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[dropcap]W[/dropcap]enn man einen Abend mit Woods Of Birnam kurz und knapp beschreiben soll, dann unserer Meinung nach wohl als einen sehr berührenden Ausbruch aus dem Alltag. Zugegebenermaßen finden wir uns an jenem Samstag im November 2014 in eher ungewöhnlichen Verhältnissen wieder. Während Karolin die Band des Abends bereits vor Jahren zweimal in Dresden gesehen hat und sie schier vergöttert, ist die Gruppe für Christin absolutes Neuland. Lediglich aus einem Fernsehinterview und ein paar Songausschnitten kann sie sich ein wenig zusammenreimen. Das alles hält sie auch nicht davon ab, direkt nach Beendigung ihres anstrengenden Seminars an der Universität noch spontan nach Köln zu fahren – und das ist auch gut so.

Nach kleinen Orientierungsschwierigkeiten wird die Wohngemeinschaft – gleichzeitig als Hostel, Café, Bar und Theater betrieben – noch rechtzeitig gefunden. Wir haben tatsächlich noch genügend Zeit, um bei Cola und Mate die ungewöhnlichen optische Eindrücke auf uns wirke zu lassen. Die zusammengewürfelte Einrichtung der Wohngemeinschaft bewegt sich irgendwo zwischen altmodisch und trashig und ist trotzdem so stylisch wie noch nie. Kein Tisch passt zum anderen, selten finden mehrere Stühle gleicher Bauart an ihnen Platz. Sogar ein Bulli steht im Raum. Die Wohngemeinschaft versprüht einen schier unwiderstehlichen Charme und ist unserer Meinung nach auch abseits von Backpacking und Konzerten einen Blick oder gleich einen kompletten Abend wert.

Gegen kurz vor 20 Uhr dann ein Zwischenruf als Information für die Anwesenden im Barbereich, welche man optisch nun wirklich nicht eindeutig dem allgemeinen Betrieb oder dem Konzert zuordnen konnte: Das Konzert fängt gleich an!

Wir lassen unseren Sitznachbarn an der Bar zurück, einen Schauspieler aus der RTL-Soap „Unter Uns“, und schlendern in einen kleinen Nebenraum. Die Bühne ist gerade einmal so groß, dass mit Mühe und Not die fünf Musiker von Woods of Birnam auf ihr Platz finden. Und auch die Größe des Publikumsbereich lässt auf einen Abend mit Wohnzimmerkonzertatmosphäre schließen. Gar keine so schlechte Vorahnung…

Schon von Anfang an kann man kaum anders – Gänsehaut legt sich über die Körper der Anwesenden. Das, was die Band um Christian Friedel da von sich gibt, ist ganz große Kunst. Und das kommt natürlich nicht von Ungefähr. Während der Frontsänger als Musiker und Schauspieler tätig ist und beispielsweise schon eine größere Rolle neben Matthias Schweighöfer spielte, setzt sich der Rest der Gruppe aus Mitgliedern der Band Polarkreis 18 zusammen. Richtig, das sind die mit diesem Ohrwurm „Allein allein“
Woods of Birnam stellen an diesem Abend voller Stolz ihr erstes Album vor. Es ist schwer, ihre Musik mit Worten zu beschreiben. Es scheint nichts diesem Erlebnis gerecht zu werden. Es wäre schlichtweg auch zu einfach, das alles einfach nur als „englischsprachigen Pop“ abzustempeln. Christian Friedel erinnert stimmlich ein wenig an Kahn Morbee von den Parlotones und der Sound an die Schweizer von END.
Manchmal traut man sich kaum, auch nur einmal den Auslöser der Spiegelreflexkamera zu drücken. Doch halb so wild – die Lichteffekte sind passend zur Musik eh nicht von dieser Welt. So flackert es wild wie auf einem Drogentrip (wie wir ihn uns vorstellen), während Christian Friedel zu „Dance“ beinahe schon ekstatisch tanzt.
Auch ins Publikum begibt sich der Wahldresdner äußerst gern und erfährt so unter Anderem von Fans aus Koblenz, welche für ihn sogar schon bis nach Dresden gereist und an diesem Abend extra nach Köln gekommen sind. Und dabei sind diese nun – ohne dabei anmaßend wirken zu wollen – wirklich keine frischen achtzehn Jahre mehr jung. Hut ab an solche fabelhaften treuen Fans!
Mit Anfang zwanzig stellen wir recht schnell fest, dass wir damit wohl die jüngste Riege des Publikums bilden. Doch das stört nicht, im Gegenteil. So eine respektvolle Atmosphäre erlebt man selten. Woods of Birnam dürfen jeden einzelnen Ton auskosten, ehe sich die Zuhörer überhaupt trauen, zu klatschen und zu jubeln.
Dies zählt wohl überhaupt zu den Kernkompetenzen der Besucher, schließlich schafft es die gemütliche Runde, die fünf Musiker noch zweimal zu Zugaben auf die Bühne zurück zu applaudieren. Dies wird belohnt – unter Anderem mit einer sehr ungewöhnlichen Coverversion von „Purple Rain“, aber auch mit einer ausführlichen nachkonzertlichen Gesprächsrunde direkt am Merchstand. Wer möchte, kann sich dort nicht nur das vorgestellte nach der Band benannte Album kaufen, auch Autogramm- und Fotowünsche werden geduldig erfüllt.

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