biffy Clyro
Opposites
Peter Fox
Stadtaffe
Frank Turner
England Keep My Bones
Red Hot Chili Peppers
Californication
Guns ‚N‘ Roses
Use Your Illusion I
Guns ‚N‘ Roses
Use Your Illusion II
Foo Fighters
Wasting Light
The Gaslight Anthem
Handwritten

Da gibt’s noch so viele mehr… Achso, die „Am Start“ – EP von Scherf & Band sollte definitiv in keiner gut sortierten Plattensammlung fehlen 😉

Ihr habt es gelesen – die EP von Scherf & Band darf nicht fehlen… und damit herzlichen Dank vor allem an Daniel, der sich so viel Zeit für die ausführliche und so wunderbar ehrliche Beantwortung unserer Fragen genommen hat. Wie immer gilt – wer weitere Fragen hat, kann diese gern stellen, vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit zu einer weiteren Fragerunde.

Scherf & Band auf Tour

11.10.2013 Oberursel Keep The World Benefizkonzert
tba Idstein Nackt, Roh und Akustisch

Weiterführende Links zur Band

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Interviews