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[dropcap]G[/dropcap]emischte Gefühle begleiteten mich an diesem Sonntagabend auf dem Weg nach Köln. Schallgefluester war beim Konzert von An Early Cascade, This April Scenery und Into The Fray in Köln.

Schon als ich das erste Mal von diesem Konzertabend las, wusste ich nicht so recht, wohin ich mit meinen Gefühlen soll. Die Gedanken überschlugen sich. ‚Krass, nach drei Jahren sehe ich An Early Cascade wieder! WAS?! Into The Fray? Ich werde weinen! This April Scenery hören auf? Ich werde soooo weinen!‘

Bevor ich zum Abend an sich komme, muss ich zunächst doch kurz ausholen. Es klingt vielleicht etwas schräg, aber eine der drei Bands dieses Abends habe ich erst vor einigen Monaten via Spotify entdeckt. Wenn ich nicht gerade ganz viel Krachmusik höre oder irgendwas mal mehr und mal weniger Peinliches lautstark mitsinge, dann genieße ich eine der zahlreichen Entspannungs- und Konzentrations-Playlisten. So stieß ich eines Tages auf den Song „Fragile“ von Into The Fray und verliebte mich instant in diesen Sound. Nun dachte ich aber, die Band sei eh zu groß oder im anderen Sinne viel zu weit weg, als dass ich sie je live erleben könnte. Oh Tini…

Into The Fray Blue Shell Köln Schallgefluester Credits Christin Meyer

Da stehe ich nun im Blue Shell, absolut nervös und von den doch ziemlich kontroversen Gedanken überfordert. Bis Into The Fray die kleine Bühne betreten und mit ihrer wunderschönen Mischung aus Ambient Indie und Post Rock meine volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mein Herz rast vor Freude, es schlägt mir bis zum Hals hinauf. Ich weine nur nicht los, weil ich mich nicht blamieren möchte, spüre Gänsehaut am gesamten Körper und verliere für ein paar Minuten den Bezug zur Realität. Ich muss mich kneifen, um nicht komplett abzudriften und wieder in der Wirklichkeit anzukommen. Eine solche Derealisation erlebe ich fast ausschließlich in Situationen, die mir viel zu schön um wahr zu sein vorkommen. Und ich finde, genau das sagt über diese Band und ihren Auftritt einfach mehr als tausend Worte…

This April Scenery Blue Shell Köln Schallgefluester Credits Christin Meyer

Weiter geht es mit This April Scenery. Mittlerweile wieder mit der Wahrnehmung auf einem realitätsnahen Level angekommen, blicke ich umher und freue mich. Es ist deutlich voller im Blue Shell geworden. Irgendwie ist es doch traurig und schön zugleich, dass die Menschen um mich herum gemeinsam den Abschied der Band zelebrieren möchten. Nach einem überaus sympathischen Soundcheck ballern This April Scenery ein letztes Mal mit Taschentüchern in den Ohren drauf los und haben noch einmal so richtig großen Spaß. Poppunk meets Post-Hardcore. Und es ist einfach nur geil.
Mimik und Ansagen sprechen für sich. Sie fühlt sich tierisch skurril an, diese Mischung aus einer gewissen Abschiedstrauer und Erleichterung. Und Frontmann Nico Vetter ist es schließlich selbst, der unter den schallenden „Zugabe“-Rufen die besten Worte für jene Situation der Band findet: „Gute Nacht.“ 

Diese nun in die Geschichte eingehenden Worte scheinen sich einige Leute zu Herzen genommen zu haben. Es wird leerer im Club. Und das, obwohl der eigentliche Headliner des Abends noch aussteht.

An Early Cascade Blue Shell Köln Schallgefluester Credits Christin Meyer

Es war noch nie so Zeit für An Early Cascade wie jetzt. Ich schmeiße meine Trauer über Bord. Obwohl ziemlich genau satte drei Jahre vergehen mussten, fühlt sich das alles jetzt so an, als sei ich nie weg gewesen. Mit nur einem kleinen Unterschied: Irgendwie ist es alles ja doch noch intensiver und einfach geiler geworden. Musikalische Professionalität trifft auf ehrliche Nahbarkeit. Und trotz der ziemlich spärlichen rotstichigen Beleuchtung des Clubs erfüllt die Band den Raum mit ihrer Präsenz. An Early Cascade fahren eine fabelhaft ausgewogene Mischung aus älteren und brandneuen progressiveren Songs auf. Was mich an diesem Abend aber wieder einmal am meisten fasziniert, ist die Stimmenakrobatik eines Maik Czymara… whoot?! Ohne Worte!

Unter dem Strich lässt sich sagen, dass dieser Abend hätte kaum besser sein können. Noch heute tummeln sich so einige Ohrwürmer des Abends abwechselnd in meinem Kopf und ich bin davon überzeugt, dass das noch für längere Zeit so bleiben wird.

Bemerkenswert bleibt übrigens auch eins: Während ich sonst mit meiner Vorliebe für härtere Musik gern einmal allein da stehe, sind An Early Cascade bisher tatsächlich die einzige „Krachband“, die sogar Karo so richtig richtig gut findet. Das hat dieser Konzertabend wieder einmal aufs Neue bewiesen.

Fotos: An Early Cascade, This April Scenery und Into The Fray in Köln

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Informationen zum Konzert

Das Konzert von An Early Cascade, This April Scenery und Into The Fray fand am 07. Mai 2017 im Blue Shell in Köln statt.
Fotos:
 Tini (Christin Meyer) für Schallgefluester