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[dropcap]D[/dropcap]er 29. April 2015. Knappe anderthalb Jahre ist es schon wieder her, dass sie nicht mehr in dieser Location war. Unglaublich, wie die Zeit rast. Doch manche Dinge ändern sich auch längerfristig nicht – damals wie heute besucht Christin hier die selbe Band – Tonbandgerät. Im Zuge der Albumveröffentlichung am 1. Mai gaben sich die Vier die Ehre einer kleinen Tour und machten so auch erneut Halt im ausverkauften LUXOR in Köln.

Eine Sache vorweg: Manche Dinge in meinem Leben ändern sich äußerst rasant. Seien es der große Wohnortwechsel 2013, zahlreiche Freundschaften oder Musikvorlieben. Umso schöner ist es da für mich, wenn es also irgendwo auch Konstanten gibt, an denen ich mich festhalten kann. Eine dieser Konstanten meines Lebens heißt seit September 2011 Tonbandgerät. Und was soll ich sagen? Es macht mich stolz, die Entwicklung der Band zu beobachten. Von der kleinen Vorband zu ausverkauften Headlinerkonzerten und einem riesigen Festivalpublikum, vom Beatpol in Dresden bis auf Tour durch die USA. Von keiner Albumveröffentlichung hin bis zum mittlerweile zweiten größeren Werk.
Doch kommen wir nun endlich zu meinen Eindrücken des ereignisreichen Abends in Köln.

Gegen 18.57 Uhr erreiche ich das Ende einer Warteschlange in der Luxemburger Straße. Ob Grundschüler und dessen Papa, Teenager, Mittzwanziger oder Ältere – es fasziniert mich, welche Bandbreite an Menschen es heute hierher bewegt hat. Ebenso bin ich darüber überrascht, wie problemlos sich der Einlass gestaltet. Pünktlich und ohne große Warterei betreten meine Begleitung und ich nur wenige Minuten später das Luxor. Sofort kommen Erinnerungen an einen wunderschönen Abend zu Beginn meiner Zeit in Nordrhein-Westfalen hoch. Ob ich heute Ähnliches erwarten kann?

Wir vertreiben uns die Wartezeit wie man das eben so macht und spüren recht schnell, wie sich ein ausverkaufter Club so anfühlt. Viel Platz gibt es nicht. Für regelmäßige Konzertbesucher kein allzu großes Problem, für den Einen oder Anderen vielleicht doch schon etwas heftiger, mit vollem Körpereinsatz den Platz der Begleitung verteidigen zu müssen, welche doch nur einmal „kurz“ an die Bar wollte. Was toll an unseren Plätzen ist: Wir haben uns bewusst einmal nicht für die Crowd ganz vorn entschieden und haben aufgrund der günstigen Erhöhung des Clubs einen ausreichenden Überblick über die Bühne.

Los geht’s um 20 Uhr mit der Band Redensart aus dem Breisgau. Sie selbst beschreiben ihre Musik als einer Mischung aus Singer/Songwriter, Folk und Pop. Es wird mir Akustikgitarren und sogar einer Mandoline aufgefahren. Einerseits bin ich überrascht von den hübschen Menschen, den leichten Klängen, den bedeutungsvollen Texten, der klaren Stimme des Sängers und dem größtenteils sehr warmen Empfang des Publikums. Doch andererseits stören mich während des Auftritts auch Teile von genau Letzterem. Ich frage mich immer wieder, was man überhaupt auf einem Konzert zu suchen hat, wenn man die ganze Zeit nur redet und lacht und diejenigen im Raum stört, welche sich gern dem Musikgenuss hingeben wollen. Im Ernst, liebe Leute, auch wenn es „nur“ die Vorband ist – auch die hat die ungeteilte Aufmerksamkeit verdient, ganz egal, wie Ihr sie findet. Und wenn Euch das allzu sehr stört, dann verlasst bitte den Club bis zur Hauptband. Die Geräuschekulisse in unserer Nähe – also am Übergang vom niedrigen zum erhöhten Bereich des Clubs – ist zeitweise leider unglaublich nervig und nur mit etwas Übung auszublenden.
Das tut der wahren Schönheit von Redensart zum Glück keinen Abbruch. Als äußerst harmonisch empfinde ich übrigens, dass es einen Song namens „Schiff Ahoi“ dargeboten wird, das wirkt gerade in Kombination mit der Bühnendekoration der Tonbandgeräte im Hintergrund einfach nur passend. „Im Schiffsverkehr des Mainstream ist kein Land in Sicht, wir schippern durch den Nebel…“
Auch zwei Gäste verirren sich mit auf die Bühne – einerseits Adam, welchen so mancher Tobandgerät schon gut kennen sollte, andererseits der liebe Ole, welcher Einem erst recht bekannt vorkommen sollte. Andernfalls ist man wohl nur die Begleitung, die sich erbarmt hat oder der Typ, der sich an der Bar das ein oder andere Bierchen kippt und dabei gar nicht darauf achtet, wer überhaupt spielt.
Es ist noch nicht einmal 20.30 Uhr und die Freiburger verlassen schon wieder die Bühne. Hier scheint alles gut getimed. Mein Fazit: Gute Jungs, eine würdige Vorband, kann man ruhig einmal reinhören, wenn man auf deutsche Musik in Richtung des Akustikpop steht. Ich werde mich vermutlich auch noch einmal genauer mit der Band auseinandersetzen.

Um kurz nach 21 Uhr startet das Intro und Tonbandgerät betreten in eher ungewohnter Besetzung die Bühne. Neu mit dabei – der äußerst fähige Livegitarrist mit dem klangvollen Namen Cello. Der hält sich zwar optisch eher im Hintergrund, musikalisch ist er hingegen voll mit dabei.
Es folgt eine wirklich hervorragend zusammengestellte abwechslungsreiche Setlist mit den Tonbandgerät-Klassikern und Neuheiten. Und obwohl Ole so von der Textsicherheit der Fans schwärmt, stelle ich einen größeren Unterschied zum letzten Gig im Luxor fest. Es scheinen mir viele Neu-Fans dabei zu sein, zwar sitzen manche Texte ganz gut, doch gerade bei Songs wie „Ozean“ oder „Superman“ hatte ich tatsächlich noch mehr erwartet. Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau, Band und Publikum liefern eine großartige Show ab. Da, wo noch keiner der Fans textsicher genug ist, hören alle eben aufmerksam zu und wippen ein wenig im Takt mit.
Überaus amüsant – man weiß nicht, ob einstudiert oder tatsächlich dem verrückten Köln geschuldet – die Zwischenrufe, der Frontsänger hätte seine Tasche liegen lassen und diese rieche nach Schwimmbad im April. Das wirkt neben fest im Programm vorgesehenen Institutionen wie der „Auf Drei“-Konfettikanone und „Superman“ im Sitzen absolut erfrischend. Eben wie so richtig wie ein Schwimmbadbesuch im April.
Mittlerweile fällt mir ein Umstand auf und ich kann mich vor Grinsen kaum halten – wo ich erst noch Angst um meine Luftzufuhr hatte, habe ich mir mittlerweile einen beachtlichen Radius freigetanzt. Ob das an den Special Moves aus dem Schwimmbad-Video lag, welche auch auf der Bühne aufgegriffen wurden, wenn auch deutlich schüchterner?
Überaus herzlich und ehrlich – wo Ole kurz vorher noch von den tollen Fanshirts in der ersten Reihe schwärmt, kann er sich ein breites Grinsen bei den Zeilen „Und ich mag dein T-Shirt und dein Kühlschrank summt“ nur schlecht verkneifen.
Während einer weiteren Ansage fragt der Lockenkopf schließlich, ob sich da etwa in der ersten Reihe geprügelt wird und ich greife seine darauffolgenden Worte jetzt, ganz wie gewünscht, auf: Also Tonbandgerät… die sind mit ihrem zweiten Album jetzt aber ganz schön Punk geworden!

Nach knappen anderthalb Stunden purer Lebensfreude und ehrlichem Spaß an der Musik verlassen die Hamburger schließlich unter tosendem Applaus die Bühne. Doch keine Sorge – dank des nun endlich erschienenen neuen Albums „Wenn das Feuerwerk landet“ werden die Jungs und Mädels noch genug unterwegs sein. Im Oktober geht es zum Beispiel auf große Deutschlandtour und ich bin mir sicher – wir sehen uns wieder!

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