[dropcap]W[/dropcap]ie beschäftigt man eine Musikbloggerin für längere Zeit? Man gebe ihr das selbstbetitelte Album der Leoniden. Sie wird schon doof genug sein und mal eben unzählige Minuten allein in die Analyse des Coverbildes stecken.
Von Madonna über Weezer bis hin zu Adam Angst – das Phänomen ist durchaus bekannt: Viele Künstler benennen ihr erstes Album nach sich selbst. Man kann ihnen Unkreativität vorwerfen oder die Absicht, seinen eigenen Sound irgendwie definieren zu wollen. Wo auch immer die Gründe bei den Leoniden im Kern liegen mögen, eine gute Wahl haben sie da schon getroffen. „Leoniden“ ist zweifelsohne ein entzückendes Wort, handelt es sich doch tatsächlich um einen Sternschnuppenstrom. Romantisch!
Fakten: Leoniden – Leoniden
Name | Leoniden von Leoniden ¹ |
Erscheint | am 24.02.2017 via Two Peace Signs Records |
Musikstil | tanzbarer Indie-Pop mit Einflüssen aus Elektro und Rock |
Spieldauer | 36:30 min verteilt auf 12 Songs |
Weitere Infos | |
zu erwerben via Amazon*, iTunes und Co. |
Äußere Werte: Leoniden – Leoniden
Das selbstbetitelte Album der Leoniden aus Kiel kommt optisch gesehen auf jeden Fall ziemlich hip daher. Eine Hand mit einem goldenen Amulett, dahinter eine schön anzusehende, aber für mich nicht näher bestimmbare Pflanze. Komplettiert wird dies von einem gedeckten mintfarbenen Hintergrund und einem breiteren Rahmen aus zartem Altrosa.
Ja, ich gebe es zu, ich habe viel zu viel Zeit in den Versuch einer Analyse gesteckt. Ich habe eine Hand voll Laien, zwei ambitionierte Hobbygärtner und vier Webseiten zur Pflanzenbestimmung konsultiert, um zum Schluss zu kommen, dass die abgebildete Pflanze mit den schlangen weißen Blütenblättern, den großen Blütenstempeln und den auffällig perfekt wellenförmigen Blättern zumindest in meiner Lebensrealität so nicht existiert. Man belehre mich aber gern eines Besseren.
Was die abgebildete Hand aussagt, das kann ich allerdings erklären. Bei den vier gehobenen Fingern handelt es sich um „two peace signs“ – also tatsächlich zwei Victory-Symbole auf einmal. Sie sind ein Erkennungszeichen, eine Parole der Band. Und stehen ganz nebenbei auch für ihr eigenes Label „Two Peace Signs Records“. Schöne Sache!
Innere Werte: Leoniden – Leoniden
Während ich das Album mal wieder durchhöre, herrscht draußen ungemütliches graues Regenwetter. Ein Härtetest. Denn die Leoniden waren für mich vom ersten Mal Hören an eine Band der Leichtigkeit, deren Untertitel „Kopf aus, Musik an“ lauten könnte. Scheiße drauf? Leoniden rein. Schlechtes Wetter? Laut Leoniden aufdrehen. Bock auf lockeres Abtanzen zu nerviger Hausarbeit? Leoniden hören. Dementsprechend war ich natürlich gespannt darauf, ob sich der Eindruck auf dem Album bestätigen würde.
Das Debütalbum der Leoniden beinhaltet 12 mal etwas mehr und mal etwas weniger tanzbare Indie-Pop-Songs, stilistisch irgendwo in der Nähe von The 1975, Pool und The Munitors angesiedelt, hier und da mit mal mehr und mal weniger Rock, etwas Elektronik, nahezu hymnisch-choralen Backgroundgesängen und deutlicher Tanzbarkeit aufgepeppt. Was die Kieler Band besonders herausstechen lässt, sind vor allem die unschuldig wirkende Kopfstimme des Sängers Jakob Amr, eine besonders treibende Rhythmik und ohrwurmverdächtige Melodien wie etwa in „Nevermind“ oder „1990“. Man munkelt, Letzteres stelle das Geburtsjahr des einen oder anderen Bandmitglieds dar.
Erfrischend: Im Song „Doves“ wird es in Sachen Sound sogar ein wenig dreckig.
Besonders positiv fällt mir darüber hinaus der Titel „Sisters“ auf, obwohl er im Gesamten doch weniger leichtfüßig daherkommt als eine Vielzahl der anderen Tracks dieses Longplayers. Doch vielleicht packt mich genau diese gelungene Abwechslung in Kombination mit der unglaublich eingängigen Hookline des Tracks.
Die Leoniden vereinen auf ihrem Debütalbum die verschiedensten musikalischen Richtungen ohne dabei ihren musikalischen Charakter zu verlieren. Es ist wirklich viel los auf diesem Album. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, was da alles passiert, dann läuft man eventuell sogar Gefahr, ein wenig überfordert zu sein. Einige Male durchgehört überrascht mich nämlich erst einmal eine dicke Reizüberflutung irgendwo zwischen unendlicher Euphorie und „ich brauch‘ jetzt erstmal eine Verschnaufpause.“ Ich denke, jetzt verstehe ich auch die besungene „time to get addicted“.
Fazit: Leoniden – Leoniden
Das Debütalbum der Leoniden lässt sich am besten als vielseitiger tanzbarer Quarterlife-Soundtrack beschreiben. Man kann gar nichts anderes tun als die eine oder andere catchy Hook lauthals mitzusingen und bis über beide Ohren zu strahlen. Als Gesamtwerk kann das Album durch die geballte Ladung an Eindrücken allerdings auch etwas überfordernd wirken. Umso gespannter bin ich daher auch auf die kommenden Liveshows…
Anspieltipps: Nevermind, Sisters, Storm
Leoniden auf „Two Peace Signs“-Tour 2017
präsentiert von INTRO, ByteFM, MusikBlog, DIFFUS, Cardinal Sessions & Landstreicher Booking
11.03.2017 | Münster | Gleis 22 |
16.03.2017 | Kiel | Die Pumpe |
17.03.2017 | Flensburg | Volksbad |
18.03.2017 | Hamburg | Molotow |
21.03.2017 | Hannover | Lux |
22.03.2017 | Bremen | Lagerhaus |
23.03.2017 | Oberhausen | Druckluft |
24.03.2017 | Lingen | Alter Schlachthof |
25.03.2017 | Braunschweig | B58 |
26.03.2017 | Rostock | Peter Weiss Haus |
27.03.2017 | Magdeburg | Musikkombinat |
28.03.2017 | Leipzig | Naumanns |
30.03.2017 | Berlin | Musik und Frieden |
31.03.2017 | Wiesbaden | Schlachthof |
01.04.2017 | Stuttgart | zwoelfzehn |
02.04.2017 | München | Sunny Red |
04.04.2017 | Köln | Blue Shell |
05.04.2017 | Saarbrücken | Garage/Kleiner Klub |
06.04.2017 | Würzburg | Cairo |
08.04.2017 | Augsburg | SOHO Stage |
09.04.2017 | Ludwigshafen | das Haus |
Karten für die Tour gibt’s beim lokalen Ticketdealer Eures Vertrauens oder beispielsweise bei Eventim.