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[dropcap]W[/dropcap]hiteriver sind eine junge Post-Hardcore-Band aus Siegen. In guter alter Do it Yourself-Manier haben sie ihr erstes Album „A Beautiful Place to Hide“ zusammengeschustert.

Whiteriver A Beautiful Place To Hide Cover
Name A Beautiful Place to Hide von Whiteriver ¹
Erschienen am 08.07.2016
Musikstil englischsprachiger Post-Hardcore
Für Fans von… La Dispute, anorak., kála, …
Spieldauer 32:01 min verteilt auf 9 Songs
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zu erwerben via Amazon*, Bigcartel (physisch) & iTunes

Eines fällt schon auf den ersten Blick auf: „A Beautiful Place to Hide“ von Whiteriver hat absolut keinen Grund dazu, sich irgendwo zu verstecken. Die Schönheit des Covers weckt in mir auf Anhieb den Wunsch einer physischen Form der Platte. Ja, eine Vinyl davon wäre für mich schon allein von der Optik her ein echt begehrenswertes Sammlerstück…

Doch wie heißt es so schön? Das Aussehen entscheidet darüber, wer zusammen kommt, der Charakter entscheidet, wer zusammen bleibt. Es wird also Zeit für die inneren Werte. Let’s go.

Mit „Set And Setting“ gehen Whiteriver den Weg eines recht klassische atmosphärischen Intros, dessen zunächst recht ruhige Art von Schlagzeug und emotionaler etwas heiser klingender Stimmengewalt durchbrochen wird und mich dabei nur allzu sehr an La Dispute erinnert. „A closer look in the mirror, this isn’t me / ashamed of what I’ve become.“

„Royal Blood“ zeigt sich da schon von Anfang an von einer anderen Seite und brettert ohne große Umschweife drauf los. Die Vocals wirken eine ganze Spur kräftiger. Die ruhigeren melodischen Parts bieten eine sehr stimmige Abwechslung und erinnern dabei sowohl musikalisch, als auch textlich, ein wenig an die Kölner von anorak. „Can’t we blame our society? How will our mankind survive? The world is not as it seems, I’d rather change my life.“

Einen völlig anderen Kontrast dazu bietet „Amy“. Das Instrumental baut sich langsam mit dem Geräusch von plätscherndem Wasser auf. Es geht eindeutig um eine ziemlich unschöne Trennung, die Verzweiflung in den Vocals macht mich ziemlich fertig. Ein treibendes Schlagzeug stößt dazu. Dieser Song holt mich tatsächlich so richtig ab. Stark!

Während bei „Amy“ der Vergleich mit anorak. nahe lag, sind es bei „Atlantis“ im Bezug auf den Sound die Innsbrucker von kála, an die ich spontan denken muss. Diese musikalisch eindrucksvolle Gesellschaftskritik beginnt zunächst etwas ruhiger, steigert sich dann aber in Sachen Lautstärke und recht melodischer Instrumentalisierung und brettert los. Erst im gemütlichen Kopfnicktempo, ab etwa Hälfte des Songs spürbar schneller. Besonders gut gefallen mir hier die als Echo eingesetzten Cleans. Ich bin mir sicher: Hierzu kann man vom feinsten abgehen.

Whiteriver haben es irgendwie mit den Wechseln. „No Gods…“ nimmt das aufgekommene Tempo zu Beginn wieder etwas raus, die leichte Reibeisenstimme wirkt dadurch noch emotionaler als eh schon. Auch dieser Song brettert dann wieder so richtig los, wird laut, sehr basslastig. Für mich vielleicht eine Spur zu basslastig. „I remember darkest times, when everything seemed to be burned. A god who let us here to die.“ Wumms!

Ohne große Umschweife geht der Track nahtlos in seinen Nachfolger „… Only Humans“ über. Die Lautstärke ballert wieder ordentlich, auch das Schlagzeug spricht für sich. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. „Seeing blindly, hearing, yet deaf / 
Feeling heartless, although there is a heart“ – So langsam machen mich Whiteriver sprachlos.

Das Album hat insgesamt spürbar an Fahrt aufgenommen. „Back Home“ bleibt auf einem lauten und schnellen Niveau, kommt dann aber doch wieder etwas zur Ruhe. Tolle Melodik im Hintergrund. Und eine ganz spezielle Liebeserklärung an die eigene Mutter.

„Unwritten“ baut sich anfangs wieder etwas auf, ehe es schön durchwummert. Der Track beschreibt den wichtigen Selbstfindungsprozess, besticht in meinen Ohren durch eine besonders starke tolle Melodik und passend eingestreute kurze Cleans.

„Endeavor“ holt mich mit seiner Filmsoundtrack-Atmosphäre ein letztes Mal so richtig ab und erinnert daher ein wenig an die großartigen Acres. Der letzte Track der Platte baut vor allem auf sein starkes melodisches Instrumental, besticht aber auch durch die wohl meisten Cleans auf dem ganzen Album.

Starke melodische Instrumentale, typische Themen des Alltags eines Aufwachsenden, berechtigte Kritik (vor allem an der Menschheit), ein gutes Gleichgewicht von ruhig und laut, langsam und schnell. „A Beautiful Place to Hide“ von Whiteriver bietet eine angenehme Abwechslung, die nicht zu schnell langweilig werden dürfte.

Ein großes Kompliment geht raus an Whiteriver. Ihr habt da eine wirklich starke Platte raus gehauen, die nicht im Geringsten nach Do It Yourself klingt und dabei auch noch verdammt hübsch aussieht. Ich bin davon überzeugt, dass ihr mit diesem Album einfach alles richtig gemacht habt.

Anspieltipps: Amy, Atlantis, Endeavor

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