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[dropcap]K[/dropcap]aputter Sound, Rückkopplungen und Menthol-Nasenpfeffer – Das ist die Welt der Solokünstlerin Tellavision. Wobei Letzteres nicht einmal etwas mit ihrer Musik zu tun hat.

Die Hamburgerin mixt Synthesizer mit Gitarren und dem Sound von zerbeulten Dosen. Mit ihrer tollen Stimme kommen dabei kleine, aber feine Meisterwerke heraus, die durch und durch internationalen Charakter haben.
Tellavision hat unter ihrem eigenen Label ihr Album „Funnel Walk“ in Eigenproduktion aufgenommen, welches am 17.01. Release feierte. Was das nun mit dem Menthol-Nasenpfeffer zu tun hat, erläutert sie Euch unter anderem im Interview…

Foto: Jenny Schäfer

Foto: Jenny Schäfer

SG: Tellavision – Welche Visionen hast du und woher kommt der Name?

Edle Visionen, bei Tag und bei Nacht, sie werden immer krasser. Der Name kommt von einer Vision. Ich stand mitten in meinen allerersten Aufnahmen. Ich war 18 und mochte das Wort und die Aufforderung „Tell a vision“ deswegen machte ich ein Wort daraus.

SG: Du studierst in Hamburg Freie Kunst. Holst du dir aus der Kunst auch Inspirationen für Songs und deren Texte oder Melodie oder aus anderen Bereichen?

Ich kriege oft Ideen, wenn ich mir Kunsthistorie oder Filme angucke. Ich studiere hauptsächlich Malerei. Allerdings die Malerei inspiriert mich nicht. Ich denke, das ist logisch. Die Melodien kommen ganz klar aus einem riesigen Archiv von Tönen. Kann man wie die Farbe in der Malerei betrachten.

SG: Du bezeichnest deinen Musikstil als „Hardware Post-Pop“ – wie kommt diese Musikrichtung zustande?

„Hardware“ kam zustande, da ich den körperlichen Einsatz und robuste Instrumente sehr schätze. Ich brauche etwas Haptisches. Ich spiele die Instrumente live ein und sie kommen direkt so wieder heraus, das ist Hardware. „Post-Pop“ entstand als mein Buddy und ich feststellten, dass Pop nicht genau zutrifft, aber ein Teil davon ist. Der Anfang. Man will den Pop nutzen, verarbeiten und reflektieren. Dabei kommt eine weitere, höhere Variante des Pop heraus. Eine ziemlich kaputte aber ehrliche Variante, kein Glitz- und Glatt-Glamour.

SG: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit dem Label Bloody Hands Ltd. gekommen?

Bloody Hands Ltd. wurde 2009 mein Zuhause. Ich gab meine gebrannten CDs raus und musste irgendwie ‘ne Art Stempel darauf. Meinen Stempel. Also erschuf ich „Bloody Hands“. Mittlerweile sind mehrere Freunde, dessen Kunst ich sehr schätze, ein Teil davon. Für uns ist es einfach eine Plattform zum Austoben.

SG: Am 17. Januar 2014 wurde dein zweites Album „Funnel Walk“ released – Wovon handelt es?

„Funnel Walk“ habe ich in den letzten zwei Jahren geschrieben. Manche Songs sind sogar vor noch längerem entstanden. Es handelt von Ausdruck. Der Mensch, welcher Dinge in seinen Trichter schmeißt und sie wieder durch irgendeine Weise herauslässt. Verarbeitung jeder Art, Hoffnung und Ironie. Ein sehr breites Feld. Eine recht persönliche Platte, da natürlich auch ich viel zu verarbeiten und darlegen hatte.

Foto: Jenny Schäfer

Foto: Jenny Schäfer

SG: Hast du einen persönlichen Lieblingssong auf der Platte?

Ich habe eine gewisse Sortierung in meinem Kopf, welcher Song „Funnel Walk“ präsentieren soll und welches das gefühlt „größte“ Stück auf der Platte ist. Jedes Stück trägt seine Klangfarbe, die aber sollte jeder für sich definieren.

SG: Hast du herausragende Idole oder Vorbilder, die dich in deinem Schaffen inspirieren?

Wie gesagt werde ich immer wieder von Filmen inspiriert. Robert Frank macht unglaublich zackige Kurzfilme. Er ist noch eher bekannt als Fotograf. Die Beatnik-Ära an sich ist äußerst inspirierend. Ich habe in jungen Jahren sehr viel aufgesogen, wovon ich heute noch zehre. Ich befasse mich auch gerne mit einem konkreten Thema und setze es um.

SG: Du hast schon zahlreiche Konzerte und Auftritte hinter dir – Hast du eine besonders schöne und schlechte Erinnerung an Auftritte?

Es gab zuhauf schöne Konzerte. Ich erinnere mich an die Fusion, das Casinozelt. Es war sehr gemütlich, dunkel und ein verdammt entspanntes Publikum, Sonntagabend. Aber wir hatten eine hoch aufmerksame und gute Zeit.
Es gab aber auch ziemlich beschissene Konzerte. Oftmals lag es dann aber am Sound. Gekoppel-Pipapo. Es gibt KEIN TELLAVISION-KONZERT OHNE KOPPELN. Das ist der kaputte Soul von dem ich sprach.

SG: In welcher Location und mit welcher Band oder welchem Künstler würdest du gerne mal spielen?

Ich würde natürlich mal gerne in London oder New York, Antwerpen, Brüssel spielen. Ich möchte Freunde wiedersehen! Und dann auch gleich mit Ted Lee, Steven D’Agostino und Omnivore spielen!

SG: Welche Schlagzeile würdest du gern über dich lesen?

Schlagzeile: „TELLAVISION MACHT DIE SCHÖNSTEN RÜCKKOPPLUNGEN“

SG: Auf was kannst du, wenn du aus dem Haus gehst, nicht verzichten?

Meinst du, was ich mitnehmen würde? Mein Menthol-Nasenpfeffer zum Schniefen, macht frisch. Hinzu was zum Schreiben.

SG: Der erste Blick auf das Smartphone oder auf den Wecker? Womit beginnst du deinen Tag?

Ich möchte wieder so einen altmodischen analogen Wecker haben. Klingt auch besser. Manches mal hab ich Zeit was zu lesen, wenn nicht, habe ich was Bestimmtes vor und schmeiß mir einen kalten Kaffee ins Gesicht, damit ich die Mission im Wachzustand vollziehen kann.

SG: Was sind deine Wünsche und/oder Vorsätze für 2014?

2014 mag sich öffnen und etwas langsamer am Kopf vorbeiziehen!

Wir wünschen Tellavision ein erfolgreiches und langsames Jahr 2014 und bedanken uns für das kreative Interview. Wenn wir das nächste Mal wieder nicht aus dem Bett kommen, werden wir ihre Kaffee-Methode auch ausprobieren.

Weiterführende Links zur Künstlerin:

Infos via Niedervolthoudini Webseite Facebook YouTube MySpace

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Interviews