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[dropcap]A[/dropcap]m kommenden Freitag erscheint „Jugend Mutiert“ von KMPFSPRT. Christin hat für schallgefluester die Gelegenheit bei Schopfe gepackt, sich die Scheibe geschnappt und sie haargenau auf ihre äußeren und inneren Werte getestet. Dass ein paar Nachbarn das Album nun auch kennen, sei dabei nicht ausgeschlossen…

coverkmpfsprt
Name Jugend Mutiert von KMPFSPRT
Erschienen am 30.01.2014 via Uncle M
Musikstil feinster deutscher Punkrock
Spieldauer 36:10 min verteilt auf 11 Songs
Weitere Infos Facebook Schallgefluester Dreimillionen 10 Schallgefluester Dreimillionen 7 Schallgefluester Dreimillionen 3
zu erwerben via Amazon*, iTunes & Co.

Da ist es, das Objekt der Begierde. Wie schön es doch aussieht, irgendwie fordert es einen heraus. ‚Hör mich‘, murmelt es, ‚hör mich.‘ Doch nicht sofort… erst einmal einen genaueren Blick auf dich werfen.
Hmm… ein dunkel gekleideter Mann, sein Blick geradeaus, die Hände vermutlich in den seiner Lederjacke. Auf dem Rücken prangt in weißen Lettern „Jugend mutiert“, komplettiert durch die drei „+“, welche sich ja schon zu einem Markenzeichen der Band KMPFSPRT entwickelt haben. Durch die Froschperspektive der Aufnahme wirkt die Person auf dem Cover noch größer und mächtiger. Der Hintergrund wird von einem beachtlichen hellen Wolkenszenario gefüllt. Es steht und wirkt für sich, lenkt dabei aber nicht vom Motiv ab, hebt es sogar durch den schlichten Kontrast noch weiter hervor.
Hat man nun etwa die auf CD gepresste Form des Albums vor sich liegen, dann ist mit dieser Beschreibung noch nicht alles getan. Klappt man die Papphülle einmal auf, so stößt man auf noch viel mehr von dieser Kunst. Auf der linken Seite etwa befindet sich ein praktischer Schuber, der einerseits das Booklet mit allen Songtexten, Infos und Danksagungen beinhaltet, andererseits aber auch das Design der CD-Hülle weiterführt. Dies fällt besonders auf, wenn man die CD auf der rechten Seite einmal herausnimmt. So erblickt man wieder die bereits beschriebene Person. Diese liegt auch wieder im Fokus des Bildes. Das Motiv wirkt ausgesprochen dynamisch, da auf der linken Seite eine Bahn und auf der rechten Seite eine Person schemenhaft vorbeirauschen. Außerdem sind ein Brückengeländer, das Flussufer, ein paar Bäume, Häuser und Schornsteine erkennbar. Im Gegensatz zum Cover sind diesmal auch ein paar seichte Farben ersichtlich.
Auf der Rückseite der Hülle befindet sich ein drittes Motiv im Zeichen dieses Mannes. Dort sitzt er, in der Bildmitte platziert, an einem steinigen Ufer. Links und rechts von ihm findet sich die Tracklist von „Jugend Mutiert“.
Selbiges Foto schmückt in noch weiter zurückgenommenen Farben auch die eigentliche CD. Sodenn, die Interpretationsschlacht sei Eröffnet! Doch halt, darum soll es hier nun wirklich nicht gehen…

Dass das jetzt das Albumdesign einer Punkrockband ist, fällt einem nun wahrscheinlich nicht als erstes ein. Doch irgendwie macht gerade das neugierig auf mehr. Was ist die Message dieser Platte? Was kann sie? Welche Musik erwartet den Hörer? Wonach klingt eine Band mit dem Namen KMPFSPRT? Nach den kleinen kleinen Hipsterbrüdern von Kraftklub?

Foto: Uncle M Promo

Foto: Uncle M Promo

Weit gefehlt. Schon der Start des ersten Songs vermittelt ein Gefühl von etwas ganz Besonderem. „Wichtiger als Müssen ist immer noch das Wollen“ – ja, das will man. Man will mehr. Mehr von Songs wie „Nachtsicht“, die man sich im Kopf als unglaublich geniales Livelied ausmalt. Einen gedanklichen Pogo eröffnet. Mehr von dieser Platte. Jetzt. Sofort.
Diese Energie, dieses Kopfkino, führt sich fort. Hinter dem kreativen Titel „All my friends are dads“ verbirgt sich beispielsweise ein Song über das Älterwerden „Wenn das Leben mich auch umbringt, ist es jede Kante wert.“
„Halt. Nein. Anders.“ entpuppt sich als kleine Hassliebe. Der Text trifft den Nerv der Gesellschaft förmlich auf den Kopf „Und immer wieder leise nimmst du dein Schicksal an, anstatt ihnen zu zeigen, was jeder von uns kann.“ Die gesangliche Melodieführung hingegen scheint eher Geschmackssache zu sein.
Ein absolutes Highlight der Platte bleibt „Musikdienstverweigerer“ featuring Felix von Frau Potz. Dieser Song powert einfach mal so drauf los. Und wer das Video noch nicht kennt, sollte das schleunigst mal nachholen. Da ist nicht nur die praktizierte #mundpropaganda einen Blick wert.
Einen weiteren Höhepunkt hält der Titel mit der Nummer sechs bereit. „Ja, es gibt Dinge, die man besser vergisst, beim Glauben an dich bin ich jetzt auch Atheist.“
Man könnte jetzt zu jedem Song wohl etwas Ähnliches schreiben. Vielleicht, dass man KMPFSPRT verdächtigt, mit der NSA zusammenzuarbeiten. Woher haben die denn sonst Lebenserfahrungen so vieler Menschen her?
Fakt ist: Das Album ist rund. Einfach rund. Alles passt zusammen, kein Titel tanzt in irgendeiner Form aus der kreativen Reihe. Welches Gefühl sich beim Durchhören der elf Songs (screw you, iTunes-Käufer! 😉 ) förmlich aufdrängt, ist unterm Strich ziemlich leicht in Worte zu fassen. ‚Hey geil, wie livetauglich! Wie gut das erst bei einem Konzert klingen muss!‘ Und das ist etwas, weshalb man vor KMPFSPRT direkt den imaginären Hut ziehen sollte. Die Band schafft es, ein ganz spezielle Feeling sogar in Studioversionen auf eine Platte zu pressen. So viel Energie und Dynamik, so viel Bock auf mehr. Da nimmt man doch gern den Groll der Nachbarn im Kauf, um zur Musik der Vier seine ganz eigene Party zu feiern. Schließlich besteht doch die Chance, diese mit dem traumhaften Gefühl anzustecken und früher oder später auf einem Konzert der Band zu erwischen. Na dann, auf eine gute Nachbarschaft und viel Spaß mit dem Album von KMPFSPRT.
Ich will, dass ihr tanzt, denn dieses Album ist für euch!

Anspieltipps: „Nachtsicht“, „Musikdienstverweigerer“, „Atheist“

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