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[dropcap]D[/dropcap]ie Ruhr Games sind eigentlich vor allem für die vielen sportlichen Aktivitäten bekannt. Ob BMX oder Tanzen, Parcour oder Kanu – knappe 10.000 Sportler sollen an diesem Event teilnehmen. Für alle, die sich bei Anblick dessen zu unsportlich fühlen, gibt es noch ein großes musikalisches Rahmenprogramm. Wir – die personalisierte Unsportlichkeit – sind genau deshalb vier Abende lang bei den Ruhr Games unterwegs. Tag drei verbrachten wir wieder beim Zollverein in Essen. Mit am Start: 3Plusss, Neonschwarz und Maxim.

Tag drei des Festivalwahnsinns. Heute soll das Wetter so richtig ausrasten. Wir suchen uns daher unsere knappsten und leichtesten Klamotten zusammen und starten vorfreudig auf einem neuen Weg nach Essen. Wir wollen den Sonderhalt des RE3 am Zollverein Nord auf Herz und Nieren testen, versagen und verirren uns mächtig auf dem riesigen Areal. Ein Wunder, dass wir es bei dieser Hitze noch irgendwie schaffen.

Völlig fertig von der Anreise suchen wir uns einen der eher raren Schattenplätze und fragen uns, wieso für diesen Fall nicht mehr Sonnenschirme auf dem Gelände bereitstehen. Doch unsere Laune bleibt nicht lange getrübt, der Duft der frischen Erdbeeren steigt uns in die Nasen. Wir können nicht länger widerstehen und sitzen etwas später mit Erdbeeren und Pommes am Tisch. Oh wie ist das schön… wenn dieses Festival etwas ist, dann auf jeden Fall unglaublich gemütlich, nicht so stressig. Besonders die Großflächigkeit mancher Areale freut uns, so kann man sich problemlos zurückziehen, wenn man etwas Ruhe braucht.

Was uns weiterhin sehr angenehm auffällt – Neonschwarz laufen gefühlt alle zehn Minuten an uns vorbei und trotz so manchem schon von Weitem erkennbarem Fan auf dem Gelände – ja, Audiolith-Beutel sprechen dann doch für sich – und beinahe 16.000 Likes auf Facebook scheint dies auch Niemanden großartig zu interessieren.

Wir verziehen uns während der Balkanmelodien des Tanzorchesters Paschulke zunächst zu den BMX-Rampen, ehe wir und auf der naheliegenden Wiese niederlassen. Doch auch dort bleiben wir nicht lange allein. N’Awlins Brassband buhlt um unsere Aufmerksamkeit. Nun gut, sie stört aber auch nicht besonders…

Irgendwann kann sich Karolin aber kaum noch halten und wir begeben uns langsam aber sicher wieder zur Bühne 2, um dort auf eins unserer Highlights zu warten. Die Zeit bis dahin wird mehr als grandios überbrückt. Wir sehen uns die StreetArt Dance Show mit Dance Flavour aus Essen an und fühlen uns wieder wie die unbeweglichsten Monster dieser Welt. Ein paar der Tänzer kommen zweifelsohne einmal ganz groß raus, da sind wir uns sicher.

Langsam rücken wir in die erste Reihe vor. Es wird ernst. Hatten wir es uns doch gerade erst bequem gemacht, platzt es Karo plötzlich einfach so heraus: „Das ist doch seine Stimme!“ Wir springen auf und erblicken Rapper 3Plusss in einer der lässigsten Hosen weltweit mit einem vom DJ gemachten Zopf und Turnbeutel auf dem Rücken beim Soundcheck. Beim Anblick des Shirts müssen wir besonders grinsen – „Heute ist ein guter Tag“ – Chefket. Am Abend zuvor hatte genau dieser uns noch live so sehr überzeugt. Aber klar – 3Plusss und Chefket haben selbst schon einen gemeinsamen Track produziert. Schön, wie bei diesem Festival einfach alles zusammenpasst.
Schon jetzt deutet sich eine lässige Stimmung an. Wenn es nach uns und dem Künstler ginge, könnte es ruhig schon losgehen. Doch die wenigen Minuten halten wir jetzt auch noch aus. Während Karolin ihrer ersten Reihe treu bleibt, verziehe ich mich in den Pressegraben und habe da weitgehend künstlerische Freiheit – wäre da nicht diese Kamera, die den Essener ziemlich penetrant verfolgt, nur damit ihn wirklich alle gut auf der Leinwand sehen können. Nach unserem Geschmack wäre das nun echt nicht nötig gewesen.
Doch egal – jetzt wird gebounct, mitgerappt und im Takt genickt. Der Rapper zieht uns mit Witz, Intelligenz, Charme und vielleicht auch seiner bunten Hose in seinen Bann. Sogar so sehr, dass wir eher unterschwellig mitbekommen, dass Securitykräfte eingreifen und zwei ziemlich angetrunkene Herrschaften aus der ersten Reihe entfernen. Für die Menschen drumherum die Rettung. Als 3Plusss dann auch noch Special Guest Sorgenkind für „Boah ey“ auf die Bühne holt, ist der Auftritt für uns perfekt. Am liebsten würden wir den Essener nun gar nicht mehr gehen lassen. Umso glücklicher macht es uns, als er noch drei Minuten für eine Zugabe eingeräumt bekommt und uns danach in Aussicht stellt, ihn auf dem Gelände noch treffen zu können. Hoffentlich ist das nicht wieder einer einer Witze.
Wir machen es uns wie manch ein anderer Fan nahe eines Getränkewagens bequem und warten einfach ab. Während ich schon bald kaum noch daran glaube, sind sich Andere sicher – er wird vorbeischauen.

Ich gehe zwischenzeitlich erneut in den Bühnengraben und widme mich Neonschwarz. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich sie live wesentlich besser finde als noch auf Platte. Zwar könnte ich mir die Combo sicher nicht ständig geben, doch allein schon die überaus intelligenten Texte sprechen eigentlich schon für ein genaueres Hinhören.

Ich komme wieder und es hat sich bisher nichts getan, also beginne ich damit, lässig im Takt der Neonschwarz-Songs mitzuwippen. Irgendwann schreckt Karo regelrecht auf und deutet in eine andere Richtung. Ich verstehe zunächst überhaupt nicht, was los sein soll, ehe ich die bunte Hose von eben erblicke. Er hat sein Versprechen tatsächlich eingehalten.
Da steht 3Plusss nun und der Kreis um ihn wird größer und größer. Ob lässige Gespräche oder Fotos, er nimmt sich unfassbar viel Zeit für jeden. Ich wäre an seiner Stelle schon längst ausgerastet, ob nun wegen der vielen kleinen schwarzen Fliegen im Haar oder der Frage nach der Lieblingsfarbe. Doch er schlägt sich wacker, bleibt freundlich und zeigt sich seinen Fan gegenüber sehr offen. Obwohl es gar nicht so unfassbar viele Menschen sind, werden es am Ende gute zwei Stunden sein. Chapeau!

Wir unterhalten uns noch mit einer überaus lässigen Bekanntschaft des „Fantreffens“ und bemerken, dass schon wieder alles für Maxim fertig gemacht wird. Himmelherrgott, wie sehr wir seine Musik auf Platte lieben!
So geht es für mich zum letzten Mal für dieses Festival in den Pressegraben der kleineren Bühne. Schon dort stelle ich ernüchtert fest – klar kann dieser Mann etwas, er singt live wirklich gut, doch irgendwie fehlt ihm das, was Jini von Luxuslärm noch zu viel hatte. Wirkliche Bühnenpräsenz strahlt Maxim in meinen Augen leider nicht aus.
Als ich mich zurück zu Karo begebe, zeigt auch sie sich deutlich ernüchtert. So versorgen wir uns noch einmal am überaus genialen veganen Essensstand und lassen Maxims Musik im Hintergrund vor sich hin dudeln. Was für uns unbegreiflich erscheint – wo 3Plusss teilweise stetig die Kamera im Gesicht hatte, sieht man nun nur den Schriftzug am Hintergrund der Bühne. Gerade bei einem der größten Acts des Festivals irgendwie schade…

Wir entscheiden uns für den Weg des geringsten Widerstandes und begeben uns noch vor Ende des Auftritts auf den Nachhauseweg. So ersparen wir uns auch Unannehmlichkeiten wie zu volle Bahnen oder das noch folgende Gewitter.

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