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[dropcap]M[/dropcap]anche Konzertbesuche ergeben sich eher spontan und das ist auch gut so. So geschehen an einem Donnerstag Ende April. Trotz des Bahnstreiks machte sich Christin auf den Weg nach Köln, um dort ihre wunderbare Konzertbekanntschaft aus Fulda und die talentierten Menschen von The Munitors im Vorprogramm der ihr im Vorfeld noch nicht so ganz bekannten Hamburger von Pool zu sehen.

Eine knappe Stunde vor Einlass stehen wir vor dem Blue Shell, dem Konzertclub, welchen ich schon längst besucht haben wollte, aber einfach noch nie dazu kam. So viele Menschen schwärmen davon und endlich ist der Abend angebrochen, ab dem ich mitreden kann.

Zunächst stehen wir dort allein, doch bald schon weist mich meine Begleitung auf etwas äußerst Auffälliges hin. Die Mädchen da einige Häuser weiter wollen mit Sicherheit zum Konzert. Man erkennt sie an der zumeist eher dunkel gehaltenen Bekleidung und vor allem den Jeans mit dem Schlitz im Bereich des Knies. Dies scheint dann wohl der Dresscode der Fans der Briten von The 1975 zu sein. Deren Supportslot im Herbst 2014 war es nämlich, welcher die Drei von Pool den breiteren Massen bekannter machte.
Wir sehen dabei zu, wie manche Mädchen sogar hektisch aus Mamas Auto hüpfen, um in einer Art regelrechtem Sprint zu den Jungs zu gelangen, welche sich einige Meter weiter vor einem Laden herumtreiben. Mit Beobachtung dieses Phänomens fühle ich mich für diesen Abend dann offiziell alt.

Im Club angekommen muss ich diese Szenen erst einmal verkraften und man munkelt gemeinsam darüber, wie wohl der Altersdurchschnitt der Konzertbesucher zu sein vermag. Sechzehn oder doch Anfang zwanzig? Fakt ist – die Frauenquote spricht an diesem Abend klar für sich, wenn auch hier und da ein paar männliche Wesen im Publikum zu finden sind. An der Musikrichtung kann das meiner Ansicht nach nicht liegen, aber vielleicht sehen die Mitglieder beider Bands ja auch einfach überdurchschnittlich gut aus oder haben andere Argumente, die eher weibliche als männliche Wesen ansprechen.

Doch zunächst verschaffen wir uns einen Platz an der Pole Position direkt vor der Bühne. The Munitors läuten den Abend bei feinster Akustik ein. Obwohl wir bereits vorher Teilen des Soundchecks lauschen konnten, der die Maßstäbe bereits hoch gesetzt hatte, toppen sie dies noch einmal um Welten. Die Livequalitäten der Band sprechen für sich – astreine Stimmen, hervorragende Instrumentführung und eine eher unaufgeregte Bühnenshow treffen auf einen Konzertclub, in welchem es akustisch gesehen völlig egal ist, wie weit man von der Bühne entfernt steht, weil einfach alles so unfassbar gut klingt. So begeistern die Munitors nicht nur uns, sondern auch den Rest des Publikums, das zunächst leider noch etwas schüchtern ist und sich kaum näher an die Bühne herantraut. Doch im Laufe des Abends schwinden die Berührungsängste, denn anders kann ich es mir nicht erklären, dass die Vier aus der Nähe von Frankfurt am Main schließlich sogar Schuhe signieren dürfen. Der Supportslot der Jungs rast beinahe an uns vorbei und so bin ich ziemlich traurig, als diese auch schon wieder die Bühne verlassen.

Kurz vor dem Auftritt von Pool sieht die Situation vorn schon ganz anders aus. Es wird kuscheliger. Doch wie gut, dass sich die Musik der Hamburger als durchweg tanzbar entpuppt und man sich so seinen Freiraum schaffen kann, ohne groß negativ aufzufallen. Und auch die Lichtshow unterscheidet sich deutlich vom Vorprogramm. Während anfangs nur die übliche und eher von Fotografen verhasste Kombination aus Rot und Blau zum Einsatz kam, gibt es nun eine regelrechte Lichtexplosion im tollen Zusammenspiel mit dem sonst eher nervigen Bühnennebel. Pool machen ihre Sache super, heizen dem Publikum ein und feiern in ganz eigener Partyatmosphäre gebührend das Erscheinen ihres Debütalbums „Snacks & Supplies“. Songs wie die fast schon augenkrebserzeugende und Kichern hervorrufende Zugabe „Pink Pussy“ bleiben mir noch einige Tage danach im Ohr. Nun könnte ich mir die Musik dieser Band sicher nicht ständig anhören, doch so hin und wieder bietet diese mit ihren Ausbrüchen in den Funk eine gelungene Abwechslung mit absoluter Daseinsberechtigung.

Ich verlasse das Blue Shell mit dem Gefühl, den Abend bei einer lässigen Indiepopparty verbracht zu haben. Als Nicht-Party-Gängerin ist dies zugegebenermaßen ein ziemlich eigenartiges Gefühl.

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Konzertfotos