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Es gibt da so diese Festivals, die bleiben einem einfach für immer in Erinnerung. So für mich und Karolin das Blank It Open Air in Blankenfelde. Vier Jahre ist es schon wieder her, dass wir so herzlich auf diesem Festival in Empfang genommen wurden. Und nun habe ich mich endlich wieder auf den Weg in den Speckgürtel Berlins gemacht.

Hallo Blankenfelde! Es ist schön, dich endlich wieder zu sehen.
Ich steige aus dem verspäteten Zug und bin darüber erstaunt, dass ich den Weg zu deinem kleinen hübschen Festival auf Anhieb von allein finde. Das Einzige, was mir doch nicht mehr so präsent war: Diese eine lange lange lange Straße. Ich durchquere zwar ein absolutes Digda-Paradies, komme dafür aber reichlich durchgeschwitzt am Festivalgelände an. Uff!
Meine Stimmung trübt das dann aber nicht. Ich werde sehr herzlich begrüßt und betrete das Festivalgelände mit einem vorfreudigen Gefühl.
Ja, das alles hier kommt mir tatsächlich noch bekannt vor. Es ist so vertraut und doch so anders. Das BlankIt hat an Größe gewonnen und mit all den süßen neuen Details fühle ich mich, trotz fehlender Begleitung, irgendwie noch wohler als beim letzten Mal.

Es dauert gar nicht lang und der erste Act steht auf der Bühne. Es ist Max Buskohl. Dieser Mann hat in der Vergangenheit bereits Einiges an Kritik von mir einstecken müssen, umso gespannter bin ich heute also auf seinen Auftritt.
Ich grinse blöd in mich hinein, als dieser große schlaksige Typ durch Sven vom Blank It-Team angekündigt wird. Max war schon öfter als ich auf diesem Festival zu Gast.
Nun steht er da also zum wiederholten Male auf dieser Bühne. Viel hat er nicht am Start – nur sich selbst, seine kraftvolle Stimme, die etwas nuschelnde Aussprache und eine Akustikgitarre. Zu meiner Überraschung singt er dieses Mal ausschließlich deutschsprachige Songs über das eine oder andere Alltagsphänomen und bezieht das Publikum so gut wie nur möglich ein. Bei „Vernünftiges Kind“ etwa röhrt er teilweise ohne Mikrofon weiter, um die Zuschauer beim Mitsingen zu unterstützen. „Könnt ihr mir helfen, um mich wieder aufzubauen – und zwar Stein für Stein?“, fragt er während des Songs mit dem Namen „Haie“ und motiviert auch so zu einem kleinen, aber dennoch feinen Mitmachchor. Ich würde Max Buskohl noch immer nicht für überragende Texter-Fähigkeiten in den Himmel loben, bin aber doch ziemlich fasziniert von seiner Darbietung. Ja, er kann echt was. Weiter so!

Leider sitzt den Beteiligten so wie bei jedem Festival auch dieses Mal wieder die Zeit im Nacken, weshalb Max nicht länger spielen kann als gute zwanzig Minuten. Irgendwie auch schade, aber die anderen Künstler sollen ja schließlich auch noch auftreten können.

Fliegender Wechsel. Kaum hat Max die Bühne verlassen, hat Sven nun auch schon den nächsten Musiker im Schlepptau. Dirk Weidner sang einst den Titelsong für die Zeichentrickserie „Als die Tiere den Wald verließen“ und nun steht er als Singer-Songwriter auf der Bühne. Schöne klare Stimme, kein großes Trara, gemütlich und irgendwie auch radiotauglich. Ich muss dennoch zugeben, dass ich mich nicht zu sehr auf seine Darbietung konzentriere, da ich mich viel zu sehr auf den darauffolgenden Act freue.

Dirk überzieht die Auftrittszeit. Schneckenartig schleicht die Zeit voran. Ungeduldig pirsche ich nach vorn. Hat es doch tatsächlich fast anderthalb Jahre gedauert, um die Tipps für Wilhelm seit dem Lagerfeuer Deluxe in Köln endlich wieder zu sehen. Obwohl ich mich mittlerweile überwiegend den lauteren Tönen verschrieben habe, springt mir mein Herzchen vor Vorfreude beinahe aus der Brust, als die Band rund um Guillermo Morales die Bühne betritt. Was währenddessen so auf dem Festivalgelände passiert – es tut mir leid, aber ich nehme es nicht wirklich wahr. Eigentlich ist es mir sogar egal, denn jetzt zählt erst einmal nur noch der Auftritt der Tipps für Wilhelm. Die Band wirkt heute ein wenig zerstreut, erzählt vom kleinen Autounfall des Frontmanns, versucht zu scherzen und konzentriert sich dann doch lieber auf die Musik. Eine gute Idee. Wenn es nach mir ginge, dann würde der Auftritt der Tipps für Wilhelm nie wieder enden – selbst wenn sie dafür „Ganz weit im Osten“ immer und immer singen müssten.

Als Nächstes rollt der barfüßige Schraubenyeti mit seinem Klavier auf Rädern auf die Bühne. Barfüßig röhrt er drauf los. Ein schönes Bild auf der Bühne, Balsam für die Gehörgänge. Seine ehrliche und gefühlvolle Musik geht ins Ohr und bleibt da drin. Guter Typ. Mich wundert, dass er mir durch den Dresdner Musiker RANY nicht längst eher aufgefallen ist.

Mittlerweile ist es schon deutlich dunkler geworden. Zu schade, dass die vom Blank It Team so hübsch platzierten Lampions nicht halten, was sie versprechen.

Eine der größten Überraschungen des Tages beschert mir der nun Act. Schon oft von der Band gelesen, habe ich mich ehrlich gesagt noch nie genauer mit den Kids of Adelaide beschäftigt. Umso überraschter bin ich, als sie mit ihrem lässigen Folk-Rock um die Ecke kommen. Ich möchte mitwippen und genießen. Ich glaube, das ist die Musik, die ich mir für einen gemütlichen Sommerabend so wünsche. Soweit ich das beurteilen kann, sieht das Publikum in Blankenfelde das auch ganz ähnlich. Ja, ich mag diese lässigen Jungs und ihre Show irgendwie.

Der letzte Act des Abends macht mich dann auch noch einmal ein wenig nervös. Ich gebe zu – ja – ich war früher mal ganz ganz großer Fan von ihr, hatte sie danach aber größtenteils aus den Augen verloren. Gerade erst Backstage mit Max Buskohl plaudernd gesichtet, steht Elif nun auf der Bühne des Blank It Open Air. Sie wirkt in meinen Augen unglaublich erwachsen. Und das, obwohl sie gerade mal etwas als ein Jahr älter als ich ist. Selbst dann noch, als sie recht munter über ihre Erfahrungen beim Videodreh zu „200 Tage Sommer“ spricht – dem Song, bei dem ich bis heute nicht weiß, wieso ich ihn eigentlich fehlerfrei mitsingen kann. Doch ich genieße es. So wie die Leute um mich herum auch.

Hinter der Bühne knüpfe ich trotz recht großer Müdigkeit noch ein paar Kontakte, ehe ich erst viel zu spät in auf meine vorgewärmte Couch in Berlin falle, um nach nur wenigen Stunden Schlaf erneut den Weg nach Blankenfelde anzutreten.

Fotos vom Freitag des Blank It Open Air 2016

Transparenzhinweis: Ich durfte das Festival kostenlos besuchen. Meine Persönliche Meinung zum Event bleibt davon unberührt.