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[dropcap]„[/dropcap]Vagabunden-Pop hat wie ein Vagabund kein klares Zuhause, ist geprägt von einer musikalischen Reise. Balkan-, Reggae- und Chanson-Einflüsse treffen auf Indierock-Elemente.“ – so beschreiben Ticos Orchester ihre außergewöhnliche Musik.

Die fünf Wahl-Hamburger haben sich erst vor nicht allzu langer Zeit zusammengefunden.
Der Sänger und Gitarrist Tico war zunächst als Solokünstler unter dem Namen Tico Singt Weiter unterwegs, bis er Ende 2011 nach Musikern für das Orchester suchte und erfolgreich fand. Mit Bernd (Akkordeon und Gesang), Ciro (Oboe), Max (Kontrabass und Gesang) und Niels (Schlagzeug) wurde Ende 2012 die Band komplettiert.
Im Mai 2013 erschien ihre EP mit dem passenden Namen „Vagabund“. Unter anderem haben wir Ticos Orchester über die EP und ihr Musikerleben ausgefragt.

Foto: Marco Vahabzadeh

Foto: Marco Vahabzadeh

SG: Wir möchten euch gern den Lesern genauer vorstellen. Beginnen wir deshalb mit einer Standardfrage: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?

Tico: Die Idee von Ticos Orchester hatte ich bereits, bevor es die Band gab.
Ich habe vor einigen Jahren als Solokünstler unter den Namen „Tico Singt Weiter“ Musik gemacht als mir die Idee zu Ticos Orchester kam. Zu der Zeit führte ich ein wirkliches Vagabundenleben, da ich alle paar Monate von einem Ort zum anderen gezogen bin. Für mich lag es daher nahe eine Band zu gründen, die das Lebensgefühl zwischen Fern- und Heimweh aufgreift und dabei so direkt ist, wie Straßenmusiker alter Tage.
Nun gab es aber noch keine Band, sondern nur die Idee. Auf der Suche nach einem Namen, der sowohl mich als auch diese Idee umfasste, schlug mir Andrea Rothaug von RockCity den Namen „Ticos Orchester“ vor. Die etwas selbstironische und altmodische Bezeichnung einer Straßenkapelle gefiel mir auf Anhieb sehr gut.

SG: Woher kennt ihr Fünf euch und wie lange schon?

Tico: Ende 2011 habe ich nach Musikern für das Orchester gesucht. Dies habe ich jeden wissen lassen, der mich gefragt hat „Und was machst Du zur Zeit so?“
Dass ich u.a. einen Akkordeonspieler suchte, drang dann über 3 Ecken zu Bernd durch, womit er schon bald das erste Orchestermitglied wurde. Nach einigen Gastmusikern an Drums, Bass, Cello und Trompete, kam im Sommer 2012 Ciro dazu, der erst seit einigen Monaten aus Valencia nach Hamburg gezogen war. Eigentlich sollte er Cello in der Band spielen, doch als er zur ersten Probe auch seine Oboe mitgebracht und darauf gespielt hat, war uns sofort klar: Das ist es! Daraufhin spielten wir einige Gigs zu Dritt.
Ende 2012 haben wir dann Niels über ein Drummer-Gesuch im Internet gefunden. Mit ihm hat es direkt gut geklappt.
Zum Schluss kam dann Max am Kontrabass dazu. Auch hier siegte der Zufall, als ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um zu fragen „Sag mal kennst Du jemanden, der…?“

SG: Wer schreibt eure Texte und wodurch werden diese beeinflusst?

Tico: Die Texte schreibe ich. Meist ist es so, dass es zuerst eine Melodie gibt, bevor dazu ein Text geschrieben wird. In diesem Fall wird der Text von der Melodie dirigiert. Was dabei raus kommt hängt davon ab, was die Melodie mit Dir anstellt. Und was sie mit Dir anstellt, hängt natürlich von deiner Lebenssituation und den begleitenden Gefühlswelten ab.
Wodurch die Texte beeinflusst wurden, merke ich oft erst mit einem zeitlichen Abstand. Ein Lied und sein Text ist für mich dann wie ein Souvenir, welches mich daran erinnert, wo ich war oder was mich antreibt.

SG: Wovon handelt die EP „Vagabund“?

Bernd: Die EP Vagabund handelt von der zügellosen Freude am Leben, das wir nur genießen können, wenn alles um uns herum laut und grell ist. Dass dies beizeiten auch ungesund und schmerzhaft sein kann, nehmen wir billigend in Kauf. Tiefschläge blenden wir dabei nicht aus, sondern wir bauen sie fest ein in unserer Musik.
Tico: Ein Vagabund ist ständig auf dem Weg, herrenlos und unbeschwert. Insofern tragen wir alle einen Vagabunden in uns. Wir versuchen die verrückte Welt da draußen, in Einklang zu bringen mit der verrückten Welt, die in uns tobt. Ich denke, die EP greift dies in Momentaufnahmen auf. Der Weg ist das Ziel und auf diesem Weg wird getanzt und gesungen.

SG: Habt ihr einen persönlichen Lieblingssong auf der CD?

Bernd: „Yeah“ – Lebenslust, Rastlosigkeit und Hochspannung vom ersten bis zum letzten Takt. Wir werden in Kürze auch ein Video von dem Song produzieren.
Ciro: Eigentlich alle, weil jeder ein Teil vom Ganzen ist. „Rette mich“ finde ich dabei am vagabundigsten!
Tico: Das ändert sich bei mir stündlich. Zurzeit ist es „Letzter Cent“!
Niels: „Yeah“

SG: Sind die Songs erst in den letzten Monaten entstanden oder über einen längeren Zeitraum?

Bernd: Die Texte und Ideen der Songs gibt es schon länger. Was die Musik betrifft, so stammen „Rette mich“, „Dem Sturm entgegen“ und „Letzter Cent“ aus der Anfangszeit. „Yeah“, „Davon“ und „Herzschlag“ wurden entwickelt als wir vollständig waren und auf die Aufnahmen hingearbeitet haben.

SG: Gab es besonders schöne oder schlimme Momente oder Erlebnisse während der Aufnahmen?

Ciro: Ich persönlich habe neue Qualitäten in unseren Liedern entdeckt. Je mehr ich unsere Songs spiele und kennen lerne, umso besser finde ich sie. Das habe ich besonderes während der Aufnahmen gemerkt.
Tico: Da wir die EP in Eigenproduktion aufgenommen haben, war es eine Menge Arbeit. Trotzdem hat der Prozess eine Menge Spaß gemacht und wir haben viel gelernt, wo wir soundlich hin wollen. Am schönsten war es dennoch als der letzte Take im Kasten war.

Foto: Marco Vahabzadeh

Foto: Marco Vahabzadeh

SG: Was würdet ihr gerne mal in der Zeitung oder generell in einem Artikel über euch lesen?

Ciro: Dass wir einen neuen Musikstil erschaffen haben und viele neue Bands nun Vagabund-Musik machen wollen.
Niels: Ticos Orchester – Ein Geheimtipp für alle Musikliebhaber
Tico: Konzert-Tipp des Tages: „Ticos Orchester in der Großen Freiheit“

SGWarum sollte man gerade euch kennen?

Ciro: Weil wir etwas Neues bringen und weil wir Spaß und gute Laune machen. Das sind Dinge auf die ich als Musiker stolz bin.
Niels: Einzigartige Instrumentierung, tolle Mischung aus deutschsprachigen Texten, die zum Träumen und Nachdenken anregen und balkanbeeinflusster Musik, die zum Tanzen animiert. Ich denke, wir fallen auch optisch auf.

SG: Gibt es schon ein Konzerthighlight, an das ihr euch gern erinnert?

Ciro: Schwer zu sagen. Eigentlich fast alle. Letztendlich spielt die Empathie mit dem Publikum für uns eine große Rolle und die hatte ich bisher überall.
Tico: Bei der Altonale Butterfahrt haben wir auf einer Barkasse gespielt. Das Publikum hat gesungen und getanzt, während das Boot in den Sonnenuntergang des Hamburger Hafens gefahren ist. Das ganze Boot war am Schaukeln. Da konnte man nicht anders als tanzen.
Sehr schön war auch unser Auftritt in der Prinzenbar. Das Publikum war sehr aufmerksam und ganz besonders liebenswert. Wart ihr nicht auch da? 😉

SG: Ja, das waren wir. Ein tolles Konzert!

Bernd: Butterfahrt, Kieler Woche, Klangfest Bad Oldesloe.
Niels: Die Butterfahrt.

SG: Wenn ihr drei Wünsche für die Zukunft als Band frei hättet – welche wären das?

Bernd: Schöne Konzerte, schöne Fans und jede Menge Schampus
Niels: Volle Konzerthäuser, jede Menge Fans und das ein oder andere Album
Ciro: Ich finde alles schon sehr schön und es bringt mir viel Spaß in meinem Leben. Ich würde mir daher wünschen, dass es lange so bleibt und unser Publikum weiterhin so sympathisch ist.
Tico: Was will man mehr!

Tja, was will man mehr… vielen Dank an Ticos Orchester für das wunderbare ausführliche Interview!

Weiterführende Links zur Band

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