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Ihr werdet es mitbekommen haben: Am gestrigen Dienstag waren die sozialen Medien überwiegend in schwarz „gekleidet“. Bei den Einen ging es trotz allem ansonsten weiter mit dem daily business, Andere nutzten den Tag für (weitgehende) Abstinenz von den sozialen Medien, um denjenigen die volle Aufmerksamkeit zu geben, die diese widerliche Ausgeburt der Menschheit namens Rassismus tagtäglich (be-)trifft – auch ohne dass dies von Kameras dokumentiert und weltweit verbreitet wird.

Racism isn’t getting worse, it’s getting filmed.

Will Smith

Manche von euch werden sich vielleicht schon gefragt haben, was das mit ihnen zu tun hat. Nun, eine ganze Menge sogar. Wir alle leben in einer rassistischen Gesellschaft und tragen sie mit. Die meiste Zeit über sind wir uns all unserer Privilegien überhaupt nicht bewusst. Und aus diesem Grund bitte ich selbst diejenigen um eine Auseinandersetzung mit dem Thema, die denken, sie könnten nichts mehr dazu lernen.
Trotz der insgesamt großen Betroffenheit habe ich gerade in den letzten Tagen so viel an gefährlicher relativierender Scheiße gelesen, dass sich mir mehrere Male der Magen umgedreht hat. Nein verdammt, Rassismus ist nicht mit 1945 ausgelöscht worden. Niemand hat von „only black lives matter“ gesprochen und es ist zudem tatsächlich sogar brandgefährlich, „keine Hautfarben zu sehen“.
Ich kann und darf mich dieser Thematik nicht entziehen, denn die Opfer des Rassismus können es auch nicht.

Liebe Leute, bitte lasst euren Support nicht mit dem Mord an George Floyd beginnen und am #BlackoutTuesday enden. Das alles ist so viel mehr als nur ein weltweiter medialer Trend.
Hört Betroffenen zu und solidarisiert euch mit ihnen. Gebt ihnen und ihren Anliegen mehr Reichweite. Checkt eure Privilegien und reflektiert euch selbst. Adressiert Rassismus in eurem Umfeld und benennt ihn klar als solchen. Fühlt euch nicht persönlich angegriffen, solltet auch ihr (vermutlich versehentlich) rassistisch gehandelt haben und drauf aufmerksam gemacht werden. Und sprecht Betroffenen vor allem nicht ihre Erfahrungen und damit verbundene Gefühle ab!

Antirassismus heißt auch Arbeit an sich selbst. Das mag weh tun, tut aber im Gesamten niemals so weh wie das, was die Opfer des Rassismus ihr Leben lang schultern müssen.

If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the opressor.

Desmond Tutu

Als eine Person, die selbst tagtäglich unter ihrem Weltschmerz leidet, liegt mir bei allem aber auch eine Sache am Herzen:
Es ist okay, wenn ihr euch von der Thematik überrannt fühlt und nicht an vorderster Front argumentiert. Klar fällt die lauteste Unterstützung am meisten auf, aber das alles hier ist und bleibt kein Wettbewerb. Wichtig ist, sich dem Thema bewusst zu werden, Betroffenen zuzuhören und sich und sein Umfeld zu reflektieren.
Support kommt in so vielen verschiedenen Formen und nur, weil ihr es nicht im Internet breittretet, heißt das nicht, dass ihr nicht auch antirassistisch tätig seid.

Zum Schluss noch ein paar Literaturempfehlungen, zusammengetragen von Sarah Yilmaz auf Twitter:

  • „Exit Racism“ – Tupoka Ogette
  • „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ – Alice Hasters (höre ich selbst derzeit in der ungekürzten von der Autorin gelesenen Fassung)
  • „Deutschland Schwarz Weiß“ – Noah Sow
  • „How to be an Antiracist“ – Ibram X. Kendi
  • „Stamped from the Beginning“ – Ibram X. Kendi

Quelle Beitragsbild: Outburn Online